75 Jahre Jugendsozialarbeit im Spiegel der Zeit
75 Jahre Katholische Jugendsozialarbeit NRW
https://www.jugendsozialarbeit.info/jsa/lagkjsnrw/...
Der Artikel "Jugendsozialarbeit aktuell" (Nr. 208) wurde von der Katholischen Jugendsozialarbeit Nordrhein-Westfalen im Rahmen des 75jährigen Jubiläums erstellt. Die Verfasser sind der jetzige Geschäftsführer Stefan Ewers und Christian Hampel. Zudem hat Franziska Schulz mit mir ein Interview geführt. Der Artikel geht auf die Geschichte der katholischen Jugendsozialarbeit ein. Er erwähnt den langjährigen verdienstvollen Direktor Karl Hugo Breuer, hebt dann aber auch meine dreißigjährige neben- und ehrenamtliche Arbeit für die Jugendsozialarbeit hervor.
Diese Arbeit begann in den 70er Jahren, als ich mit der wissenschaftlichen Begleitung der Modellmaßnahmen des damaligen Bundesjugendplanes "Zentrale Aufgaben und Modelle für lernschwache, berufsunreife und arbeitslose Jugendliche und Berufsanwärter" in Hamburg beauftragt wurde. Die Ergebnisse der dreijährigen Modellmaßnahme konnte ich 1981 mit dem Titel "Aktionsforschung für Jugendberufshilfe" im Band 2 des "Jahrbuches für Jugendsozialarbeit" veröffentlichen. Es wurde bewusst der dem Modell zugrundeliegende auf die Verknüpfung von Theorie und Praxis abzielende methodische Bezugsrahmen von Aktionsforschung gewählt. Dies geschah, um dem Praktiker in der Jugendarbeit und dem Studenten der Sozialarbeit einen detaillierten Einblick in die angewandten Verfahrensweisen einer Koppelung praktischer Jugendarbeit und empirischer Sozialwissenschaft zu vermitteln.
Herr Hampel hebt in "Jugendsozialarbeit aktuell" hervor, dass ich in den folgenden Jahrgängen des "Jahrbuches für Jugendsozialarbeit" noch mehrere Artikel veröffentlcht habe, die nicht auf mein eigentliches hauptberufliches Berufsfeld Soziologie beschränkt blieben, so z.B.
- Sozialethik als Leitlinie in einer Zeit der Orientierungskrise (1982)
- Wert und Sinn der Arbeit heute (1986)
- Katholische Soziallehre und/oder Theologie der Befreiung? (1991)
- Das Sozialwort der Kirchen in der öffentlichen Kontroverse (1997).
Aus diesen Artikelüberschriften ist zu entnehmen, dass ich mich auch sozialethischen und sozialtheologischen Themen zugewandt habe. So bat mich Dr. Breuer auch einen Beitrag zur kirchlichen Jugendarbeit zu schreiben. Ich konzentrierte mich in Anlehnung an Martin Buber auf das "dialogische Prinzip". Nach ihm gibt es zwei Grundworte: Ich - Du und Ich - Es. "Das Grundwort Ich - Du kann nur mit dem ganzen Wesen gesprochen werden. Das Grundwort Ich - Es kann nie mit dem ganzen Wesen gesprochen werden." In der Kirche und in der kirchlichen Jugendarbeit begegnen sich Personen. Im "dialogischen Prinzip" sieht deshalb auch Herr Ewers einen Leitgedanken aktueller innerkirchlicher Diskussionen.
Frau Schulz schließt sich diesem Leitgedanken an und verweist auf den Synodalen Weg. Ich greife diesen Gedanken auf und hebe hervor: "Die Vertreter der oberen Instanzen haben nach den Motiven und Bedürfnissen der Menschen, auch der Jugendlichen an der Basis zu fragen und bei den Synodenabstimmungen und bei den bischöflichen Entscheidungen zu berücksichtigen. Entscheidungen müssen glaubhaft begründet werden, wenn sie mit einer gewissen Akzeptanz rechnen wollen. Diese Akzeptanz will von der Basis kritisch begleitet werden, sie darf auch nie aufgekündigt und generell in Frage gestellt werden, wenn Solidarität und Liebe in der Kirche glaubhaft gelebt werden sollen. Das besagt das 'dialogische Prinzip'."
Ja, liebe Kirsten, das dialogische Prinzip ist im sozialpädagogischen und sozialarbeiterischen Berufsleben besonders wichtig, aber darüber hinaus in allen Freundschaften und auch in den menschlichen Organisationen. Der Dialog zwischen Ich und Du sollte eingeübt werden.
Manfred