Schülerzahlen in Bad Gandersheim
Das Gandersheimer Kreisblatt berichtet am 03. Februar 2012 über die geplanten Schulschließungen im Landkreis.
Der Landrat legt einige Seiten mit Zahlen vor, auftragsgemäß und vorfristig, niemand zweifelt an der Richtigkeit der Zahlen. Trotzdem fallen Kreistagsabgeordnete über den Landrat her „so früh“, „ein Schock“. - Was ist da los?
In den Jahren 1970 bis 1972 gab es den berühmten „Pillenknick“, die Zahl der Geborenen je Frau fiel plötzlich auf rund 1,4 und lag damit um rund ein Drittel zu niedrig. Das ist ziemlich genau 40 Jahre her. Die damals und in den Folgejahren nicht geborenen Mädchen haben dreißig Jahre später auch keine Kinder geboren. Das merkten zuerst die Kindergärten, denen die Kinder ausgingen (und die sich nun auf einmal für die unter Drei-Jährigen interessierten), und ein paar Jahre später – oh wie überraschend und unerwartet – waren die Schulen ohne Schüler. - Und wer braucht schon Schulen ohne Schüler?
So weit die harten Fakten, die keine Ideologie und kein Parteibuch, nicht einmal ein Kreistagsmandat, verändern kann.
Die Zahlenreihen des Landrats reichen vom Schuljahr 2006/07 bis 2020/21. Für die Hauptschule Bad Gandersheim werden die Schülerzahlen von 135 (2006/07) und 105 (2010/11) genannt, in vier Jahren also ein Schülerschwund von dreißig, mehr als ein Fünftel – und folglich wird die Schule bis zum Schuljahr 2015/16 abgewickelt. Die Realschule Bad Gandersheim verliert in den Schuljahren 2006/07 (271 Schüler) bis 2010/11 (237 Schüler) vierunddreißig Schüler, auch sie wird folgerichtig bis zum Schuljahr 2015/16 abgewickelt. Die aus beiden entstehende Oberschule steht aber auch nicht besser da. Hätte sie im Schuljahr 2006/07 noch 406 Schüler gehabt, so wird sie im Schuljahr 2020/21 nur noch 246 Schüler haben, was rechnerisch nicht einmal zweidrittel ihres Anfangsbestandes ist. Es ist also bereits heute abzusehen, wann auch diese Schule mangels Schülern verschwinden wird.
Für das Roswitha-Gymnasium sieht die Zukunft auch nicht gut aus. Waren es im Schuljahr 2006/07 noch 809 Schüler, so werden es im Schuljahr 2020/21 nur noch 608 sein – und sollte, was sicher ist, Kreiensen nach Einbeck auswandern, dann werden es sogar nur 445 Schüler im Schuljahr 2020/21 sein.
In der alten Rohrstockschule hieß es: Wer nicht hören will, muss fühlen. Ich habe vor Jahren in dieser Zeitung geschrieben: „Macht Kinder!“ - ihr wolltet nicht hören, jetzt werden eben Schulen geschlossen.
Übrigens: in den Jahren 2025 bis 2040 gibt es den nächsten Geburteneinbruch – man darf sich schon jetzt auf die dadurch folgenden Schulschließungen einstellen.
07.02.2012
Hermann Müller
Bentieröder Bruch 8
OT Bentierode
D-37547 Kreiensen
Ein Beitrag für das Gandersheimer Kreisblatt; Abdruck: 07.02.2012