Johannes Mario Simmel ist tot
Ich weiß ganz genau, dass Thomas Lieven es war, der in mir die Lust am Lesen erweckte. Bevor ich "Es muss nicht immer Kaviar sein" in die Finger bekam, legte ich von vornherein jedes Buch sofort zur Seite, das mehr als 200 Seiten hatte. Der Spion wider Willen fesselte mich jedoch so stark, dass ich sogar die in meinen Augen unnützen Rezepte großzügig in Kauf nahm. Ich überlas sie einfach.
Es war das erste Buch, dessen Ende mich traurig machte. Nicht der Inhalt, sondern weil es eben zu Ende war. Und das trotz der vielen Seiten. So wurde ich für viele Jahre zum eingeschworenen Simmel-Fan. Seine Art, gesellschaftliche Probleme aufzuarbeiten und sie dem Leser, verpackt in einer spannenden Geschichte mit viel Hindergrundinformation näherzubringen, fesselte mich immer wieder.
Simmel ahnte z.B. schon 1973, als er seinen Roman "Die Antwort kennt nur der Wind" schrieb, welche Entwicklung internationale Konzerne in einer globalisierten Welt nehmen könnten. Heiße Eisen wie die Gentechnik, biologische Waffen, Drogen und Alkohol thematisierte er zu einer Zeit, als die Gesellschaft eher versucht war, diese Probleme zu ignorieren und die Berichterstattungen zu wünschen übrig ließen.
Brisante Themen verständlich aufbereiten und den Finger in die Wunde legen, diesem Ziel fühlte sich Johannes Mario Simmel stets verpflichtet.
-
Gelöschter Nutzer
am 06.01.2009
um 10:37
Gelöschter Kommentar