DGB-Studie: 14.000 junge Menschen im Landkreis in unsicheren Jobs
Pressemittlung der DGB-Jugend Mittelhessen
Die Arbeitssituation junger Beschäftigter ist nach wie vor unsicher. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Erhebung des DGB. Danach ist jeder zweite Beschäftigte unter 35 Jahren prekär beschäftigt. Nach Berechnungen des DGB Mittelhessen sind davon im Landkreis Gießen etwa 14.000 junge Menschen betroffen.
„Prekäre oder unsichere Jobs sind all diejenigen Jobs, die eine langfristige Lebensplanung nicht zulassen“, erläutert Ulrike Eifler, Jugendbildungsreferentin des DGB in Mittelhessen. Dazu gehören befristete Beschäftigungsverhältnisse, Leiharbeit oder Niedriglohnjobs. Eifler. „Wer einen befristeten Arbeitsvertrag hat, kann über die Befristung hinaus sein Leben nur schlecht planen. Wer im Niedriglohn arbeitet, ist schon allein wegen des niedrigen Einkommens von realen Lebensplanungen ausgeschlossen. Besonders hart trifft es Leiharbeitnehmer: Sie werden nicht nur schlecht bezahlt, sondern können auch noch von heute auf morgen gefeuert werden“.
Nur 37 Prozent aller Beschäftigten unter 35 Jahren haben ein Einkommen von mindestens 2.000 Euro brutto und sind unbefristet beschäftigt. Weitere 13 Prozent sind zwar unbefristet beschäftigt, haben aber nur ein Einkommen von 1.500 bis 2.000 Euro brutto im Monat. Der Rest – und damit jeder zweite – arbeitet unter prekären Bedingungen: entweder zu Niedriglöhnen von unter 1.500 Euro brutto (19 Prozent) oder in sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen. Dazu gehören befristete Beschäftigung (21 Prozent), Zeitarbeit (4 Prozent) und Mini-Jobs (7 Prozent).
Die DGB-Studie offenbart zudem starke Unterschiede zwischen den Branchen. So ist der Anteil von Zeitarbeitern in der Industrie und im Baugewerbe mit 7 Prozent überdurchschnittlich hoch. Mini-Jobs gibt es dagegen überwiegend in den Bereichen Handel, Verkehr und im Gastgewerbe (16 Prozent) sowie im Bereich der Unternehmensdienstleistungen (9 Prozent). Der Anteil befristeter Beschäftigung macht in fast allen Branchen zwischen 18 und 21 Prozent aus. Besonders negativ hebt sich hier allerdings die öffentliche Verwaltung mit einem Anteil von 39 Prozent ab.
„Junge Menschen wollen ihr Leben planen. Sie wollen beruflich durchstarten, den Führerschein machen, von zu Hause ausziehen oder eine Familie gründen“, schlussfolgert Eifler. „Schlechte Jobs aber machen aus den Lebensentwürfen junger Menschen lediglich Wunschträume. Deshalb muss endlich Schluss sein mit dieser Art von Beschäftigung“.
Die Studie „Arbeitsqualität aus Sicht von jungen Beschäftigten“ ist eine Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit. Dabei handelt es sich um eine Repräsentativerhebung zur Arbeits- und Einkommenszufriedenheit. Befragt wurden 1.539 junge Beschäftigte unter 35 Jahren, ohne Auszubildende, Studierende und Praktikanten, sowie 4.121 Beschäftigte über 35 Jahren. Erhebungszeitraum war das zweite Halbjahr 2011. Die Befragung wurde durch das Umfragezentrum Bonn (uzbonn) durchgeführt. Der Bericht wurde von Dr. Johann Gerdes (SOWI Forschung) im Auftrag der DGB-Index Gute Arbeit GmbH erstellt. Die regionalen Zahlen sind Berechnungen des DGB Mittelhessen anhand der regionalen Daten des Statistischen Landesamtes Hessen (Stand September: 2011).