Aufstocken, um leben zu können
Der plötzliche Ruf der Arbeitgeber nach Mindestlöhnen sollte uns hellhörig machen. Denn Achtung, Mindestlohn ist nicht gleich Mindestlohn. Die Annahme, dass die Unternehmer damit die in aller Munde liegenden 7,50 € meinen, wird nirgends bestätigt. Viel mehr ist davon auszugehen, dass die bisher im Niedrigstlohnsektor gezahlten Löhne abgesegnet und festgeschrieben werden sollen, d.h. Stundenlöhne zwischen 3 und 5 €.
Selbst wenn ein Arbeitnehmer 200 Stunden im Monat arbeitet, das ist bei einer 5-Tage-Woche die gesetzlich erlaubte Höchstarbeitszeit von 10 Stunden pro Tag, kann er nach Steuern und Sozialversicherung kaum davon leben. Geschweige denn, eine Familie ernähren.
Findige Köpfe haben es verstanden, den Politikern weiszumachen, dass die Arbeitsplätze nur mit diesen niedrigen Löhnen erhalten werden können. Wenn über Hartz IV aufgestockt werde, seien die Kosten für die Allgemeinheit immer noch geringer, als wenn der volle Hartz IV-Satz bezahlt werden müsse.
Und die Politiker sind darauf hereingefallen. Die bis dahin immer abgelehnte Einführung des Kombilohns ist durch die Hintertür Realität geworden. Aber um welchen Preis! Für die Arbeitgeber ist es eine willkommene Subvention ihrer Gewinne. Für die betroffenen Arbeitnehmer jedoch, ist es eine Katastrophe.
Für sie heißt es nämlich nach den Regeln für Hartz IV, erst einmal alle eigenen Reserven aufzubrauchen. Lebensversicherungen müssen gekündigt und die meisten Rücklagen fürs Alter aufgelöst werden. Wer es einmal zum "Aufstocker" gebracht hat, entkommt der Hartz-Keule nur noch schwer.
Wir wollen keine Festschreibung einer Entlohnung, die die Gewinne der Arbeitgeber über Steuergelder subventioniert. Wir brauchen Mindestlöhne, von denen Menschen, die einer Vollzeitarbeit nachgehen, leben können. Nur dann sind Mindestlöhne sinnvoll und erhalten unserer Gesellschaft den sozialen Frieden.
Hallo Sabine,
um die 10 € Stundenlohn zu relativieren, habe ich mal ausgerechnet, was dieser Arbeitnehmerin in Vollzeit netto übrig bleiben würde.
Brutto wären das in etwa 1700 €. Nach Abzug der Sozialabgaben und Steuern käme ein Nettolohn von 1.132,94 bei Steuerklasse 1 oder 4 heraus. Durch eine günstige Internetkrankenkasse könnten noch einmal 23 € gespart werden. Dann kommt immerhin 1164 € netto heraus. Ist das zuviel für Vollzeit in der 40 Stunden-Woche? Ich kann es mir nicht vorstellen, denn schließlich will jeder ordentlich wohnen, essen und sich kleiden.
Ein Alleinverdiener mit 2 Kindern würde bei brutto 1700 € netto 1342,15 € bekommen. So hat alles zwei Seiten.
Ich wünsche dir und deiner Familie ein gesundes und gutes Jahr 2008.
Brigitte