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Medien-Evolution, Medien-Demokratisierung, Reform-Journalismus und Ombuds-Frau/Mann.

  • "ICH war's NICHT", sagen viele, die (...). Ein WORT ZUM SONNTAG - Wahltag 27. September 2009. "Kehren neue Besen gut?"
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Im Wochenblatt „Hinterland extra“ (der OP, v. 17.12.08) schreibt das „myheimat-Team“ (Nicole Hentschke) dass das „Mitmachportal“ der OP (myheimat) kulturell evolviert: mit „1500 Bürger-Reportern“ heute, Wuchs der „Ideen- und Themenvielfalt“ und „Optimierung“ des Portals. In Kürze sollen „eigenständige Magazine veröffentlicht werden“ (OP/myheimat). Hiermit stelle ich erneut einen Artikel bei myheimat ins Netz, der sich mit dem für die EVOLUTION von myheimat wichtigen Themenkreis MEDIEN & WEB-EVOLUTION, Medien-DEMOKRATISIERUNG, REFORM-Journalismus und Ombuds-Mann/Frau befasst. Die Frage: „Democracy Now“(?) wird in diesem Zusammenhang diskutiert. Interessierten Myheimat-Usern (Bürger-ReporterInnen) möchte ich zur weiteren Erörterung (zum Meinungs-Austausch, zur Aussprache) Diskussions-Material vorschlagen, das helfen kann, myheimat POSITIV weiterzuentwickeln.

Interessant: Wenn man die Worte „MEDIENEVOLUTION“ und „BLOGOSPHÄRE“ (oder „Paparazzi“) bei GOOGLE googelt, steht am ersten Platz dieser Beitrag: „DARWIN-Jahr: Medien-EVOLUTION? Bürgerjournalismus & Video-Reporter (Paparazzi-Tum)“. (Vgl. Anmerkung (A) hierzu.) Mit Medien-Evolution („WEB-Evolution“) verknüpfte ich den Begriff der „MEDIEN-DEMOKRATISIERUNG“, der nichts mit dem „Mediendemokratie“-Begriff zu tun hat (B). Medien-Demokratie bedeutet nach de.wikipedia.org, „dass sich die politischen Entscheidungen, die Präsentation von Politikern und ihrer Aussagen an den Bedürfnissen der MASSENMEDIEN insbesondere des Fernsehens bzw. seiner Zuschauer orientieren oder sogar ausrichten. Meinungsbildend können unter Umständen aber auch Berichte in auflagenstarken BOULEVARD-Zeitungen bzw. verbreiteten BOULEVARD-Medien wirken“. NICHT geht es bei MEDIEN-DEMOKRATISIERUNG indessen etwa um Wahlparteitage, Politiker-Fernsehreden, sog. „Fernsehduelle“ mit Politikern, Wahlaussagen & Politik, politische Fragen der Politiker.
Mein DEMOKRATISIERUNGs-Begriff beinhaltet „kritische, freie und unabhängige Gegenöffentlichkeit zu etablierten Medien (und anderen ‚Machthabern’)“. (FAZ.Net; Anm. ((B).) „Machthaber“ meint hier natürlich auch die Macht der Politiker- & Parteien-Zunft. Mit einer „DOCUMENTA-Demokratisierung“ befasse ich mich schon mittlerweile seit Jahrzehnten (auch in 4 Büchern), habe hinreichend enttäuschende und schlechte Erfahrungen gesammelt und dokumentiert (d8 bis d12): Kontakte mit Politikern, hessischen Gerichten und institutionellen Kunstvermittlern (d8-d12); bitte hierzu googeln: (5) und „blogging art“ der ars evolutoria, STIL-Variante „journalistic art“ der ars evolutoria etc.; art-and-science.de im WEB und 4. documenta-Buch.

Durch Surfen fand ich einen NZZ Bericht zum Thema „MEDIEN-DEMOKRATISIERUNG“: Unter „Informatik und Medien“ äußert sich die „Neue Züricher Zeitung“ folgendermaßen:
“Die frohen Vorkämpfer von Mediendemokratie feiern die politischen Weblogs als Beitrag zur Befreiung der Bürger von der Bevormundung durch Journalisten. Ihr Glaube an die Realisierbarkeit einer egalitären Öffentlichkeit bleibt eine Illusion. Denn je mehr Akteure im Internet zu einer angeblich transparenten Politik und Gesellschaft beitragen wollen, umso unübersichtlicher und intransparenter wird letztlich die Kommunikation. Ohne publizistische Leithammel kann keine Gesellschaft funktionieren.” (ras. NZZ, 15.9.2006)
Hier wird allzu deutlich, dass das WIKIPEDIA-Verstehen und die NZZ-Interpretation des „Mediendemokratie“-Begriffs nicht kompatibel sind. Der Begriff kann unterschiedlich interpretiert und verstanden werden.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, die Weblog-Bewegung derart eng mit dem Begriff der „MEDIENDEMOKRATIE“ und den Ansprüchen nach „Mediendemokratisierung“ in Zusammenhang zu bringen. Die Blog-Bewegung selbst beschreibt sich anders, mindestens hierzulande, wie Studienergebnisse zeigen sollen. Und die Ansprüche seien in aller Regel auch „bescheidener”, wird notiert. Allerdings hätten auch Weblogs, die sich nicht speziell auf politische Inhalte im engeren Sinne kaprizieren, politische Wirkung. „Die verstärkt symmetrische Nutzung des Internets wird sich auswirken, z. B. auf die Selbstverständnisse der Medien, auf das Inseratvolumen (also die wirtschaftliche Basis der Zeitungen) und die Zahl der Zeitungsleser.“ (http://medienpraxis.ch/20... )

Der Begriff „MEDIENEVOLUTION“ wird beispielsweise auch über die Bundeszentrale für politische Bildung verbreitet (www.bpb.de): Artikel „Medien-Evolution im Internet, die Renaissance des Schreibens und die Banalität des Lebens“. Bpb fragt hier: „Sie sprechen von den "Kindern der Web-Evolution". Worin zeichnen sie sich aus?“ Haeusler: „Diese Kinder schreiben, lesen und hören viel mehr Musik als ihre Eltern. Sie kommunizieren per E-Mail und SMS. Es gibt eine Renaissance des Schreibens. Die Sprache hat natürlich nicht diese Bedachtheit wie diejenige in Briefen, aber das geschriebene Wort ist wichtiger denn je.“ Zu lesen ist auch, dass in Frankfurt eine von der Bundeszentrale für politische Bildung veranstaltete Konferenz „Medien 2.03 stattgefunden hat.

Über „die Ambivalenz der MEDIENEVOLUTION“ und die „Blogosphäre“ erfährt man etwas in www.springerlink.com; ebenda auch der Hinweis auf „Journalismus online - Partizipation oder Profession?“. (Buch 2008: Autoren Thorsten Quandt und Wolfgang Schweiger.) Ebenda im www sind Ausführungen ONLINE zum Thema „Medienignoranz in der Journalismus- und Öffentlichkeitstheorie“ (von Christoph Neuberger) zu lesen. NEUBERGER urteilt, dass es an der „disziplinären Zersplitterung“ liege, wenn Medien- und Journalismus- und Öffentlichkeitstheorie relativ unverbunden nebeneinander stehen. Den Medienbegriff beanspruche die Medienwissenschaft mit ihren geisteswissenschaftlichen Wurzeln, die sich auf „ästhetisch relevante Einzelmedien“ (Buch, Bildende Kunst etc.) stütze. Sie verzichte auf Empirie und habe einen „Hang zu feuilletonistischer Darstellung“. Neuberger versucht die Frage zu beantworten: „Warum fällt es der Journalismusforschung so schwer, das Internet in den Griff zu bekommen?“ Es gebe „Probleme der Journalismusforschung“.

Roland GRAMLING hat versucht, den Begriff „Multimediademokratie“ in die Literatur einzuführen (als „mögliches Zukunftsszenario“); ich sprach indessen von „Mediendemokratisierung“ - siehe Anmerkung (B). In www.politio.de befasst sich Gramling auch mit der BLOGOSPHÄRE als „Echokammer der Gesellschaft“. Auch der Spreeblick-Gründer Johnny HAEUSLER schreibt über die Medien-Evolution im Internet, die Blogosphäre und „WEB-EVOLUTION“:

„Die Kinder der Web-Evolution lesen und schreiben mehr denn je, denn Gleichaltrige auf der ganzen Welt berichten täglich in Weblogs von ihrem Leben und diskutieren es mit anderen. Sie konsumieren mehr Musik als ihre Eltern, denn sie entdecken über ihre sozialen Netzwerke Künstler, für die in den bestehenden, notwendigerweise massentauglichen Medien kein Platz war. Diese Kinder der Web-Evolution stellen mittels iPod-Playlists ihr eigenes Musikprogramm zusammen und sie entscheiden selbst, wann sie Wort- oder Filmbeiträge in Form von Podcasts oder Videocasts konsumieren möchten, und wissen sie was? Diese Kinder der Web-Evolution hören teilweise eine halbe Stunde und länger zu, wenn ihnen jemand etwas Interessantes zu sagen hat.“ (Quelle: www.spreeblick.com .)

Zu neuen Formen von Professionalität könnte eine REFORM-JOURNALISMUS-Bewegung (RJB) führen; eine Begriffsprägung von mir analog zum Begriff der „Reformpädagogik“. Unter Verwendung des Begriffs „Reformjournalist“ sorgte sich die Berliner Zeitung (18.07.2003 – „Verbotene Schüsseln“) um die nicht freie Berichterstattung in Iran: Oppositionelle Zeitungen werden verboten, kritische Journalisten verhaftet und sitzen in iranischen Gefängnissen. Ein „Reformjournalist(in)“ in der RJB - wie ich sie verstehe - sorgt sich (anders als im Iran) nicht „freie Berichterstattung“:

Journalismus wird hierzulande , von einer möglichst wahrhaftigen Nachrichten-Übermittlung einmal abgesehen, als ein säkularer, liberaler, skeptisch-ironischer Beruf gesehen. Der meinungsführende Journalismus, die Elite der Branche, kann dem fernsehenden und zeitungslesenden Publikum manchmal aber ganz schön auf die Nerven gehen („Narrenhaus-Journalismus“; vgl. BILD und Paparazzi-Reporter-Bewegung). BILD z.B. geht dem Leser- & Online-Publikum, das Nerven wie Bindfäden haben muss, oft belästigend-quälend auf die Nerven.

Dass sich der professionelle Journalismus im Wettkampf der Meinungen mit der politischen Sphäre (Politik & Politikern) intensiv und kritisch auseinandersetzen sollte, ist dringlich und unerlässlich. Als ein Gegenmodell zum politischen Betrieb könnte sich auch die RJB darstellen. Dabei sollten für die Journalistik Stil, Können, Sachkenntnis und Überzeugung wichtig sein. Ich meine hier nicht Skandal-PublizistInnen á la BILD.

„Gehobene“ REFORM-Publizistik ist gefragt: Das User/Leser-Publikum bedarf zur Demokratisierung einer Journalistik mit JournalistInnen als Rechercheuren, die zu distanzierten und unabhängigen Gesellschafts-Reportagen fähig sind. Die ohne eindeutig politische oder kulturell-strategische Wirkungsabsicht publizieren; denen es ehrlich um die „gute Sache“ (sie kann schlecht sein) geht. Kritische RJB-PublizistInnen sind gemeint, die sich darum bemühen, ein möglichst objektives „zur Sache“ gehöriges Bild von einer Angelegenheit zu gewinnen. RJB-Reporter mit Reportagen, in denen man sich ehrlich (!) um Missstände kümmern will, ihnen auf den Grund geht. Reform-Publizisten, die mit strenger sachlicher Kritik Dinge beurteilen oder besprechen können, die in einem sachlichen Ton und mit dem STIL einer neuen Sachlichkeit nicht als subjektive Nörgler und Tadler auffallen, sondern - genau abwägend – zu einem kritischen Urteil gelangen. Kritische Köpfe sind also gemeint, die als Mann/Frau mit Urteilsvermögen agieren; die auch missbilligend eine negative Beurteilung zu eklatanten (vielleicht auch „heiklen“, schwierigen) Situationen & Lagen treffen, d. h. an etwas sachgerecht KRITIK üben.

CHANGE ist nötig: Beispielhaft ist US-Präsident OBAMAs Tun mit Demokratie-Förderung (Demokratisierung) auch dadurch, indem Barack Obama erneut mit dem chinesischstämmigen Steven CHU einen akademischen Überflieger in sein Team geholt. Der neue Energieminister ist Nobelpreisträger für Physik. Keiner Partei gehört der „unparteiische“ Minister an! Schon bisher war das Kabinett des künftigen US-Präsidenten Barack Obama nicht arm an akademischen Überfliegern. Harvard, Yale, Princeton, Stanford, MIT - praktisch das gesamte Regierungsteam Obamas wurde an einer dieser Elite-Unis ausgebildet oder arbeitete dort. Barack Obamas „Change we can’t belive in“ mutierte positiv zur Realität mit den Obama-Leitmotiven des „Change“ und der Hoffnung: „Change has come to America“, lobte Obama seine WählerInnen.
„Wir müssen noch viel dazulernen“, steht für die SZ fest. In einem „Spezial“ sorgt man sich unter dem Leitwort „Zeitenwechsel" – um die „Zukunft des Journalismus“. In der Serie geht man „Trends in der Presse und im Internet“ nach. Zusammen mit dem Berliner Institut für Medien- und Kommunikations-Politik bereitet sueddeutsche.de dabei Interviews mit namhaften Experten auf. Ebenda wird auch über „Qualitätsjournalismus“ und „Nachwuchsprobleme“ diskutiert.

Auch RJB-Publizistik bedarf der Leitmotive eines kulturell-evolutionären „CHANGE“ und der Hoffnung. Diesen Geist eines Change, diesen Optimismus eines "Yes we can" vemisse ich in der KUNST-Berichterstattung hierzulande, die sich ohne eine „Devise Change“ beispielsweise zum Thema documenta 13 geäußert hat - oder auch gar nichts zur Berufung von Carolyn Christov-BAKARGIEV sagte; z. B. brachte die NZZ keine Meldung. Mit der Misere von Teilen des KUNST-JOURNALISMUS und dem „Elend der Kritik“ befasse ich mich näher in einem speziellen ZEIT-Artikel (6). Über gute und schlechte KUNST-Blogs äußerte die SZ am 15.12.2008 (Holger LIEBS: „Trauriger Blog.com“.) Auch in der Kunstwelt sei der „Wind rauer“ geworden; „ökonomischer Druck“ ist damit gemeint. Dieser Satz des SZ-Kunstkritikers lässt uns aufhorchen: „Aus der schier unüberschaubaren Zahl von Kunstblogs gerade in den USA ragen dennoch wenige heraus, die eine Art gesellschaftliche Wächterfunktion erfüllen und wo nicht zuletzt Journalisten ihren Kollegen auf die Finger schauen.“

Das möchte das „seriöse“ User-Leser-Hörer-Seher-Publikum sicher NICHT im Journalismus: „Verluderung der Sitten und die Kritiklosigkeit im Journalismus überhaupt“. So habe es im „Zeitalter der Kollektivierung und Spezialisierung“ die meist „unprofessionalisierte Bloggerkultur schwer: Den wenigen, die sie vorantragen und die meist dafür nicht bezahlt werden, erlaubt das Medium kaum Spezialisierung oder Zeit für Recherche“. (7)

Über das so genannte „partizipative Web“ kann man lesen, dass darin das Niveau vieler Internetkommentare und -diskussionen beklagt wird. Das „Web 2.0“ neige zu „Laien-Journalismus“ mit „Pöbelei, Entrüstung, Denunziation, Häme. Ein rumorendes Plebiszit, halb anonym, von jeder Rechenschaft entlastet“. (8) Seit fast einem halben Jahrzehnt gibt es das "partizipative Web", stellt GRAFF fest: das P-WEB trage zu einer neuen Form der Beteiligung und der Berichterstattung im Internet bei: „Diese Formen werden von engagierten Zeitgenossen genutzt, weil sie - sei es aus Idealismus, sei es, weil sie sonst keine Beschäftigung haben - eine Rolle in der allgemeinen Informationsbildung übernehmen wollen.“ Von „Bürger-Reportern“ werde gesprochen.

Zu einem SPIEGEL-Interview vermerkt der SZ- Autor: Dort sei von den Auswüchsen“ eines „Absurditätenstadls“ die Rede gewesen und „man möchte sich beim Lesen dieses Interviews mit dem Mauskabel strangulieren“: „Die einfache Orientierung an klassischen Autoritäten bricht zusammen. Man nimmt Politikern ihr Besser-Wissen nicht länger ab. Auch bei Anwälten und Medizinern ist die Erosion ihrer Autorität unendlich weit fortgeschritten. Für Ärzte ist das eine Katastrophe: Ihre Patienten sind auf einmal bestens informiert, fragen und fordern. Überhaupt sind alle, die mit Wissen umgehen, diesem Erosionsprozess ausgesetzt. An die Stelle von Autorität tritt dieses eigentümliche, breitgestreute, selbstkontrollierte Netzwerkwissen." GRAFF: „Und, ja, es gibt hervorragende Expertenzirkel und phantastische Communities mit hoher Sachkenntnis. Niemand bestreitet den Wert, den die zum Weltarchiv gewordene Video-Abspielplattform Youtube bereits jetzt hat. Und, ja, es gibt (…)“.

Ich glaube nicht, dass (so zu lesen im www) in vierzig Jahren das Internet unter einer „gigantischen Implosion der Dummheit kollabieren“ wird. Wenn im unseriösen Teil des Netzes von heute eine „Meute, die anonym bleibt“ sich austobt - Welt der Blogs und Foren mit Orten, in denen „anonym beleidigt, gehasst und Dummes geredet wird“, haben Web-2.0-Propheten zwar recht mit der These, dass wir uns auf eine Kultur der Amateure zu bewegen, die den Informations- und Meinungsprofis Konkurrenz macht. Mein Artikel will belegen, dass der professionelle Laien-Journalismus durchaus etwas vorbeugend gegen die erwartete „Implosion der Dummheit“ tun kann, den ich nicht „Anti-Journalismus“ (analog der ANTI-Kunst-Bewegung) nennen möchte.

Ich plädiere für eine Medien-Evolution im Internet mit „kultureller Kompetenz“ von Kultur-Schaffenden, für eine „WEB-EVOLUTION“ zu einer REFORM-Journalismus-Bewegung (RJB) mit Teilhabe von Bürger-Reportern als „professionellen Laien-JournalistInnen“!Anti-autoritärer Bürgerjournalismus muss kein schlechtes Deutsch sprechen, über kein unzulängliches Wissen verfügen und nicht mit zweifelhafter Information aufwarten. Die RJB könnte für die Meinungsbildung eine Rolle spielen, die Habermas als „sekundäre Öffentlichkeit“ beschrieben hat. Im Sinne von Medien-Demokratisierung - wie ich sie beschrieben habe - mit Meinungs-Freiheit und der Möglichkeit, „Zensur“ durch die Mächtigen zu umgehen (vgl. Beispiel in (1)), sollten wir unbedingt dem Moment des Bürgerjournalismus’ im WEB eine große Bedeutung zumessen.

EXKURS: Medien-Evolution und OMBUDsleute – „Democracy Now“ in der BRD?

Demokratisierung ist ein politisches Schlagwort für die Forderung, auch im nichtstaatlichen Bereich (z. B. in Wirtschaft, Schule, Universität) eine demokratische Willensbildung und Beschlussfassung herbeizuführen, also die im jeweiligen Bereich Tätigen am Entscheidungsprozess teilnehmen zu lassen.“ So steht es im DIE ZEIT – „100 Wörter des Jahrhunderts“ mit der Quelle: Meyers Lexikon Online. „Demokratisierung ist nicht pervers“ titelte DIE ZEIT 1974 (in Nr. 15 v. 05.04.). In einem 1968er Artikel schrieb ein Autor – ein „von eigener kräfteverschleißender Bemühung um Reform zu hilflosem Zorn und Resignation“ Mutierter – den (Online lesbaren) ZEIT-Beitrag: „Demokratisierung – Ende der Freiheit?“ (Nr. 45 v. 07.11.; Alexander Schwan).

Von Kräfte verzehrenden Reform-Bemühungen mit nicht hilfloser Wut und Nicht-Resignation habe ich ein ernst-unerfreuliches, mahnendes und anklagendes „Lied singen“ müssen: ein Lied über NICHT-Demokratisierung, gesungen in vier Publikationen zur Documenta-Demokratisierung: d9/HOETiade, d10/DAVIDiade, d11/ENWEZORiade, d12/BUERGELiade. Ein fünftes d13-Buch wird zur BAKARGIEViade 2012 mutmaßlich zu publizieren sein, denn es ist immer das alte, das gleiche Lied von Nicht-Reformierbarkeit & Demokratisierungs-Not zur mächtigen (eigentlich undemokratischen) documenta-Institution. Es hat sich bis heute nichts geändert ; trotz „Fall documenta“ vor Gerichten: vgl. hierzu den NJW Aufsatz von Prof. Friedhelm HUFEN: „Muss Kunst monokratisch sein? Der Fall documenta“, in NJW, 17/1997 S. 1177 ff. ).

In der Homepage des Ex-Feuilletonisten der HNA (Lokalblatt Kassel) erfährt man mehr über die „Sprache der Kunstkritik“ in „Der Hang zum Persönlichen“ bei documentas aus der Sicht eines documenta-Fans (http://dirkschwarze.net/2...); der Autor hat sich nie für (meine) Reformbemühungen zur documenta eingesetzt, hat sie – trotz der Publikationen - quasi „totgeschwiegen“; auch den in der NJW publizierten/dokumentierten "Fall documenta"!

Ob Tages- und Wochen-Zeitungen, Zeitschriften, das Fernsehen und Online-Medien heute in der BRD weniger autoritär und deutlich bürgerfreundlicher geworden sind, ist eine Frage, die man diskutieren und wissenschaftlich untersuchen sollte. Nicht erst seit Reich-Ranickis Wutrede im ZDF. Internet-Blogger, Laien- & Fachmann/frau Kommentare-Schreiber und Artikelschreiber könnten als Medien-Kritiker für eine evolutionäre Demokratisierung der Medien sorgen.

Der OMBUDsmann ist in Amerika bereits zum festen Bestandteil der Medien-Industrie geworden. Diesen unparteiischen Schiedsrichter, der - bezahlt vom eigenen Medium - die Interessen der Leser/Hörer/Seher vertritt, ist wohl in der BRD (noch) nicht wahrnehmbar, de facto NICHT existent.
Ombuds-Frauen & Ombuds-Männer können als Vermittler wie Schiedsrichter die Interessen der Leser, Zuschauer oder Zuhörer vertreten; zur friedlichen Konfliktbearbeitung. In Amerika würden schon seit längerem Künstler, Politiker und Internet-Blogger eine Demokratisierung der Medien fordern, hört und liest man. Es bildete sich „eine Art außermediale Opposition“, die unter der Devise „Democracy Now" mehr Transparenz in den mächtigen Medien fordert. Als Problem wird aber gesehen, dass ALLE Fehler vor dem Leser ausgebreitet werden, „auch die eher albernen“, berichtet dradio. Praktisch alle Sender und Zeitungen würden mittlerweile in den USA einen Ombudsmann beschäftigen, wird Amerika gelobt.

Und mit Blick auf Deutschland? - „Democracy Now" (DEMOKRATIE JETZT) scheint in der BRD noch ein Fremdwort zu sein. Medien-Manipulation und -Desinformation sind (noch immer) Tür und Tor geöffnet. Eine zunehmende Monopolisierung der Medien trägt dazu bei, Informationsfreiheit und Meinungsvielfalt zu untergraben, hat erheblichen Einfluss auf die Politik (PolitikerInnen) in einer Demokratie. Pressefreiheit sei die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten, schrieb Paul SETHE (FAZ Mitherausgeber, 1965) in einem Leserbrief an DER SPIEGEL. Unter dem zutreffenden Titel „Keine Demokratie ohne Demokratisierung der Medien“ wurde 2008 ein OSSIETZKY-Sonderheft/Sonderdruck (eine Zweiwochenschrift) mit mehreren Beiträgen zur brisanten Thematik publiziert.
Das Ausgeliefertsein des fernsehenden und zeitungslesenden Publikums gegenüber den Medien darf nicht „totgeschwiegen“ werden: Es muss sich deshalb etwas in der Journalismus-Kultur ändern. „Fehler NICHT vertuschen“ sei die Devise der von mir geforderten REFORM-JOURNALISMUS-Bewegung (RJB). Vorschläge in (1) in die Tat umsetzen BITTE (CHANGE …). Anmerkung: Literatur zum Ombudsmann: Deutschlandfunk „kulturheute“ am 25.07.08 - Andrea Steingart: www.dradio.de.

Anmerkungen

(A) Hierzu auch (2) sowie (1). Zu Google (3)/(4). Der Begriff „Medienevolution“ ist wahrlich keine Neuschöpfung der BILD-Zeitung (des Chef-Redakteurs Kai DIEKMANN); vgl. auch den FR-Artikel „Thema des Tages“ – „Paparazzi statt Dichter und Denker?“ v. 12.12.08, S. 2/3. Zum Thema „Leser-Reporter“ & „Paparazzi-Tum“. Kritisch zu Leser- und Videoreportern auch S. 3: „Kein Journalismus“ – ein Interview der FR mit Ulrike Maercks-Franzen (dju). Über die Bedeutung der Suchmaschine GOOGLE vgl. (3)/(4); ein gut begründeter Friedenspreis-Vorschlag 2009 - im DARWIN-Jahr – siehe ausführlich (4) mit Kommentaren.

(B) In FAZ.Net schrieb ich am 15-06-2008: „Eine seriöse Blogger-Kultur kann durch GOOGLEN/GOOGELN eine kritische, freie und unabhängige Gegenöffentlichkeit zu etablierten Medien (und anderen „Machthabern“) etablieren (= Medien-Demokratisierung). WWW-Randalierer (hyperaktive Störer) können Frust loswerden. Unbestritten sind die Suchsystem-Leistungen von GOOGLE zur Kommunikation (Recherche, Kultur/Kritik, Bildung, Wissen, Information, Forschung, Unterhaltung etc.) Bitte an USER: VORSCHLAG unterstützen!“

LITERATUR:

(1) HAHN, Werner (2008): Wie gut ist „myheimat.de“? In: www.myheimat.de. (12-12-2008.)

(2) HAHN, Werner (2008): DARWIN-Jahr: Medien-EVOLUTION? Bürgerjournalismus & Video-Reporter (Paparazzi-Tum). In: DIE ZEIT Online v. 02.13.2008.

(3) HAHN, Werner (2008): CUIL und/oder GOOGLE (auch YAHOO?) – das ist hier die Frage. In: DIE ZEIT Online v.02.12.2008.

(4) HAHN, Werner (2008): OFFENER BRIEF zum FRIEDENSPREIS 2008 & 2009 des Deutschen Buchhandels (Börsenverein): GOOGLE als Preisträger 2009! In: DIE ZEIT Online v.02.07.2008.

(5) HAHN, Werner (2007): Documenta Demokratisierung – Auf dem Weg zu einer Hessischen documenta Akademie mit d12-Kritik. Gladenbach 2007. (Vgl. auch Essays im www: art-and-science.de; Link PDF documenta 12 mit „Materialien zur documenta 12 – Reader/Essays zur Debatte DOCUMENTA-DEMOKRATISIERUNG“.)

(6) Vgl. hierzu (a) HAHN, Werner (2008): Guter Start ins DARWIN-Jahr? Evolution von der BUERGELiade zur BAKARGIEViade. In: ZEIT-ONLINE vom 03.12.2008. (b) HAHN, Werner (2008): Kann die documenta-13-Macherin BAKARGIEV KUNST-EVOLUTION fördern? In: ZEIT-ONLINE vom 03.12.2008. (c) HAHN, Werner (2008): Düstere Aussichten!?: Zur Berufung von Carolyn Christov-BAKARGIEV zur Leiterin der documenta 13. In: ZEIT-ONLINE vom 05.12.2008. (d) HAHN, Werner (2008): DARWIN-Jahr: Anything-Goes-Kultur, Entkunstungs-Initiativen, erweiterter Kunstbegriff und Kunst-Kritik zur documenta 12 & 13. In: In: ZEIT-ONLINE vom 11.12.2008.

(7) THIEL, Thomas (2007): Eine Reise durch die Blogosphäre. Wer bloggt so spät durch Nacht und Wind? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ.Net) v. 14.04.2008.

(8) GRAFF, Bernd (2007): Die neuen Idiotae – Web 0.0. In: Süddeutsche Zeitung (SZ Online v. 07.12.2007). (Mit 191 Leserkommentaren am 15.12.2008.)

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2 Kommentare

Ein sehr aufschlussreicher und diskussionswürdiger Beitrag. Ich befürchte jedoch, dass dieser, aufgrund der sehr speziellen Thematik und der daraus resultierenden Länge, von den meisten Lesern nur sehr flüchtig überflogen oder einfach nur angelesen wird.

  • W. H. am 29.12.2008 um 13:24

Negative KULTUR-EVOLUTION: BOULEVARDisierung des seriösen Journalismus

In den Feuilletons der großen Zeitungen und Zeitschriften wie in den Internet-Journalen habe nicht ich allein Zeichen dafür festgestellt (1), dass die „journalistische Wahrnehmung des öffentlichen Lebens nicht angemessen funktioniert“. Und auch dafür, dass „an die Stelle der Kritik, aus welchen Gründen auch immer, eine Bereitschaft zur Zustimmung getreten ist, die aus manchen Medien Agenturen zur Bestätigung landläufiger Geschmackspräferenzen werden lässt“. Hiermit zitiere ich aus einem lesenswerten Artikel in der „Süddeutschen Zeitung“, der auch SZ-Online zu lesen ist.
Dass sogar die „seriöse Zeitung als solche“ im Wettbewerb mit dem Internet bald nicht mehr bestehen könne, wird gemutmaßt. Das wäre schade, denn es ist „das größte Vermögen der schriftlichen Welt ihre Fähigkeit zur intellektuellen Auseinandersetzung (…), zum Streit, zu Revision, Widerlegung und Debatte“. In diesem Medium wolle jeder überzeugen – „in der Erwartung, dass andere darauf antworten“, schreibt Thomas STEINFELD in der SZ (24.12.2008). JA: Es „gehört zur Pressefreiheit auch eine Verantwortung, die man spätestens dann kennenlernt, wenn sich nach einem Fehler, nach einer - tatsächlich oder vermeintlich - irrigen Meinung großes Geschrei erhebt.“ Leider sind die „Grenzen zwischen dem dialogischen Prinzip des seriösen Journalismus und dem propagandistischen des Boulevards (…) zunehmend undeutlich“ geworden. „Der BOULEVARD ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen" (Rainald GOETZ); selbstverständlich geworden.

(1) HAHN, Werner (2008): „Darwin-Jahr: MEDIEN & WEB-EVOLUTION – Medien-DEMOKRATISIERUNG, REFORM-Journalismus“ – DIE ZEIT Online (16.12.2008; mit einem Zusatz-Artikel ebenda).

(2) STEINFELD, Thomas (2008): Journalismus und Boulevard - Passt schon! (Passt eben nicht: Die journalistische Wahrnehmung funktioniert nicht mehr angemessen, Grenzen werden verwischt. Die Zeitung, der Boulevard und die Kultur.) In: SZ v. 24.12.2008.

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