Mit Licht zu positiven Lernerfahrungen
Spezielle Projekte fördern Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeit schwerst-mehrfach behinderter Schüler am FFH
Jeder fünfte Schüler der Königsbrunner Fritz-Felsenstein-Schule lebt mit so vielfältigen körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen, dass er als schwerst-mehrfach behindert gilt. Auf den ersten Blick sieht der Schulunterricht für diese Kinder und Jugendlichen anders aus als herkömmlicher Unterricht, da er sich an den persönlichen Möglichkeiten und Bedürfnissen der Schüler orientiert. Und doch geht es, wie in jeder Schule, um Bildung und Lernen, um die Entwicklung der Persönlichkeit und den Erwerb von Fähigkeiten für die eigene Lebensgestaltung.
Kleine Klassen
„Unsere Schüler haben ganz andere Lernvoraussetzungen als Schüler mit Körperbehinderungen, die sprechen und selbstständig am Schulgeschehen teilnehmen können“, so die Sonderpädagoginnen Beate Pfaller-Wohlfarth und Petra Wesinger.
Deshalb achtet die Schulleitung u.a. auf geringe Klassenstärken: Gerade einmal sieben Schüler sitzen in ihrer Klasse 2e. Diese Zahl relativiert sich jedoch schnell, wenn man weiß, dass vier der Schüler stark eingeschränkt und deshalb umfassend auf Assistenz angewiesen sind.
„Wo Lesen, Rechnen und Schreiben nicht das Ziel sein kann, müssen andere, individuelle Ziele gesteckt werden“, so Walter Falke, Schulleiter an der Fritz-Felsenstein-Schule. „Das Unterrichtskonzept basiert darauf, festzustellen wo die Stärken und Schwächen unserer Schüler liegen, um dann vielfältige individuelle Lernangebote zu machen.“ Das kann beim einen Kopfrechnen sein, bei Schülern mit starken Beeinträchtigungen hingegen sind es Angebote, die ihre Wahrnehmungs- und Umwelterfahrung erweitern und ihnen so helfen, unsere Welt kennen zu lernen.
Individuelle Lebensbewältigung
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die unterstützte Kommunikation, die in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht hat. Sabrina zum Beispiel kann nicht sprechen, betätigt jedoch einen Taster, mit dem sie den Gong zum Morgenkreis einläutet. Die Erfahrung, selbst etwas bewirken zu können, ist enorm wichtig für die Entwicklung eines Kindes, fehlt aber Kindern und Jugendlichen mit starken Behinderungen oft. Die angestrebte individuelle Lebensbewältigung sieht für jeden Schüler anders aus. Deshalb helfen hier keine Rezepte, vielmehr zeigen die Pädagogen Kindern und Eltern Wege auf, wie dies zu schaffen ist.
Lichtprojekt erweitert Umwelterfahrung
Die FFH-Lehrkräfte gehen diese Aufgabe mit viel Kreativität an, wie beispielsweise bei einem kürzlich realisierten Lichtprojekt. Solche Aktionen dienen dazu, das Lernangebot für Schüler mit vielfältigen Beeinträchtigungen entsprechend ihren individuellen Fähigkeiten zu gestalten.
In einem abgedunkelten Raum wurden verschiedene Erlebnisstationen zum Thema Licht aufgebaut: Vom beleuchteten Ich im Spiegel, über bunte Lichtobjekte und Installationen, die durch Interaktion zum Leuchten gebracht wurden, über das Kennenlernen verschiedenster Lichtquellen bis hin zur gemeinsamen Bewegung im Rhythmus pulsierender Scheinwerfer. Dabei wurden die Sinne angesprochen, vor allem aber die Erfahrung der Kinder mit ihrer Umwelt um ein wichtiges Erlebnis bereichert. „Sie lernen dabei, sich interessanten Objekten zu zuwenden und darüber mit anderen Menschen in Beziehung zu treten“, erläutert Sabine Willi, eine der beteiligten Pädagoginnen.