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Immer wieder Sonntags

Sportunfälle sind insbesondere beim Fußball keine Seltenheit. Über eine Kultur, bei der Verletzungen genauso dazugehören, wie das Tore schießen.

Es war nach einem Vorbereitungsspiel, als ich nebst meinem Teamkameraden zum Auto humpelte. Ich selbst wurde von gegnerischen Stollenschuhen am Schienbein und Knöchel erwischt (ärgerlicherweise kurz vor dem Strafraum), mein Kollege klagte über einen dicken Zeh. “Aber mit sowas geht man ja irgendwie immer nach Hause.” stellte er nüchtern fest.

Wie recht er damit hat! Frägt man dazu AmateurfußballerInnen, können diese meist genug erzählen: Angefangen beim letzten Sanka- oder Helikoptereinsatz, über monatelange Verletzungspausen bis zu durch eine einzige Grätsche beendete Fußballerkarrieren. Diese sind auch bekanntlich kurz: Mit Anfang 30 gehört man beim Fußball schon zum alten Eisen.

Strapazierung von Krankenhäusern

Tatsächlich trifft man sonntags in einer Notaufnahme auch größtenteils auf KickerInnen: Muskel- und Bänderrisse müssen verarztet, Knochenbrüche eingegipst oder Gehirnerschütterungen diagnostiziert werden. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft passiert jede dritte Sportverletzung beim Fußball - so viel wie bei keiner anderen Sportart.

Das belastet natürlich unser Gesundheitssystem. Gerade in Zeiten, in denen die Gesellschaft überaltert, im Landkreis von Notarztmangel die Rede ist, und eine Pandemie ungeahnten Ausmaßes vor der Tür steht, gäbe es genügend andere Einsatzzwecke für MedizinerInnen als auf dem Fußballplatz. Warum gibt es beim Fußball überhaupt so viele Verletzungen?

Dies liegt zum einen natürlich an der Popularität des Sports - der DFB zählt rund sieben Millionen Mitglieder. Kontaktsport ist zudem naturgemäß gefährlicher als andere Sportarten. Trotzdem scheint die Zahl der Verletzungen außergewöhnlich hoch - wer Ballartisten im Bekanntenkreis hat, stimmt dem sicherlich zu.

Vermeidbare Gründe für Verletzungen

Verantwortlich dafür ist die testosterongetränkte Atmosphäre auf dem Fußballplatz. Wer möchte schon seinen Teamkameraden in die Augen schauen, nachdem man im entscheidenden Moment den Fuß zurückgezogen hat, weil man sich nicht verletzten möchte? Dazu kommt das oft schon bei Jugendspielen lauthals brüllende Publikum, welches ununterbrochen auf Fußballspielende und Unparteiische schimpft. Zu oft sieht man SpielerInnen, die dadurch aufgeheizt werden und den Gegner mutwillig verletzen. In den meisten anderen Sportarten wäre das, zumindest auf Amateurebene, unvorstellbar.

Verletzungen lassen sich nie ganz vermeiden. Verbände und Vereine können sich aber bei der Prävention mehr anstrengen, sei es durch Regeländerungen, Schulungen für Trainer oder speziellen Trainingseinheiten für das Thema Verletzungsvermeidung.

Viel mehr können aber wir als Gesellschaft dafür tun: Es darf nicht mehr akzeptiert werden, sich fünf Bier reinzustellen, während man vom Spielfeldrand auf den Gegner einbrüllt. Regeländerungen, wie sie zum Beispiel beim Hallenfußball geschehen sind, müssen akzeptiert werden, wenn sie zu weniger Verletzungen führen. Es darf nicht mehr das Gegeneinander und das Gewinnen im Fokus stehen, sondern das Spaß haben, das Miteinander, der Fußball.

Vielleicht begeistern sich dann auch mehr Frauen für den Sport. Und als Nebeneffekt geht man nicht mehr jedes mal wieder mit einem dicken Zeh nach Hause.

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