Alte Tradition
Brot backen im Backhaus
Da das Backhaus in unserem Dorf derzeit renoviert und wieder nutzbar gemacht wird, fiel mir ein, dass ich vor einigen Jahren einmal dabei war, als in einem Nachbarort Brot im Backhaus gebacken wurde. Man hatte die Tradition wieder neu belebt und dort im Abstand von sechs Wochen den Ofen geheizt. Ich habe die Fotos dazu noch gefunden.
Man hatte mir dort ein wenig erzählt, was dabei wichtig ist und dass man etwas vom Handwerk verstehen muss. Nicht jeder kann das einfach so. Zuerst wird der Ofen mit Reisig angeheizt. Man braucht ein gutes Gespür dafür, wann der Ofen heiß genug ist. Der Backraum des Steinofens wird dann gereinigt, indem die Glut und die Holzreste entfernt werden. Dort, wo vorher das Feuer war, werden nun die Brotlaibe mit einem Schieber hineingeschoben. So etwa eine Stunde dauert es, bis das Brot fertig und schön knusprig ist. Der Duft ist einfach wunderbar und so ein Backhausbrot hat ein einzigartiges Aroma.
Auch in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, gab es ein Backhaus. Ich erinnere mich noch gut daran, wie die Frauen mit Blechen auf den Schultern oder sogar auf dem Kopf zum Backhaus gingen. Es roch nicht nur nach Brot, sondern auch nach frischem Zwetschgenkuchen.
Meine Großmutter hat ihr Brot noch selber gebacken, der Backofen stand gleich hinter
der Scheune, er sah ganz genauso aus, wie der in dem Märchen „Frau Holle“.
In den 70ger Jahren besuchte ich oft eine Freundin, die direkt über einer Backstube
wohnte [im Vorderhaus war der Bäckerladen, im Hinterhaus die Backstube], es war
immer ein richtiges Fest, die Treppe hochzugehen, denn der wunderbare Duft nach
frischgebackenem Brot durchzog das ganze Haus!
Unser täglich Brot… es fällt mir heute noch schwer, einen Krümel davon wegzuwerfen.
Meine Mutter hat nie ein Brot aufgeschnitten, ohne vorher mit dem Messer ein kleines
Kreuz auf den Brotrücken zu ritzen!