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„LEADER unterstützt Räume und Regionen individuell“: Ein Interview mit Benjamin Früchtl

  • Das LechWertach-Orchester musiziert unter der Leitung von Wolfgang Scherer
  • hochgeladen von Joachim Meyer

myheimat sprach mit dem Geschäftsführer der Regionalentwicklung Begegnungsland Lech-Wertach e.V. und des Lech-Wertach-Interkommunal e.V., Benjamin Früchtl, über eine Bilanz des Jahres 2017 und weitere anstehende Projekte.

myheimat: Herr Früchtl, seit 2008 ist das Begegnungsland Lech-Wertach als LEADER-Region anerkannt, seit 2014 befindet sich die LEADER-Region in der neuen Förderphase. Welche Erfolge konnten im abgelaufenen Jahr für die Region erzielt werden?

Früchtl: Für zahlreiche Projekte hat das Begegnungsland im vergangenen Jahr erfolgreich Fördergelder akquiriert, so z.B. 195.000,00 € für das Projekt „Tiereinander“, das eine Aufwertung des Guts Morhard in Königsbrunn zum Zentrum für tiergestützte Therapie bewirken soll. Ebenso wird beispielsweise das Sozialraumprojekt „Wir daheim auf dem Lechfeld“ der Bürgergemeinschaft Lechfeld e.V. mit rund 88.000 € und die naturnahe erlebbare Gestaltung der Wertach mit rund 92.000 € gefördert. Die gläserne Regionalküche der Metzgerei Naumann in Bobingen mit dem Titel „Naumanns Leib und Seele“ konnte dieses Jahr bereits eröffnet werden und die dort stattfindenden Koch- und Lebensmittelkurse erfreuen sich großer Beliebtheit. Insgesamt befinden sich derzeit 15 Projekte im Antragsverfahren. Seit 2008 wurden somit Projekte mit einem Gesamtvolumen von ca. 12 Mio. € umgesetzt, für die wir ca. 4,0 Mio. € an Geldern akquirieren konnten.

myheimat: Warum ist das europäische Förderprogramm LEADER so wichtig für die Region bzw. für die Entwicklung ländlicher Regionen in Bayern?

Früchtl: Auch wenn der Weg manchmal etwas bürokratisch und langwierig sein mag: LEADER unterstützt Räume und Regionen individuell entsprechend ihrer Entwicklungsstrategie und hilft, die Identität, die Wettbewerbsfähigkeit und die Lebensqualität zu steigern. Die Bürgerinnen und Bürger einer Region können in hohem Maße selbst mitentscheiden, welche Projekte entwickelt werden sollen und wofür Geld ausgegeben wird. Dieses Prinzip aus Bürgerbeteiligung, ehrenamtlichem Engagement und Vernetzung ist Fördervoraussetzung und bietet neben dem Fördermitteln noch einen anderen Mehrwert: Es schafft Begegnungen und neue Kontakte, die so nie zustande gekommen wären. Daraus entstehen wertvolle neue Potentiale für die Zukunft einer Region. Für das Begegnungsland sehe ich hier als ein erfolgreiches Beispiel die regelmäßige Vernetzung unserer Mitgliedskommunen zu wichtigen regionalen Themen.

myheimat: Wie steht die Regionalentwicklung Begegnungsland hier im Vergleich da? Welche LEADER-Projekte und Vorhaben stehen in der nächsten Zeit an?

Früchtl: Als einzige LAG in Nordschwaben wird das Begegnungsland ab 2018 mit einem zusätzlichen Förderbudget von 300.000 € aus LEADER-Mitteln des Freistaats Bayern ausgestattet. Diese können von den Kommunen, Vereinen, Unternehmern oder Privatpersonen abgerufen werden. Ebenso planen wir für das nächste Jahr einen Kleinprojektfonds zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements, in dem verhältnismäßig unbürokratisch Kleinstvorhaben im Ehrenamt unterstützt werden sollen. Natürlich feiern wir auch noch das zehnjährige Jubiläum der LAG Begegnungsland Lech-Wertach. Mehr finden Sie unter www.lag-begegnungsland.de

myheimat: Warum wurde nun im vergangenen Jahr zusätzlich der Lech-Wertach-Interkommunal e.V. gegründet?

Früchtl: Die Aufgaben, die über die Jahre an das Begegnungsland herangetragen worden sind, wurden immer vielfältiger und waren - was Abläufe und Prozesse betrifft - mit dem Konstrukt und den Aufgaben einer LEADER-Aktionsgruppe teilweise nur noch schwer vereinbar. So verwaltet der Lech-Wertach-Interkommunal e.V. nun das Lech-Wertach-Orchester, ist Auftragnehmer für die Umsetzungsbegleitung der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) zwischen Lech und Wertach, betreibt das regionale Kulturportal VOKUS – Vor Ort Kultur Und Spaß, verwaltet das regionale Gutscheinsystem „SonnenSchein“, bietet kostenlose Fortbildungen für die Mitgliedskommunen zu aktuellen Themen wie z.B. „Vergaberecht“ an und veranstaltet zukünftig die Gewerbeschau LEWA. Seit Mai diesen Jahres steht uns zur Erfüllung dieser Aufgaben unser neuer Projektmanager Robert Dölle zur Seite, der bei der LEWA 2018 auch als Ausstellungsleiter fungieren wird.

myheimat:
Im Jahr 2016 fand die Lech-Wertach-Ausstellung (LEWA) im September statt. Heuer wurde pausiert und nächstes Jahr wird die regionale Gewerbeschau dann vom 27. – 29. April 2018 in Bobingen über die Bühne gehen. Es gab Stimmen, die die Unterbrechung kritisierten und nicht darüber begeistert waren, dass man turnusmäßig geplante Veranstaltungen ausfallen lasse. Wie antworten Sie auf diese Kritik?

Früchtl: In Königsbrunn waren wir aufgrund der örtlichen Umstände gezwungen, in den Spätsommer/Herbst zu wechseln. Nach der LEWA 2016 in Königsbrunn haben wir im Vorstand – auch nach Rücksprache mit vielen Ausstellern und den drei Gewerbeverbänden – beschlossen, den LEWA-Termin wieder in die Frühlingsmonate zu legen. Die notwendigen organisatorischen Umstrukturierungen, wie ich sie in der vorherigen Frage beschrieben habe, ließen aber eine Durchführung der LEWA schon im Frühling 2017 nicht zu. Zukünftig soll es beim April/Mai-Termin bleiben und die LEWA wieder jährlich stattfinden.

myheimat:
Die Resonanz auf die letzte LEWA in Königsbrunn war – auch witterungsbedingt – nicht zufriedenstellend, was die Besucherzahlen anbelangt. Nur rund 6.000 Menschen zeigten sich an dieser Veranstaltung interessiert. Wie wollen Sie verhindern, dass sich so etwas wiederholt?

Früchtl:
In der Tat war, obwohl wir am Konzept gegenüber den beiden erfolgreichen Gewerbeschauen in Bobingen und Schwabmünchen eigentlich wenig verändert haben, das Besucherinteresse spürbar geringer. Zurückblickend denke ich, dass neben dem extrem heißen Wetter auch der Herbsttermin einer der Gründe dafür war, denn viele potentielle Besucher/innen haben ihren Bedarf vielleicht schon auf den Frühjahrsausstellungen gedeckt. Mit der Verlegung in den April haben wir hier reagiert.

myheimat:
Einige Aussteller äußerten den Wunsch, dass bei der LEWA ein größeres Augenmerk auf das Rahmenprogramm gelegt werden soll. Welche Pläne dazu können Sie uns jetzt schon verraten?

Früchtl:
Wir möchten verstärkt auf lokale und regionale Gruppen setzen, jedoch auch die bewährten Vortragsreihen weiterführen. Mehr finden Sie demnächst auf www.lewa2018.de

myheimat:
Wie hat sich aus Ihrer Sicht das „SonnenSchein“-Gutscheinsystem der Region Begegnungsland Lech-Wertach bewährt?

Früchtl:
Zusammen mit den Gutscheinen der Werbegemeinschaft Schwabmünchen und des Gewerbevereins Bobingen ist das „SonnenSchein“-Netzwerk konstant bei über 200 Unternehmen und Geschäften in der Region, die partizipieren. Gerade in Königsbrunn konnten wir in diesem Jahr zahlreiche neue Akzeptanzstellen begrüßen. Für die Unternehmen ist die Teilnahme am SonnenSchein kostenlos, es sind keine Clearing-Gebühren oder Umsatzbeteiligungen damit verbunden. Auch die Akzeptanz bei den Kunden ist aus unserer Sicht sehr zufriedenstellend. Bilder: Lech-Wertach-Interkommunal e.V. und Begegnungsland Lech-Wertach e.V.

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  • Das Gut Morhard in Königsbrunn wird mit 195.000 Euro unterstützt
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  • Der SonnenSchein wird von mehr als 200 Unternehmen akzeptiert
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  • Die LEWA kehrt 2018 wieder nach Bobingen zurück
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  • Die LEWA kehrt 2018 wieder nach Bobingen zurück
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  • Projekt „Naumanns Leib und Seele“
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  • Zahlreiche Vertreter/innen der Kommunen in der Region nehmen an den Fortbildungsveranstaltungen des Lech-Wertach-Interkommunal e.V. teil
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