Die Kopten, Ägyptens bedrängte Christen
Menschenrechtler Fouad Ibrahim zu Gast beim Christlichen Seniorenbund Immanuel Laatzen
Für die Kopten ist die Lage in Ägypten problematischer als vor den Revolutionen von 2011 und 2012. Die Muslembrüder und andere ihnen nahestehende Gruppen im Land am Nil bekämpfen diese Minderheit, ohne dass die staatlichen Stellen einschreiten oder den Christen Schutz bieten.
Zu diesem Fazit kam Prof. Dr. Fouad Ibrahim, emeritierter Professor für Sozialgeographie und ehemalige Leiter der Abteilung für Länderkunde Afrikas an der Universität Bayreuth in seinem Vortrag beim Christlichen Seniorenbund Immanuel Laatzen.
Zu Beginn seiner Ausführungen führte Prof. Ibrahim die 50 Gäste im Veranstaltungsraum Wiese 2 auf eine Zeitreise in die Anfänge der ägyptischen Christen. Im Jahre 41 nach Christus war Ägypten das erste christliche Land der Welt. Kopten waren es, die die Urkirche prägten, das christliche Mönchtum begründeten und lieber als Märtyrer starben als von ihrem Glauben abzuweichen.
Das Oberhaupt der koptischen Kirche ist derzeit Tawadros II., er trägt den Titel 'Papst von Alexandrien und Patriarch des heiligen Stuhls von St. Markus'.
Heute beträgt der Anteil christlicher Bürger in Ägypten nur noch rund 15 Prozent. Im Jahre 640 eroberten die Araber das Land. Es folgten Jahre der Unterdrückung und Verfolgung – bis in die heutige Zeit.
Bei den Unruhen nach der Revolution von 2011 seien auf christliche Ägypter von Angehörigen islamischer Gruppierungen regelrechte Hetzjagden ausgeübt, Kirchen und Einrichtungen zerstört worden, berichtete Ibrahim. Viele Tote und Tausende Verletzte seien die Folge gewesen. Islamisten hätten christliche Mädchen entführt, vergewaltigt und zwangsverheiratet.
In der Folge hätten viele Kopten das Land verlassen. In den USA leben zwischenzeitlich 1 Million Kopten, in Kanada 200000. In Deutschland haben 10.000 Kopten ihre neue Heimat gefunden, in Hannover leben 50 koptische Familien.
Die Mehrzahl der Kopten verblieben getragen von ihrem Gottvertrauen im Land, so Ibrahim, selbst Angehöriger der koptischen Kirche.
Sie helfen sich gegenseitig und der armen Bevölkerung durch Projekte wie „Ziegen für arme Frauen auf dem Lande“ oder beim Wertstoffstoffrecycling. Immerhin gibt es in Kairo 100.000 Müllsammler.
Da Prof. Ibrahim auf ein Honorar verzichtete, spendeten die Gäste großzügig für die notleidenden Kopten in Ägypten. Der Verein plant, demnächst einen koptischen Gottesdienst zu besuchen.