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Die Wunderwelt der Libellen

Die Libellen („Odonata“), die ich an meinem Gartenteich in Rethen und am Großen Koldinger See in Laatzen fotografiert habe, würde ein Libellen-Experte („Odonatologe“) sicherlich als „Feld- Wald- und Wiesen-Libellen“ bezeichnen; also nichts Besonderes. Ich aber habe mich gefreut, dass meine Libellen sich so geduldig von mir fotografieren ließen und darüber hinaus waren sie der Anlass, mich einmal etwas näher mit ihnen zu befassen. Folgendes habe ich herausgefunden:

Vor etwa 320 Millionen Jahren flogen die ersten Vorfahren unserer heutigen Libellen durch die Sumpfwälder des oberen Karbon. Dazu gehörten auch Riesenlibellen, die es auf Flügelspannweiten von bis zu 72 cm (!) brachten und die damit die größten Insekten waren, die es in der Erdgeschichte jemals gegeben hat. Seit dem Jura, das ist etwa 200 Millionen Jahre her, hat sich das Aussehen der Libellen nicht mehr stark verändert. Sie sind eine der am längsten existierenden Tiergruppen unserer Erde. Mit dieser Vita sind Libellen natürlich sehr viel älter als der Mensch, der erst vor ca. 100.000 Jahren die Bühne der Erdgeschichte betrat.

Heute existieren auf unserer Erde etwa 4.700 bekannte Libellenarten, davon ca. 85 Arten in Mitteleuropa. Von unseren Libellen sind etwa zwei Drittel gefährdet und sogar 20 Prozent vom Aussterben bedroht, wobei die größte Gefahr von der Verschmutzung (Überdüngung, Pestizide) und der Trockenlegung und Verbauung von Gewässer ausgeht. Da die meisten Laien die Libellenarten nicht unterscheiden können, stehen bei uns alle Libellen unter Artenschutz.

Libellen sind Insektenjäger, die ihre Beute (zum Beispiel Fliegen, Mücken, Schmetterlinge, Bienen, Wespen) zumeist im Flug mit dem nach vorn gerichteten „Fangkorb“ erjagen und dann mit Hilfe des kräftigen und bezahnten Mundwerkzeugs zerbeißen. Der Flugapparat der Libellen ist außergewöhnlich: Die Flügelpaare können unabhängig voneinander und die Flügel selbst einzeln gesteuert werden. Dadurch werden sie zu Flugakrobaten, denn sie können plötzlich die Richtung wechseln, in der Luft stehen bleiben, abrupt wenden oder gar rückwärts fliegen. Libellen erreichen Höchstgeschwindigkeiten bis zu 50 km/h. Ein weiteres hervorstechendes Charakteristikum sind die großen Facettenaugen, die auf einem extrem beweglichen Kopf angeordnet sind und die aus bis zu 30.000 „Einzelaugen“ bestehen können. Zwischen den beiden Augenkomplexen liegen außerdem auf der Kopfoberseite noch drei kleine Punktaugen, mit denen wahrscheinlich schnelle Flugbewegungen kontrolliert werden. Mit diesen Augen sind die Libellen wahrscheinlich mit dem besten Sehsystem aller Insekten ausgestattet.

Die Lebensräume der Libellen liegen in der Nähe von Wasser, weil die Libellenweibchen ihre Eier zumeist in oder an Gewässern ablegen und weil die Larven auf Wasser angewiesen sind. Eine erstaunliche Fähigkeit haben die Weibchen einiger Arten - zum Beispiel der Prachtlibelle - entwickelt, indem sie zur Eiablage bis zu 90 Minuten unter Wasser abtauchen können. Aus den Eiern schlüpfen in aller Regel die Vorlarven („Prolarven“), die sich dann zu Larven weiterentwickeln. In Mitteleuropa leben die Larven zwischen drei Monaten und fünf Jahren im Wasser. Dann verlassen sie es und beginnen einen neuen Lebensabschnitt an Land und in der Luft. Die Lebenserwartung einer erwachsenen Libelle liegt zwischen 2 und 8 Wochen. Eine Ausnahme macht bei uns allerdings die Winterlibelle, die überwintert und 10 bis 11 Monate alt wird.

Entgegen einem heute immer noch weit verbreiteten Irrglauben sind Libellen weder giftig, angriffslustig noch stech- oder beißwütig. Früher wurden Libellen auch als „Teufelsnadeln“, "Augenbohrer", „Siebenstecher“ oder "Pferdetod" bezeichnet, was ihren schlechten Ruf mitbegründet hat. Eine unsachgemäß angefasste Libelle kann zwar einem Menschen in den Finger zwicken, ihn dabei aber nicht wirklich verletzen.

Der grundlegende Bauplan der Libellen hat sich seit 250 Millionen Jahren in der Evolution bewährt. Um so mehr sind wir aufgerufen, diese einzigartige Tierart zu schützen und zu bewahren. Helfen Sie deshalb mit, diesem großen Ziel näher zu kommen, indem Sie zum Beispiel Ihren Kindern am nahe gelegenen Teich oder Bach ein Kontrastprogramm zum Fernsehen oder zur Spielkonsole bieten. Zeigen Sie Ihren Kindern, wie faszinierend und spannend Libellen sein können, die natürlich nur einen sehr kleinen Teil der unermesslich vielfältigen Natur repräsentieren.

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Anmerkung: Die von mir fotografierten Libellen habe ich bewusst nicht nach Arten bezeichnet, weil mir hierfür die Kenntnisse fehlen. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn Sie mir bei der Bestimmung der fotografierten Libellen helfen!
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Falls Sie weitergehende Informationen über Libellen suchen, empfehle ich Ihnen folgenden Link:
http://www.waldschrat-online.de
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5 Kommentare

Zum "Einstand" ein sehr schöner Bericht, vielen Dank. Finde Libellen immer wieder faszinierend, aber auch ganz schön nervend, wenn sie genau in dem Moment, wenn man auf den Auslöser drückt, abheben.
LG Josie

Lieber Klaus wie recht du hast,dein Bericht ist spitzenklasse. Ich mache auch viele Fotoausstellungen für Schulklassen und hoffe dadurch die Kinder der Natur näher zu bringen.Und herzlich willkommen hier bei myheimat.

Zauberhaft.
Ich habe noch nicht alles gelesen, werde ich bestimmt noch nachholen.

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