Gefühlte Wirklichkeit
Wer kann sich nicht mehr daran erinnern. Die Einführung des Euro stellte das Zahlenverständnis vieler auf den Kopf. Den sich immer wiederholenden Beteuerungen, dass durch den Euro die Preisentwicklung nach oben nicht beschleunigt wurde, konnten die Konsumenten keinen Glauben schenken. Der Verbraucher geht nun mal viel öfter in ein Lebensmittelgeschäft als in ein Elektronikgeschäft. Deshalb fielen die steigenden Preise für die tägliche Versorgung stärker ins Gewicht als eventuelle Preissenkungen für ein neues Notebook.
Die nächste akzeptiert Abweichung gab es beim Wetter. Vor allem im Winter, wenn ein rauer Nordwind weht, weicht die gefühlte oft stark von der mit dem Thermometer gemessenen Temperatur ab. Die Skifahrer lernen schnell, den Wind bei ihrer Kleidung zu berücksichtigen. Selbst bei strahlendem Sonnenschein kann eine rasante Abfahrt eine ziemlich kalte Angelegenheit sein.
Das Bayerische Fernsehen hat sich für den Oktoberanfang ein neues Programmschema verordnet. Der Grund? Das Publikum ist jünger geworden. Nicht wirklich, aber gefühlt. Der 60-jährige fühlt sich wie ein 50-jähriger und der 50-jährige fühlt sich wie 40. Was stimmt da nicht mehr? Weigern wir uns, unser Alter zu akzeptieren? Man ist immer so alt wie man sich fühlt. In diesem Satz liegt das ganze Geheimnis. Erfreulicherweise haben die Öffentlich-Rechtlichen in Bayern die Veränderung bemerkt und nehmen mit ihrem neuen Konzept Rücksicht auf die Gefühle der Zuschauer.
Wann endlich begreifen auch unsere Arbeitgeber, dass man Menschen nicht nur nach dem Geburtsjahr beurteilen kann? Für viele Unternehmer ist das Alter auf dem Papier alleiniger Grund, eine Bewerbung zuzuklappen und zurück zu schicken. Ich plädiere dafür, dass künftig auch das gefühlte Alter angegeben und berücksichtigt wird. Aber Achtung, nicht zu weit treiben. Wenn die Rente winkt, sollte man sich wenigstens offiziell zum tatsächlichen Alter bekennen.
Könnte es sein, dass dieses gefühlte Alter mit ausschlaggebend dafür ist, dass die Menschen immer älter werden? Sportliche Betätigung, die dadurch erlangte Muskelkräftigung und verändertes Essverhalten lassen viele Senioren den Erfolg am eigenen Körper spüren. Dieses neue Bewusstsein ist so überwältigend, dass sich eine völlig andere und positive Einstellung, nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu anderen Menschen entwickelt. Die Geselligkeit gewinnt wieder größere Bedeutung im Leben und der persönliche Einsatz in Vereinen und sozialen Bereichen, gemeinsam mit anderen, macht Platz für ein wunderbares Gefühl der Zufriedenheit und des Gebrauchtwerdens.
Wie geht es euch, liebe Leser? Könnt ihr die gefühlte Wirklichkeit teilen oder findet ihr sie utopisch? Erzählt uns doch von euren Erfahrungen und lasst uns daran teilhaben.
Und Wohlfarth sagte immer :" Mann ist so alt wie er sich fühlt, Frau wie sie sich anfühlt. Dummer Scherz streichen und nicht ernst nehmen. Aber zurück zum Artikel. Ich bin jetzt 63 und fühle mich etwas jünger und wenn ich mal mein Alter wo reinschreiben muß erschrecke ich gleich, ohne das ich mein Alter verleugne. Ich lache immer noch über einen Ausspruch meiner Tochter. Sie kam Abends nach Hause und sagte Sie habe einen Alten Herrn kennengelernt. Ich fragte, wie alt er sei. Sie sagte er sei 48. Ich damals eben 48 geworden ermahnte meine Tochter mit 48 von alt zu sprechen. Aber sind wir ehrlich, als wir jung waren, meinten wir doch alle das mit 50 so langsam Schluß ist. Ich merke, bis auf einige "Kleinigkeiten", das das Leben über 50 erst so richtig angeht. Man muß nur was aus seinem Leben machen und man kann auch dazubeitragen jünger und fiter zu bleiben, sei es in der Pflege oder in der Kleidung. Viele meiner Altergenossen haben sich schon verabschiedet und bei Einigen trauern die Wirte mehr als die Angehörigen. Drum bleiben wir lieber bei dem Spruch: "Man ist so alt, wie man sich fühlt"!