Max Bryan: Tagebuch eines Obdachlosen - Protokoll einer Reise
„Manchmal ist es schwer zu glauben, dass es wirklich vorbei ist“, sagt ein Mann, der bis vor wenigen Wochen noch auf der Straße lebte. Max Bryan war obdachlos und führte ein spartanisches Leben. Eine Isomatte, ein Schlafsack und ein paar Habseligkeiten, mehr brauchte er nicht, um auch im Winter über die Runden zu kommen.
(TNN) Nun ist die kalte Jahreszeit vorbei und Max Bryan hat eine Bleibe gefunden. Auf einem Gartenhof in Steinfurth bei Bad Nauheim kam der Obdachlose unter. Vier Monate und 1000 Kilometer ist er dafür gefahren, mit dem Fahrrad - wohlbemerkt. Agenturen und Lokalpresse berichteten bundesweit über die Aktion. Fast überall, wo der Obdachlose Halt machte, erzählten Journalisten von ihre Begegnung mit Max Bryan. Sogar die „apa“, die österreichische Presseagentur, schrieb eine Meldung zum Erfolg des Wohnungssuchenden, nun kennt man ihn auch in Österreich.
- Arm und berühmt -
Bryan´s Popularität blieb nicht ohne Folgen. 748 Tage lebte er auf der Straße und seine Bekanntheit war vielen ein Dorn im Auge. Mehrmals schon hatten Unbekannte ihn beklaut und ein Mann am „Schrenzer“ wollte ihn gar schon „erschießen“, sollte der Obdachlose auf die Idee kommen, sein Grundstück zu betreten.
In fast jeder Stadt, die er während seiner viermonatigen Radtour durchquerte, hinterließ Bryan seine Spuren und verarbeitete seine Erlebnisse in einem Online-Tagebuch, das zahlreiche Anhänger fand. Ein Umstand, der Kritiker immer wieder auch zweifeln ließ, ob die Geschichte des Max Bryan denn tatsächlich auch wahr ist. „Zu fantastisch“ und zu perfekt in Zufall und Dramaturgie, sagen seine Gegner.
Anhänger und Befürworter hingegen glauben fest an das Leben des Max Bryan, dessen stärkster Zeuge wohl eine kleine Kompakt-Kamera ist, die er stets bei sich trug. Schon im November letzten Jahres - kurz vor seiner Abreise aus Hamburg - outete Bryan dieses wohl letzte Geheimnis, das nämlich um die Herkunft seiner Bilder, die so zahlreich im Internet kursieren.
- Tagebuch eines Obdachlosen -
Demnach handelt es sich um ein Tagebuch. Kein gewöhnliches Tagebuch, sondern ein Videotagebuch, dass er seit Jahren schon führt und das nach dem Verlust der Wohnung so wohl auch weiter lief.
„Dreemos“, so der Name seiner Kamera, sei ein Relikt aus Zeiten langer Einsamkeit, ein stummer Zeuge und lange auch sein „einziger Freund“, wie er zugibt.
http://www.facebook.com/notes/max-bryan/abschied-u...
Facebook Max Bryan: „Andere haben Haustiere, ich hatte meine Kamera“ und „Dreemos hat alles gesehen und gehört, was auch ich sah und hörte“. Sie sei Zeuge von allem was war und was ist, heißt es im Tagebuch des Obdachlosen Max Bryan.
- Protokoll einer Reise -
Wenn das stimmt, wäre das geradezu eine Sensation. Bilder aus der Obdachlosen-Szene sind schwer zu beschaffen und das Leben eines Obdachlosen, gefilmt live und in Echtzeit, wäre ein absolutes Novum, auch wegen der Dauer der Beobachtung. Geradezu rührend wirkt da schon der Vergleich zu „Wilson“, einem Volleyball aus dem US-Kinofilm „Cast Away“, dessen Held Chuck Noland - gespielt von Tom Hanks - sich jahrelang mit einem Volleyball unterhielt, weil er sonst gar niemanden zum reden hatte. Diese Bilder könnten beweisen, dass der Obdachlose Max Bryan tatsächlich keine andere Wahl hatte, dass er gefangen war in seiner Situation und die Kamera sein einziger Vertrauter war.
Ein Hamburger Filmemacher sichtet derzeit das komplette Daten-Arsenal des Obdachlosen, der seinen Laptop, nebst Festplatten und Kamera offenbar im Rucksack bei sich trug, während er Nachts draußen schlief. Unklar ist auch, woher der Obdachlose die Kamera hatte und ob es auch einen sendefähigen Ton gibt. In Anbetracht der Fülle an pseudo-realen Doku-Formaten im Deutschen Fernsehen dürfte es daher spannend bleiben mitzuerleben, ob das Leben des Max Bryan vielleicht doch noch in Bild und Ton erfahrbar wird, und sei es nur aus Gründen der Wahrhaftigkeit.
Sean Quentin Dexter für TeleNewsNet