Lesung „Evas Tagebuch“ in der Heimatstube in Gleidingen
Einen stimmungsvollen Nachmittag erlebten Mitglieder und Gäste des Deutschen Hausfrauen-Bundes Ortsverband Laatzen e.V. in der Heimatstube in Gleidingen. Eva Simon las aus ihrem Roman „Evas Tagebuch“.
Lebhaft und in mitreißender Art präsentierte sie kurze Geschichten in denen typische Alltagserlebnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit in Hannover-Linden (1938 bis 1961) geschildert werden. Da ging es u.a. um einen vermeindlichen Kaninchenbraten mit Kruste (und das in der Kriegszeit), eine „Eva-kuierung“ nach Pegnitz in Franken um Eva vor drohender Gefahr zu schützen. Im Kapitel „Ausgebombt“ schildert Eva Simon wie aus den Trümmern ihres Hauses eine Porzellankaffeekanne noch mit Kaffee gefüllt ausgebuddelt wurde, aber ihre Puppe Pummelchen für immer verloren geht. Dies traf „Evchen“ ganz besonders hart.
Die Nachkriegsgeschichte in der Oma, Mutti, Tante Emmy, Gerda, Helga und Eva wie eineiige Sechslinge – in lila-gelb quergestreift auftraten – veranlasste die Anwesenden schallend zu lachen. Die einheitliche Bekleidung kam dadurch zustande, dass die Familie von einer Bekleidungsfabrik einen kompletten Ballen gestreiften Stoff geschenkt bekam. Daraus wurden dann für die ganze Familie Kleider genäht. Da diese gerade zu Pfingsten fertig waren, wurden die Frauen von ihren Männern als „Pfingstochsen“ bezeichnet.
Die Lesung endete schließlich mit einer Geschichte über „Die erste eigene Wohnung“ und der Feststellung und Frage, wem eine Lehrerin ähnlich sieht: Nämlich einer anderen Lehrerin!
Diese persönlichen, teilweise nachdenklichen, aber auch mit viel Witz versehenen Aufzeichnungen entstanden anhand von eigenen Tagebüchern, alten Zeugnissen und aus den Kriegswirren geretteten Fotoalben. Zunächst erschienen daraus zwischen Dezember 2001 und Januar 2002 zwanzig Kurzgeschichten in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Diese fanden bei den Lesern so ein positives Echo, dass aus den 20 Zeitungsgeschichten schließlich 90 Buchgeschichten wurden. Eva Simon hat also für das Buch ihre Erinnerungen wesentlich ergänzt. Die erste Auflage erschien im Jahre 2002 und wurde ein großer Erfolg. Mittlerweile ist auch schon die 2. Auflage erschienen.
2008 wurde zudem auch noch ein Hörbuch produziert – natürlich von Eva Simon persönlich gelesen.
Die Zuhörer der Lesung waren sich am Ende einig – es war eine Veranstaltung der besonderen Art, in der sich so mancher an Erlebnisse seiner eigenen Jugend erinnern konnte. Alle waren Eva Simon sehr dankbar, dass sie extra aus Hamburg angereist war, um ihr Buch zu präsentieren. Das Ambiente der Heimatstube sorgte zudem für einen besonderen Rahmen.
Ich höre im Moment das Hörbuch und bin ganz ergriffen und direkt ein wenig traurig, dass ich nicht bei der Lesung dabei war. Man hat ja direkt so viele Fragen, wie z.B. was ist wohl aus der Evakuierungsfamilie geworden. Hat sie noch Kontakt zu Ruth? Aber schön zu wissen, dass die Dame lebt und auch sehr lebendig aussieht :)