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Freihändig den PC bedienen

„Hallo Vera!“ heißt es zur Begrüßung und in Sekundenschnelle erscheint der Schriftzug auf der Leinwand. Obwohl Tobias Sander die Tastatur nicht berührt, gibt der PC auch den nachfolgenden Text wie von Geisterhand fehlerfrei wieder. Er spricht deutlich in üblicher Diktiergeschwindigkeit und die Software zur Spracherkennung leistet ganze Arbeit.

Zu dieser gut besuchten Live-Demo im Fritz-Felsenstein-Haus hat sich eine bunte Gruppe interessierter Nutzer eingefunden. Sie wollen neu einsteigen oder den besseren Umgang mit „Dragon“ lernen, einer professionellen Software zur Spracherkennung. Da sind Mediziner unterschiedlicher Fachrichtungen dabei, Rechtsanwälte und Ingenieure, die Befunde oder Briefe diktieren oder einfach nur Ideen schriftlich festhalten wollen. Auch Menschen, die aufgrund einer körperlichen Behinderung ihre Hände kaum nutzen können, nehmen teil. Die Software ermöglicht ihnen die freihändige PC-Bedienung, indem der gesprochene Text über ein Mikro erkannt und schriftlich erfasst wird; anschließend kann der Text über Kommandos formatiert und umgestellt werden. Ein geübter Nutzer schafft bis zu 150 Worte pro Minute. Als Ausstattung reichen ein handelsüblicher PC und ein Headset.

Echte Chance für Anwalt und Schüler
„Da steckt enormes Potential drin“, sagt Roland Salvamoser vom Team INTERAKTIV, der Beratungsstelle für Kommunikations- und Assistenztechnologie am Fritz-Felsenstein-Haus. Gemeinsam mit Willi Sander von Office Automation Sander hat er diese Veranstaltung initiiert. Zum ersten Mal sitzen Menschen mit und ohne Handicap im selben Workshop, weil sie gleichermaßen von dieser Technologie profitieren wollen. So wie Jörg Röderer zum Beispiel, ein junger Rechtsanwalt im Rollstuhl, der seit vielen Jahren mit dieser Software arbeitet: „Derzeit nutze ich die Software, um meine Doktorarbeit zu schreiben.“ Oder Tobias Wilhelm, 16 Jahre alt und Schüler an der Fritz-Felsenstein-Schule: Er wird aufgrund seiner starken körperlichen Einschränkungen die Software für seinen gesamten Schulablauf einsetzen.

Kostenlose Lizenzen statt Jubiläumsfeier
„Wir sind stets auf der Suche nach praktikablen Lösungen, die Menschen mit einer Körperbehinderung helfen, mehr Selbstständigkeit und damit auch mehr Selbstbestimmung zu erlangen“, so Johannes Schwegler, Leiter der Beratungsstelle am FFH. Menschen mit Muskelerkrankungen und schweren Behinderungen aus der ganzen Region fragen hier um Rat und Unterstützung. „In Willi Sander haben wir einen engagierten Partner gefunden, der neben den High-End-Lösungen für verschiedene Berufsgruppen, auch echte Hilfe für unsere Klientel zur Verfügung anbietet.“ Office Automation Sander aus Kleinaitingen ist seit rund 10 Jahren im Bereich Spracherkennung und Diktiertechnik tätig. Aus Anlass des Firmenjubiläums vergibt der Software-Spezialist kostenlos fünf Lizenzen an bedürftige Personen mit einer körperlichen Behinderung. Zwei davon gehen an Schüler der Fritz-Felsenstein-Schule, die damit ihren Schulalltag wesentlich besser meistern. Für Schüler Tobias rückt so sein Traum von einem Schulabschluss in greifbare Nähe.

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