Paul KLEE, Romantic Conceptualism und EVOLUTIONÄRE Neue ROMANTIK: Neo-ROMANTIK-Wollen heute
Über Mirjam Thomann, André Rottmann (Redaktion): „Texte zur Kunst. Romantik“, Heft 65, März 2007, Berlin, referierte Ludwig Seyfarth - 12. April 2007 in http://www.artnet.de/magazine/texte-zur-kunst-roma... Zu „Texte zur Kunst: ‚Romantik’“ unter dem Titel „Voll Gefühlvoll“ las ich, es „gehört auch nicht viel dazu, eine ‚neue Romantik’ in der zeitgenössischen Kunst zu proklamieren, denn irgendwo wird sich schon Passendes finden. Romantik und Schönheit sind ‚in’ – spätestens seit dem „Schönheits-Bekenntnis“, das der damals frisch ernannte Leiter der documenta 12, Roger M. BUERGEL, vor drei Jahren im Magazin „Spiegel“ abgab“. (Zum Fall Buergel siehe meine Kritik im Internet: mal BUERGELiade googeln – momentan ca. 747 Ergebnisse! – vgl. Anm. (2))
d12-Macher R.M. Buergel und seine documenta 12 betrachteten SCHÖNHEIT als Kampfbegriff und emanzipatorisch-politisches Projekt ((2), S. 83 mehr dazu). R.M.B.: Es „existieren keine Dinge, die gewissermaßen von Hause aus schön sind“. Das wollte Buergel weismachen, der wenig Ahnung von den Dingen (und Evolutionärer Ästhetik) hat/te.
Was kann denn neu an dem alten Begriff ROMANTIK sein?
Aber was soll denn neu an einem Begriff sein, der eigentlich eine Epoche benennt, die vor 200 Jahren wesentliche Grundsteine für die moderne Kunst und Kultur legte? So fragt SEYFARTH. Die Kunst der historischen Romantik sei „weit komplexer als heutige Klischees“, stellt der Autor fest: „Schwärmerische Natursehnsucht stand neben akribischer wissenschaftlicher Beobachtung, mystischer Versenkung neben erzählerischer Detailfreude. Einerseits wurden abstrakte Systeme von geradezu kristalliner Härte entworfen, andererseits lösten sich alle festen Konturen in atmosphärischen Zustandsbeschreibungen auf.“ Gut beschrieben von L.S. Siehe dazu die Gedanken in meinem TRIPEL-ESSAY zu P.O.RUNGE (1). Hier geht es um eine Romantik der „trasmutazione di forme“ (Leonardo), den Weg von Metamorphose-Denken zum EVOLUTIONs-Denken-Können (…) – inklusiver „abstrakter Systeme von geradezu kristalliner Härte“; ETOE /EST googeln! Renaissance / Reanimierung von „akribischer wissenschaftlicher Beobachtung“.
In Teil II meines RUNGE-Tripel-Artikels wurde deutlich gemacht unter
EVOLUTIONs-Romantik: Evolutionary New Romanticism in Contemporary Art:
Philpp Otto RUNGEs Werk kann als Ergebnis von kulturell-evolutionären Prozessen begründet und charakterisiert werden. Ein Entwicklungs-Denken lässt sich mit Goethe/Lamarck/Darwin & RUNGE skizzieren: GOETHE (1749-1832) – Lamarcks Zeitgenosse - war DER Vorläufer der Pioniere der Evolutionsforschung DARWIN & LAMARCK: GOETHEs präevolluzerischer Metamorphose-Versuch von 1790 (Urpflanze-Hypothese) gilt als grundlegendes Werk der Botanik; das Blatt wurde als Grundform pflanzlicher Organe beschrieben.
Leitmotiv des gesamten DÜRERschen sowie GOETHE-&-RUNGE-Schaffens: natura naturata & natura naturans sollten sichtbar werden. GOETHE wollte Lebewesen konsequent „ins Unendliche“ erfinden, die eine „innerliche Wahrheit und Notwendigkeit“ haben (Prototyp Urpflanze). RUNGE hat über Symmetrie sein kosmisches System mit Leben erfüllt: "SYMMETRISCHE Eintheilungen" als Regel (P.O.R.). Auf die Metamorphose (Evolution) bezogen (evolutionär) gestaltete Runge den der „Urpflanze“ analogen Scherenschnitt von „Silenähnliche Blüten“ (HKH-Kat. 2010 S. 363). Die RUNGEsche „Erste Figur“ verglich ich 1989 & 1998 (engl.) mit meinem Urform-Modell & -Theorie (ars evolutoria, Symmetriebuch). Zum Vorfahren einer „Evolutionären NEUen Romantik“ erklärte ich P.O.R.!
Synonym möchte ich heute von „Evolutionary New Romanticism in Contemporary Art” und “Evolutiver Romantik“ bzw. „Evolutions-Romantik“ der Zukunft reden. Der Terminus „Neo-Romantik“ & „Neue Romantik“ ist mit anderen Inhalten befrachtet. 2005 kam es zur SCHIRN-Schau „Wunschwelten. Neue Romantik in der Kunst der Gegenwart: New Romanticism in Contemporary Art“. Der Kunstwissenschaftler Wolfgang ULLRICH hat in DIE ZEIT dieses in „KUNST Blaue Blume, wo nur blühst du?“ vehement zu Recht verrissen. In DIE ZEIT (19.05.2005 Nr.21) sprach W.U. im Fazit von „Bedeutsamkeit ohne Bedeutung“. Und er kritisierte die „ästhetische Unverbindlichkeit“ bei Kunstmarkt-Bezogenheit; u.a. Negatives mehr.
ARS EVOLUTORIA mit EVOLUTIONS-Romantik: NICHT „feindlich gegenüber dem Bedürfnis nach SCHÖNHEIT“!
Viele Eigenschaften – so L. SEYFAHRT a.a.O. -, die als Kennzeichen der modernen Malerei beschrieben werden, tauchten schon vor oder um 1800 auf: „die tendenzielle Auflösung des Gegenstandes, die Entleerung des Bildfeldes, die Verselbständigung der Farbe von der Materialqualität der abgebildeten Dinge, die zunehmende Betonung immaterieller Zustände gegenüber dem physikalisch Festgefügten“.
L.S. schreibt weiter, dass sich Künstler wie Wassily Kandinsky, Paul Klee, Max Ernst oder Joseph Beuys nachdrücklich auf die ROMANTIK bezogen hätten; es gelte aber „die Moderne weithin als ‚unromantisch’, als feindlich gegenüber dem Bedürfnis nach Schönheit und dem Erzählerischen“.
Werner Hofmann habe mit seinem 1974 begonnenen Ausstellungszyklus „Kunst um 1800“ in der Hamburger Kunsthalle auch die politische Dimension der romantischen Kunst umfassend vor Augen geführt: es „galt die zeitgenössische Kunst, vor allem die konzeptuelle, als eher unromantisch“.
Und Jörg HEISER konnte 2002 eine intensive Debatte entfachen, als er mit seinem in der Kunstzeitschrift „Frieze“ veröffentlichten Text „Emotional Rescue“ die These eines „Romantic Conceptualism“ aufstellte. „Heiser setzt die Abwesenheit des emotionalen Begehrensobjekts in der Romantik in eine überraschende Beziehung zu der Abwesenheit des herkömmlichen Kunstobjekts bei Duchamp und der späteren Conceptual Art“, stellt Seyfarth dazu fest.
Thema ROMANTIK aktuell
Nun widmen sich auch die „Texte zur Kunst“ in ihrem Heft Nr. 65 (2007) dem dort „ansonsten weniger anzutreffenden Thema der Romantik“, registriert der Rezensent. Eine allgemeine Klärung des Begriffes sei nicht das Ziel - das würden die Editoren André Rottmann und Mirjam Thomann gleich zu Beginn bekunden. L.S.-Frage: „Aber geht es in den sehr divergenten Beiträgen überhaupt um Romantik?“ Dezidiert nur dort, wo der „Romantic Conceptualism“ kritisch diskutiert werde. Ebenda mehr dazu.
Oder sei ROMANTIK doch einfach nur Gegenaufklärung, fragt Seyfarth: „Jede aufklärerische, kritische, begriffsstarke Bewegung zieht eine bilderreiche Schleimspur von Irrationalismus hinter sich her“, so konstatierte es Diedrich Diederichsen im Beitrag über amerikanischen Surrealismus. Was das Thema Romantik betrifft, rutsche „allerdings auch diese Nummer der Texte zur Kunst ein wenig auf der Schleimspur bzw. auf dem Glatteis aus“. Das entstehe, wenn man ein Thema nicht richtig zu fassen weiß. Romantik sei ja nicht nur Schwermut und starke Empfindung, sondern auch ein „Distanzbewusstsein, das sich in ironischen Brechungen“ äußere.
Das mache auch der als Modellfall des romantischen Konzeptualismus diskutierte Film „I´m too sad to tell you“ von Bas Jan Ader deutlich; ebenda mehr hierzu.
Am Sonntag, 8. März 2009 eröffnete in der Stadt Ulm Dr. Brigitte Reinhardt, Direktorin des Ulmer Museums, die Ausstellung „Paul Klee und die Romantik“. Zu lesen ist:
„Im Werk von Paul Klee finden sich vielfach Themen der Romantik. In Bildern von unwirklichen Gärten und Parks oder in Nachtstücken mit Mond und Sternen erzählt Klee von Fabeln, Märchen und Träumen. Begeistert entdeckt er mit Italien den Süden und in Nordafrika den Orient. Der Maler und Zeichner lässt mythische Gestalten, Clowns, Akrobaten und andere Figuren auftreten. Sich selbst bezeichnet Klee, der auch als Musiker Hochbegabte, zuweilen als ‚romantisch’. Seine Bildtitel vermitteln Humor wie ironische Distanz des Künstlers und geben dem Werk die spezielle Prägung.“
Das Ulmer Museum stellte erstmals in einer Ausstellung die zahlreichen Bezüge Klees zur romantischen Tradition vor. Im Mittelpunkt der Präsentation standen die wichtigsten Motive des Künstlers: Landschaft und Figur, Kosmos und Marionette: „Sie gehören zu den schönsten Bilderfindungen von Paul Klee. Sichtbar wird seine gesamte Schaffenszeit, von den frühen grotesken Radierungen bis zur formelhaft verkürzten Sprache des Spätwerks. Dabei geht es dem Künstler nie um die abbildhafte Wiedergabe der sichtbaren Wirklichkeit, sondern um eine Neu–Gestaltung von Welt, vermittelt durch seinen Geist und seine Seele.“
Bei Bern 1879 geboren, kommt Paul Klee als Student nach Deutschland. Er gehört in München zu der Avantgarde um den Künstlerkreis „Der Blaue Reiter“, lehrt in den 1920/30er Jahren am Bauhaus in Weimar und Dessau sowie an der Kunstakademie Düsseldorf.
Als „entarteter Künstler“ diffamiert, kehrt Klee 1933 nach Bern zurück, wo er 1940 stirbt.
Das Ulmer Museum schreibt: Die Bildwelten der klassischen romantischen Kunst machen beispielhaft Werke von Malern und Zeichnern wie Caspar David Friedrich, PHILIPP OTTO RUNGE, Francisco de Goya und Johann Heinrich Füssli anschaulich; (Hervorh. P.O.R – W.H.). In einzelnen Arbeiten wurden in Ulm beispielhaft gleichgesinnte Künstlerfreunde wie Franz Marc oder Wassily Kandinsky vorgestellt. „Mit ihnen wie mit den literarischen und musikalischen „Romantikern“ befasste sich Klee sein Leben lang.“ (Die Ausstellung war nur in Ulm zu sehen – sie erinnerte an den 130. Geburtstag von Paul Klee. Quelle:
http://www.ulm.de/paul_klee_und_die_romantik.62417... .
Zu „Paul Klee und die Romantik“ erschien ein BUCH/KATALOG: Dazu lesen wir
Im überaus reichen Werk von Paul Klee (1879-1940) finden sich vielfach Themen der Romantik: In Bildern von Gärten, Parks, Ruinen oder in den Nachtstücken, die zu den schönsten Motiven im Klee2schen OEuvre gehören, erzählt er Fabeln und Märchen. Der Künstler, der seinen Stil 1915 als "kühle Romantik" definierte, spricht von der Entdeckung des Südens und Ostens, lässt Engel und Götter, Dämonen, Marionetten und Puppen in seinem Bilderkosmos auftreten. Die Publikation mit informativen, spannend zu lesenden Texten von Brigitte Reinhardt, Dorothea Richter und Tulliola Sparagni stellt die zahlreichen Bezüge zur romantischen Tradition und Philosophie ausführlich vor und beleuchtet dafür auch die wichtigsten Motivkreise im Werk Paul Klees: Landschaft und Figur, Kosmos und Marionette. Eine grundlegende Untersuchung zu diesem zentralen Themenbereich stand bisher aus.
(Ausstellung: Ulmer Museum 8.3. -.17.5.2009 / Verlag: Hatje Cantz Verlag / ISBN: 3775723773 / Seiten: 160. Herausgeber: Reinhardt, Brigitte + Reinhardt, Brigitte + Mäntele, Martin - Abbildungen: 117 Abb., davon 88 farbig.)
Derzeit wird in MÜNSTER mit dem Titel „Hoffmanneske Märchenszene“ ein Paul Klee Bild vorgestellt (siehe a&s-Bildergalerie):
Ralf Stiftel schreibt in http://www.wa.de/nachrichten/kultur-nrw/picasso-mu...
Zum BILD – ebenda im Web – schreibt der Autor: (…) „Und im Titel beruft er sich auf einen seelenverwandten Vorläufer, auf das romantische Multitalent E.T.A. Hoffmann natürlich, der auch ein großer Satiriker war. Man muss das langsam auskosten, all die Details vom Schirmchen über die Uhr bis zu den Figürchen. Klee tobt sich in der 1921 entstandenen Farblithographie richtig aus, fabuliert fröhlich und spannt doch alles in eine geschlossene Bildkomposition, die spannungsvoll der dreischiffigen Schlossarchitektur ein farbiges Muster unterlegt.“
Auf Paul KLEE und sein Wollen einer „Neuen Romantik“ wurde ich durch Werner HOFMANNs neues Buch „Phantasiestücke“ (3) aufmerksam. In Teil 3 schrieb ich:
Neu Romantik: Paul KLEE ... War PICASSO und seine Kunst, die eines „Vollenders der alten Welt“ BERDIAJEW 1914 – mehr a.a.O. S. 295, W.H.(3)), hat KLEE Werke „zweipolig strukturiert“ - mit Gegensätze-Versöhnung erstellt. Er sagte: INGRES wollte die Ruhe geordnet haben, ich möchte über das Pathos hinaus die Bewegung ordnen. (Die neue Romantik).“ (Zitat nach W.H. (3), S. 295.)
Charles DARWIN – wir feierten 2009 das Darwin-Jahr – entwickelte seine Evolutionstheorie vor 150 Jahren unter dem Namen „Transformationstheorie“. Leonardo sprach von Transmutationen schon, als er Blatt-Bifurkationen zeichnete. CÉZANNE ließ Farb-Formen „modulieren“. Und Max ERNST berief sich auf Leonardo (Frottage/Collage), Paul KLEE suchte - am „Chaos“ ansetzend - nach den „Urwegen der Form“ …
(Quelle: http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2... )
Dank GOOGLE entdeckte ich zum „universalistischen Erkenntnisanspruch“ Klees:
In „Über die moderne Kunst“ - Paul Klee: Kunst-Lehre, S. 81 – bekannte der „Genesis-Maler“ KLEE (wohl an P.O. RUNGE denkend): (...) „Lasse ich endlich diese erdfeindlichen Kräfte besonders weit schwingen, bis hin zum großen Kreislauf, so gelange ich über den pathetisch-drangvollen Stil hinaus zu jener Romantik, die im All aufgeht“.
Gefunden habe ich dieses Zitat bei Mathias BUNGE: Zwischen Intuition und Ratio: Pole des bildnerischen Denkens bei Kandinsky ... (S. 122). Ebenda wichtige Literatur zum Verhältnis der modernen Kunst zur Romantik; in Anm. 380 der Hinweis auf Jürgen Glaesemer – Klee und Romantik: der spricht von einer „zeitlosen Dimension der Romantik“. Auf S. 124 spricht BUNGE von einem „universalistischen Erkenntnisanspruch“ Klees; das sei Klees „Romantik“. Ohne RUNGE zu nennen, der diesen Anspruch ja ebenfalls gehabt hat. KLEE habe den Romantik-Begriff aber auch „bewusst provokativ“ eingesetzt.
(Im WEB Googel-Bücher: http://books.google.de/books?id=BiiV6rpxm7oC&pg=PA...
Bilder zum Neo-Romantiker Paul KLEE: http://www.google.de/images?sourceid=navclient&aq=...
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Klee.
Ausblick - Rückblick
FRAGE: Benötigen wir heute eine „Abstrakte Evolutionäre Neue Romantik“? Antwort: eher NEIN!
(Siehe zu „Erstes Bild einer AENR = Abstrakten Evolutionären Neuen Romantik (?) (6/1/2010). 100 Jahre nach KANDINSKY“ die a&s-Bildergalerie.)
Abstrakte Kunst ist eine Kunstrichtung, die mit dem Anfang des 20. Jahrhunderts vor rund 100 Jahren begann: Wassily KANDINSKY (1866–1944) hat sein erstes abstraktes Bild eigenen Angaben zufolge im Jahr 1911 malte. Heute gehe man aber davon aus, dass Kandinsky dieses Bild vordatiert habe, so wikipedia in http://de.wikipedia.org/wiki/Abstrakte_Kunst.
Ich titelte „Die TRANSMUTATIONEN des Wassily KANDINSKY: abstrakt - absolut – konkret – biomorph/figurativ“ am 28.2.09 im Darwinjahr. Der Russe W.K. ist zweifellos einer der großen wichtigen Erneuerer der Kunst des 20. Jahrhunderts und gilt als „Begründer“ der abstrakten Malerei, obwohl eine SCHIRN-Ausstellung zeigen konnte, dass W.K. nicht das Patentrecht „Begründer der abstrakten Malerei“ für sich beanspruchen kann. Siehe dazu http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/die-trans...
UND HAHN, Werner (2008): Kandinsky – Malewitsch – Richter: Abstraktion & Evolution 2008/2009. In: ZEIT Online v. 13.11.2008.
SOWIE HAHN, Werner (2008): Rückkehr zur Renaissance: Kandinsky und Malwitschs Kunst-Evolution (Mutationen). STIL-Fragen. In: ZEIT Online v. 15.11.2008.
Die ersten Maler entfernten sich immer weiter von der Wiedergabe oder Interpretation der realen Natur in ihrer Kunst: Unter die Bezeichnung ABSTRAKT fallen sowohl „abstrakt-abstrahierende“ wie „abstrakt-gegenstandslose“ Werke. Erstere abstrahieren vom Gegenstand, letztere bedienen sich autonom der malerischen Mittel ohne jeden Gegenstands-Bezug.
Verkürzt stellt Annegret HOBERG einige Hauptmerkmale von KANDINSKYs Abstraktion - VOR 1914 - zusammengefasst so dar: Verschlüsseln und Verbergen von Gegenstandsresten – zunehmende Unkenntlichkeit – Denken in Gegensätzen und das Gegenläufige der formalen Anordnungen.
Und: Unter „ABSOLUT“ verstand W.K. die „rein abstrakte Form ohne gegenständliche Überbrückung“ (1914, Vortrag „Mein Werdegang“). Also „reine“ Malerei ist eine „absolute“ Malerei, wenn - von jeglichem Gegenstand unabhängig - mit abstrakten Formen gearbeitet wird, mit Bildelementen, die der Maler frei erfindet. (myheimat W.H. a.a.O.)
Zur abstrakten Kunst des französischen Künstlers Soulages - Retrospektive im Berliner Gropiusbau – schrieb Niklas MAAK in der FAZ (5/1/2011) über den „Mann ohne Schatten: Ich kommentierte (veröffentlicht am 7/1/11):
SOULAGE und der universalistische Erkenntnisanspruch von RUNGE & KLEE
Wer an der ersten (!) Documenta 1955 in Kassel teilnahm (SOULAGE), war noch zu loben. Es gibt unzählige Maler mit „Phantasiestücken“ (Werner Hofmann 2010), die immer auch auf eine transzendierende Wirkung ihrer Malerei hofften: Soulages Kunst das Gegenteil. Es gebe kein „Jenseits“ in seinen Bildern, höchstens „eine vage haptische Assoziation“, schreibt Maak. Es wäre „eine Erinnerung an sehr alte Formen“ (…); Farbe/n repräsentierten „nichts“! Skepsis gegen Metaphysisches hatte Philipp Otto RUNGE NICHT: In der HKH wird derzeit der „KOSMOS Runge (…)“ gezeigt, der P.O.R. als Vorreiter einer EVOLUTIONären NEUEN Romantik (EVOLUTIONs-Romantik) offenbart. P.O.R. brach mit dem Antike-Hype (Klassizismus, GOETHE etc.). In den „Vier Zeiten“ transmutiert seine Kunst auf der Basis einer „Ersten Figur der Schöpfung“, die „sich selbst macht“ sowie seiner neuen Farben-Harmonielehre. GOETHE war begeistert von der Farbenkugel. P.O.R. gilt als ein „Wegbereiter der Moderne“ (SCHNEEDE 2010). KLEE gelangte – wie er sagte – „über den pathetisch-drangvollen Stil hinaus zu jener Romantik, die im All aufgeht“. Von der Korrektur manches Missstands in Kunstmarkt und Kunst träumt in seiner Kolumne zum Jahresanfang Eduard Beaucamp: Lesenswert in der FAZ v. 7/1/2011
(FAZ v. 7.1.11: KUNSTSTÜCKE von Eduard Beaucamp: Kuratoren, Künstler und Mäzene, vereinigt Euch! – S. 33.)
Auf der letzten Seite seiner „PHANTASIESTÜCKE“ – „Koda: Polke erinnert sich an Dürer – bilanziert Werner HOFMANN S. 310 , dass gerichtete „Energien der Linien (…) einen Gestaltungswillen verraten“; z. B. bei Dürer und Klee. Siehe meine Traumwerk-Dürer-Collage in der a&s Bildegalerie („Schleifenbilder“, a&s-coloriert). Mit „Dauer im Wechsel“, so Hofmann. Fazit: „Zu mehr als diesem konfrontativen Ineinander, mit dem bereits Dürer sich abfand, scheinen auch unsere gegenwärtigen Möglichkeiten nicht imstande.“
Und ein Drittes ???
Das „Dilemma der Avantgarden“ erörterte Eduard Beaucamp in „Von der Romantik zur ästhetischen Religion“ (Von Leander Kaiser, Michael Ley, S. 15-25; lesbar als Google-Buch im Netz).
In KUNSTSTÜCKE wünscht er sich für 2011 „dass Künstler selbstkritischer werden, ihre Strategien überdenken, sich zurücknehmen (…)“. E.B. will kein Rückschritt, sondern in einer ANGEBLICH existierenden „Spätzeit ohne Aufbrüche und Innovationen“ - er meint die Sorte Star-„Künstler“, die sich „vom Börsengang vernebeln lassen“ (mit „Schinken“, „spekulativem Kult“) – sucht E.B. „Rebellen und Neuerer“ vom „Kaliber der Courbet, Manet oder Cézanne“. Interessant, was Beaucamp hier in der FAZ zu Neujahr an potentiellen Kunst-Erneueren ausgrenzt …!
PS: Achtung/WICHTIG: Eine umfangreichere erhellende Bilderserie existiert zum vorliegenden Artikel in:
http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/43...
LITERATUR / Anmerkungen
(1) HAHN, Werner – a&s-Tripel-ESSAY (Dreifach-Essay in Gießener Zeitung):
(1. Teil): http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/42...
(2. Teil): http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/43...
(3. Teil): http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/43...
(AUCH in: TRASMUTAZIONE DI FORME (Leonardos Metamorphose-Denken): Schlüsselbegriff für "KUNSTSTÜCKE". Zu Werner HOFMANNs Buch und RUNGE:
http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/trasmutaz... .
(2) HAHN, Werner (2007): Documenta-Demokratisierung: Wege zu einer Hessischen documenta Akademie mit d12-Kritik. Gladenbach : Art & Science, ISBN 3-9804460-5-0 (184 Seiten, 10 Abbildungen, 21 x 15 cm. Mit 1 Originalfarbdruck, handsigniert, nummeriert und datiert). Darin: Kap. 8: Über Gerhard RICHTER, seine drei „Betty“-Gemälde und die „Abstrakten Bilder“, GOETHEs STIL-Begriff sowie die BUERGELiade im hysterischen Welt-Kunst-Jahr 2007. Sowie Kap. 9: Schönheit in Natur und Kunst – Zur Debatte um Evolutionäre Ästhetik als Erkenntnisästhetik. S. 87 f. zu BUEGELs Schönheitsbegriff.
Zum Buch auch: http://www.wernerhahn-gladenbach.homepage.t-online... - http://www.wernerhahn-gladenbach.homepage.t-online...
(3) HOFMANN, Werner (2010): PHANTASIESTÜCKE Über das Phantastische in der Kunst. München. Vgl. Rezension
Achtung/WICHTIG: Eine umfangreichere erhellende Bilderserie existiert zum vorliegenden Artikel in:
http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/43...
EBENDA a&s-Bildergalerie mit 32 KUNST-Natur-PHANTASIE-Stücken.