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Das Land Israel

Ich schicke drei Dinge voraus.
Zum Ersten.
Ich habe mir kürzlich die Digitalausgabe der Bibel, die deutsche Einheitsübersetzung, beschafft. Jetzt lasse ich gelegentlich meinen Rechner lesen. Die Suchfunktion führt mich beim Treffer zu der/den Stellen, Versen.
Zum Zweiten.
Schon vor vielen Jahrzehnten hat mir mein Pfarrer gesagt, dass man nicht eine beliebige Stelle in der Bibel aus dem Zusammenhang reißen darf, um daraus irgendwelche Schlüsse abzuleiten. Und wie alle Pfarrer hat er auch gleich eine passende Geschichte dafür: Ein Mensch wollte wissen, was er in einem bestimmten Fall tun soll. So nahm er die Bibel, machte die Augen zu, schlug eine beliebige Seite auf, tippte mit dem Finger auf einen Vers und las: „Und Judas ging hin und erhängte sich“. Der Mensch meint, das könne nicht sein, er probierte es erneut, jetzt fand er: „Gehe hin und tue das Gleiche.“ [Die Zitate sind wohl etwas frei.] Ich hatte verstanden – glaubte ich damals.
Ich biete an: Suche mit der Zeichenfolge „Hexe“, nur ein Treffer: „Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen.“ (Exodus [2. Buch Mose] 22,17). In der Übersetzung der Elberfelder Bibel ist das Wort „Hexe“ und das Wort „Zauberin“ ersetzt – was die Sache zwar anders aber nicht besser macht. Dies ist in der ganzen Heiligen Schrift die einzige Stelle, die dies fordert, und nur mit Verweis auf diese einzige Stelle hin wurden im Namen der Kirchen je nach Quelle als Hexe/Hexer 60 tausend oder 6 Millionen Menschen ermordet – den kleinen Zahlenunterschied wollen gnädig entschuldigen.
Soviel an dieser Stelle zur Auslegung der Heiligen Schrift.
Zum Dritten.
Ich gab zur Suche ein „Israel UND Land“, das ergab 119 Treffer. Und in etlichen dieser Treffer wird davon gesprochen, dass von Gott dem Volk Israel ein Land, das Land seiner Väter, zugesprochen wird – und damit fangen die Probleme an.
Das Land Israel.
Hat dieses versprochene, zugewiesene Land Israel Grenzen oder ist es grenzenlos, füllt es also die gesamte Erde aus?
Wenn es aber Grenzen hat, wo sind diese Grenzen? Kann jemand diese Grenzen in dem heutigen Sprachgebrauch, etwa in Längen und Breiten als Koordinaten angeben?
Wer oder was oder wie entscheidet bei Meinungsverschiedenheiten?
Wer darf innerhalb der Grenzen, also im zugewiesenen Land des Volkes Israel, sich aufhalten, leben, wohnen, siedeln? Nur Angehörige dieses begünstigten Volkes Israel oder auch andere?
Dürfen die Angehörigen des begünstigten Volkes Israel auch außerhalb des ihnen zugewiesenen Landes sich aufhalten, leben, wohnen, siedeln?
Deckt sich das Staatsgebiet des heutigen Staates Israel mit dem Land, das seinerzeit von Gott dem Volk Israel versprochen, zugewiesen wurde?
Gehört zum Beispiel die Negevwüste mit der Hafenstadt Elat zu dem von Gott zugewiesenen Land des Volkes Israel? Wenn nicht, weshalb beansprucht dann der Staat Israel dieses Gebiet?
Was ist mit den Golanhöhen, gehören sie zu dem von Gott dem Volk Israel zugeteilten Gebiet? Wenn nicht, was tut der Staat Israel dort?
Wie ist es mit dem Gazastreifen. Gehört dieses Gebiet zu dem von Gott dem Volk Israel versprochenen Land? Wenn ja, warum ist dann der Staat Israel dort weggegangen und hat seine dortigen Siedler sogar mit Gewalt von dort zurückgeholt?
Und wie sieht es mit dem Westjordanland aus?
Wer mit der Bibel, hier dem von den Christen wie den Juden gleichermaßen verwendeten Alten Testament, argumentiert, bekommt schnell Probleme. Zu viele Fragen bleiben offen.
Die Zeichenfolge „Staat“ gibt es im ganzen Text der Bibel nicht. Und das „Volk Israel“ der Bibel ist nicht identisch mit dem Staatsvolk des heutigen Staates Israel, den „Israeli“. Aber das „Volk Israel“ der Bibel ist ja wohl auch nicht identisch mit dem Begriff „Juden“. Und der Begriff „Juden“ ist doch wohl wieder zweideutig: denn er bezeichnet zum einen doch die Anhänger einer bestimmten (der jüdischen) Religion und zum anderen die Angehörigen eines (aber wie?) bestimmten Volkes. Dieses Durcheinander von Wörtern und Begriffen ist ein ideales Feld für Demagogen. Und wer jetzt noch die (in der Bibel nicht vorkommende Zeichenfolge) „Semiten“ einbringt, sorgt mit dem dann unvermeidlichen Gegenbegriff „Antisemiten“ auch nicht gerade für mehr Klarheit und ganz sicher nicht für Beruhigung und Befriedung.
Und welche Schlussfolgerungen sind nun aus all dem für die Bewertung der heutigen, gegenwärtigen Handlungen (und denen der vergangenen Jahrzehnte) dieses Staates Israel und des diesen Staat tragenden Volkes zu ziehen?

16.11.2011
Hermann Müller
Bentieröder Bruch 8
OT Bentierode
D-37547 Kreiensen

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1 Kommentar

> "Und welche Schlussfolgerungen sind nun aus all dem für die Bewertung der heutigen, gegenwärtigen Handlungen (und denen der vergangenen Jahrzehnte) dieses Staates Israel und des diesen Staat tragenden Volkes zu ziehen?"

Für einen selbst? Oder bezüglich der beiden Gegenseiten dort?

Für mich selbst ist die Religion gar nicht relevant. Religion darf keine Rechtfertigung sein, anderen zu schaden.

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