Slam die Matrix rockt mit der AWO in Königsbrunn
„Von kalten Januarnächten und Spießern im Auto“ – Poetry Slam begeistert Publikum aus dem wilden Süden
Rund 200 Besucher fanden ihren Weg ins Jugendzentrum Matrix zum ersten Poetry Slam der Königsbrunner AWO. Nachwuchsdichter aus ganz Deutschland begeisterten mit witzigen, einfühlsamen und kreativen Texten das Publikum.
Glühend rote Hände und heißere Stimmen zeichneten das Publikum am Ende der Veranstaltung, denn beim Dichterwettstreit, einem sogenannten Poetry Slam, ist das Publikum als Jury gefragt. Der Moderator Horst Thieme, ein vor allem im Augsburger Raum bekannter Poetry-Künstler, erklärte zu Beginn der Veranstaltung, die von Petra Fischer vom AWO Ortsverein Königsbrunn und Präsidiumsmitglied der AWO Schwaben in Kooperation mit dem Jugendzentrum Matrix organisiert wurde, dass an diesem Abend die Entscheidung des Publikums gefragt ist.
In zwei Blöcken kämpften acht regionale und überregionale Slammer mit selbstgeschriebenen Texten wortgewandt um die Gunst der überwiegend jungen Zuhörer und damit um den Sieg des Abends. Die große Vielfalt der vorgetragenen Texte machte die Entscheidung nicht gerade einfach. Im ersten Block von zwei Blöcken mit jeweils vier Kandidaten, die 8 Minuten Zeit hatten das Publikum zu überzeugen, war bereits alles geboten. Von einer einfühlsamen Geschichte über Flucht und Vertreibung, über ein besonderes Bewerbungsgespräch, bis hin zu einem romantisch verklärten, schaudernden Text über kalte Januarnächte. Das Publikum für sich gewinnen konnte jedoch im ersten Block Moritz Gruber, der „beim Einschlafen keine Schäfchen, sondern Traumata zählt“ und als Baby so gerne einmal an einer Nacktkrabbelgruppe teilgenommen hätte. In seinem ironischen Text beschreibt er das Spannungsfeld der heutigen Kindererziehung und fragt sich, wie er selber mit den ganzen „Vernachlässigungen“ sein heutiges Leben überhaupt bewältigen kann.
Der zweite Block wurde von Robin Fischer aus Königsbrunn, dem jüngsten Teilnehmer des Abends, mit einem sehr gefühlvollen melancholischen Text über schwelgende Gedanken an einem regnerischen Tag, eröffnet. Auch der zweite Teil der Veranstaltung ließ keine Wünsche offen. So wurde das Publikum von einem Vierzeiler über Frösche und Prinzessinnen und von der Geschichte über die Absurditäten, die eine in Deutschland geborenen Türkin erlebt, als sie die deutsche Staatsbürgerschaft erhält, erheitert. Den Sieg im zweiten Teil einfahren konnte Lukas Fassnacht mit seinem urkomischen, schon fast gerappten Text mit dem Titel: „Die Rache des Spießers“, einer Geschichte über konkurrierende Autofahrer. Moritz Gruber, Sieger des ersten Blocks musste sich im Finale schließlich Lukas Fassnacht mit seinem kritisch-humoristischem Gedicht über eine Beamtin namens Frau Klein, die durch das Aufmalen eines Bartes Aufsehen erregt und damit die ganze (deutsche) Ordnung ins Wanken bringt, knapp geschlagen geben.
Die Augsburger Band John Garner heizte dem begeisterten Publikum bereits während und nach der Veranstaltung durch selbstgeschriebene harmonisch rockige Songs mit irischen Einschlag noch weiter ein und sorgte für einen runden Ausklang. „Ich denke wir konnten zeigen, dass Literatur heutzutage weiter geht, als Goethe oder Schiller auswendig zu lernen. Wir wollten mit dieser Veranstaltung ein junges Publikum erreichen, auch aus diesem Grund haben wir die Eintrittspreise trotz des hohen Aufwandes sehr niedrig gehalten, Kultur sollte für alle offen sein“, so Petra Fischer. Die AWO und das Matrix sicherten zu, dass es nach diesem erfolgreichen Start noch in diesem Jahr eine Fortsetzung geben wird.