Mobbing geht uns alle an!
"Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir sie nicht eingestellt!"
Diesen Satz bekam die Mitarbeiterin eines weltweit bekannten Unternehmens von ihrem Teamleiter und seinem "Vorgesetzten" gedrückt. Seit Wochen versuchte der neue Teamleiter sie schon los zu werden. Er suchte Verbündete unter den Kollegen. Als er damit nicht weiterkam, nahm er sich eine ihm höher gestellte Person zur Hilfe. Dennoch, die Mitarbeiterin versuchte beharrlich ihre Arbeit zu machen. Gar nicht so einfach, denn vor wenigen Monaten wurde sie erst eingestellt. Man umarmte und herzte sie in der Personalabteilung. Der zuständige Leiter ihres Teams und die Personalreferentin waren überglücklich. Endlich eine Frau für das Team, eine, die die nötigen Referenzen und das technische Know How hatte, welches für dieses Unternehmen passend war. Und die Frauenquote konnte man so auch gleich abdecken. Man versprach ihr: "Wir arbeiten sie gründlich ein. Bei Problemen wenden sie sich vertrauensvoll an uns. Sie bekommen Aussendienstaufträge und werden fit gemacht für den Innendienst." Wunderbar, genau so wollte sie es. Endlich eine Firma mit Herz und Kompetenz. Kurze Zeit später wurde klar, es war mehr Schein als Sein. Der Teamleiter und die Personalreferentin wechselten bereits nach wenigen Wochen. Wurden für andere Bereiche eingesetzt oder degradiert. Umstrukturierungen folgten! Eine Überforderung einzelner Mitarbeiter schien vorprogrammiert. Ein wenig beliebter Kollege wurde der neue Teamleiter. Cholerisch und despotisch ging er ans Werk. Jeden Tag bezeichnete er, natürlich nur im Kollegenkreis, die Kunden als "Idioten und Arschlöcher". Täglich beschwerte er sich über die Arbeit, die er noch nach Feierabend wegen all diesen Idioten habe. Auch die Mitarbeiterin, die noch nicht so firm war, da betriebsfremd, war täglich ein "Dorn in seinem Auge". Eigentlich wollte er gar nicht Teamleiter sein, so seine Aussagen gegenüber den Kollegen. Warum blieb er es dann? Aus Angst vor eigenem Jobverlust? Oder war es das gestreichelte Ego? Fakt schien zu sein, er war als Führungskraft nicht kompetent genug. Die Mitarbeiterin wurde zum Blitzableiter seiner Unfähigkeit. Diese ersuchte um Schulungen, um Gespräche usw... Einen Schulungstag nach viel "Ach und Krach" gab es dann auch. Zu wenig natürlich. Wissen wurde ihr von den Kollegen ihrer Abteilung nur widerwillig vermittelt und der Teamleiter signalisierte ihr stets: "Ich will sie los werden!" Aber was sollte sie machen? Die Personalreferentin ihrer Einstellung war nicht mehr zuständig, die Neue auf deren Platz schien noch keinen Plan zu haben. Man redete und verschob die vom Teamleiter geplante Entlassung. Immer neu, immer 14 Tage weiter. Die Mitarbeiterin bat um Testaufgaben. Äusserst widerstrebend wurden sie ihr gegeben. Sie erfüllte die Aufgaben. Diese waren richtig! Was sollte er nun tun? Statt Ruhe zu geben und ihr weiterzuhelfen, damit sie das Team entlasten konnte, hackte er weiterhin auf ihr rum. Wenn sie den Raum betrat verebbten Gespräche, verließ sie ihn wurde getuschelt. Eine Frau unter 20 Männern. Jeder fürchtete um seinen Job und heulte mit dem Wolf, der sich Teamleiter schimpfen durfte. Kaum war dieser ausser Haus, herrschte ein ruhigeres Arbeitsklima, Kollegen entspannten sich etwas, man konnte miteinander reden. Ja, man bekam hier und da sogar Antwort auf seine Fragen. Doch kaum war er wieder da, schon drehten sich die Fähnchen im Winde. Was sollte sie machen? Sie brauchte diesen Job um zu überleben. Sie hatte zu Hause einen kranken Partner, hatte Schulden, hatte Kinder. Sie hatte Verantwortung. Sicher hatte der Teamleiter auch eine Familie. Sicher waren seine Probleme auch nicht kleiner. Aber wieso musste er seine eigene Last auf ihr austragen? Jeder neue Tag wurde zur Verzweifelung! Die Nächte waren durchwacht und schweißgebadet. An den Wochenenden entspannen war fast unmöglich, denn da musste noch ihre kranke Mutter versorgt werden und es gab soviel anderes zu erledigen. Ihr Ehegatte wollte schliesslich auch noch Zeit mit ihr verbringen und ihre beiden Kinder hatten auch viel zu wenig von ihr. Und wenn sie doch mal abschalten konnte, dann rotierte der Teamleiter in ihrem Kopf. Seine Sätze, seine Blicke und das hinterhältige Verhalten der Kollegen verfolgten sie. Arbeiten gehen wurde zum Spießrutenlauf. Ihr Partner riet ihr zur Gechäftsleitung vorzudringen. Doch die Angst, dann noch mehr gehasst und ausgegrenzt zu werden, ließen sie davon absehen. Sie wollte doch eigentlich nur ihren Job machen. Warum half man ihr nicht so, wie man ihr das bei der Einstellung gesagt hatte? Dieses Unternehmen war wohl dabei, sich selbst zu zerstören. Immer neue Umstrukturierungen in Führungspositionen, bei immer weniger menschlicher Kompetenz. Überforderung des Einzelnen war scheinbar an der Tagesordnung. Die unteren Ebenen führten sich auf wie Herrscher und die oberen bekamen davon nur wenig mit. So schien es..........
Sie musste da weg....schnell..möglichst bevor auch sie einen Schlaganfall bekam oder manisch depressiv werden würde....dennoch immer wieder die Frage "Warum behandelt man mich so?" Sie sagte sich: "Ich will doch nur eine Arbeit!"........ Also wieder Bewerbungen schreiben. Nicht aufgeben! Zäh sein! Das Leben war eben kein Ponyhof und sie würde es schaffen. Nur nicht die Nerven verlieren. Der Teamleiter saß ihr im Nacken. Sie war sein Opfer...eine musste doch Schuld haben an der ganzen Misere seines eigenen Daseins. Die Arbeit überforderte ihn! Er hatte nicht mal am Wochenende Ruhe. Da musste er sich um diese "Scheiß Emails" der Kunden kümmern. Diese Vollidioten, die ohne ihn nicht klar kamen und überhaupt, was gab man ihm eigentlich diese "dusselige Schnepfe" in sein Männerteam? Wer brauchte schon Frauenquote? Die sollte lieber ihren Ollen zu Hause arbeiten schicken. Frau im Männerberuf. Wo gab es denn so etwas? Zu fett war sie auch noch. Wenn die wenigstens Modelmaße hätte. So eine die man vielleicht auch mal gerne "F......(hüstel)..würde"...aber nein und dann auch noch körperbehindert. Die musste hier weg! Schnellstmöglich! Bevor er wahnsinnig würde.
Der Teufelskreis beginnt. Was würde die Konsequenz sein? Würde sie entlassen? Die Probezeit war vorbei. Die hatte sie überstanden. Obwohl der Teamleiter sie da schon los werden wollte. Glücklicherweise konnte er dies nicht so einfach. Dennoch, die Probleme wurden nicht kleiner. Würde sie den Unmut des Leiters auf ihre eigene Familie übertragen? Sie spürte förmlich "das Warten" des Teamleiters und seiner handlangernden Kollegen. Dieses Lauern auf einen Fehler ihrerseits. Man könnte sie endlich abmahnen. Dies würde sie mürbe machen. Irgendwie musste es doch funktionieren. Raus mit der dicken Frau, die soll erst mal abnehmen. Ihr Diabetesratgeber schrieb: "Übergewicht kommt bei Patienten mit Diabetis vermehrt vor!" Dies hatte sie natürlich keinem erzählt. Schlimm genug, dass sie eine Körperbehinderung hatte. Alleine diese ließ sie schon nicht wirklich zu sportlichen Höchstleistungen kommen. Aber den Kollegen waren diese Sachen sowieso egal. Man war dort um zu arbeiten und nicht um von ihr privates zu erfahren. Denen war es auch völlig gleichgültig, dass ihr Partner kurz vor Weihnachten einen Schlaganfall bekommen hatte. Interessierte dort keinen. Klar, sie war ja auch erst wenige Wochen im Dienst. Konzentrierte sich auf den Job und versuchte sich darin einzuarbeiten. Eine Hilfe durch Kollegen wurde erhofft. Die Hoffnung stirbt zuletzt sagt man. Nun in dem Unternehmen stand dies wohl nicht auf dem Lehrplan. Dort wurde täglich neues zerstört.
An manchen Tagen würde sie am liebsten neben ihrem Mann liegen bleiben. Der hatte es gut. Konnte noch zwei Stunden schlafen und kümmerte sich dann um den Haushalt. Seit er damals seine Arbeit wegen Krankheit aufgeben musste, regelte sie alles und brachte das Geld zum Leben nach Hause. Wäre er in ihrem Job, er würde locker 400,- Euro mehr darin verdienen. Denn er war ja ein Mann und sie gehörte zum schwachen Geschlecht.
Heute wollte sie noch einmal versuchen, sich ruhig und sachlich mit dem Teamleiter zu unterhalten. Es musste doch möglich sein. Irgendwo musste er doch neben seinem fundiertem Wissen auch einen Funken Führungskompetenz besitzen oder warum sonst war er von der Geschäftsleitung eingesetzt worden?
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Dies ist bis hierhin eine Geschichte wie das Leben sie schreiben könnte.
Nun beginnen die Fragen......
Keine Arbeit, weniger Geld. Weniger Geld....längere Arbeitslosigkeit. Kredite können nicht mehr getilgt werden.....weiter gehts...Arbeitslosengeld...Hartz 4....Verlust der Wohnung , des Autos, der Kaufkraft.
Für manch einen steht am Ende dieser Kette eine Depression oder gar der Verlust des Lebens. Solche Angriffe auf die Persönlichkeit können in den Selbstmord treiben.
Würde der Teamleiter durch seine Inkompetenz ihr Mörder sein?
Auch wenn sie freiwillig aus dem Leben scheidet, wie man so schön sagt. Was hätte sie machen können, um sich aus diesem typischen Mobbingmuster zu befreien?
Wie würden sich Kollegen verhalten wenn sie vom Chef ermahnt würden?
Wäre der Teamleiter plötzlich fähiger, nur weil sich die Führung einschaltet?
Wenn ich jemanden nicht mag, mag ich ihn dann, wenn es mein Chef erwartet?
Was ist mit den Fähnchen im Winde? Sind sie die nächsten Opfer?
Wenn die Mitarbeiterin das Team verlässt, wird der Leiter dann weniger cholerisch sein?
Hat er dann weniger Stress? Werden die "dämlichen Kunden" dann zu "intelligenteren Menschen"?
MOBBING GEHT UNS ALLE AN!!!
Denn vielleicht sind SIE der dämliche Kunde.
Oder sie sind genau dieser Teamleiter.
Ja vielleicht sogar die Geschäftsführung dieses Unternehmens.
Oder erkennen sich als Mitarbeiter(in) wieder?
Die Angst um den eigenen Arbeitsplatz lässt viele Opfer schweigen!
Sagt endlich: "MOBBING IST EINE STRAFTAT!!!"
Zur Zeit arbeite ich in diesem Zusammenhang an einem Buch. Erzählt wird genau diese Geschichte. Die Geschichte einer Frau, die sich in der Arbeitswelt behaupten muß und der ihre männlichen Kollegen das Leben schwer machen.
Eine Frau die gegen Krankheiten und Vorurteile kämpft. Die aber auch allen Widerständen zum Trotz nicht aufgeben wird. Denn der Mobber ist ein Täter. Und genau diesem muß das Handwerk gelegt werden. Wie es weiter geht? Mal sehen, ich recherchiere und sammele....hart an der Grenze zur Wirklichkeit.
Dieser Text wurde mit meiner Genehmigung am 18.04. beim Campusradio RADIOaktiv in Wien in der Sendung "Literatur am Abend" vorgestellt.