Götz & Partner in Friedberg ziehen um
Umbau und Sanierung eines denkmalgeschützten Bürgerhauses in eine Anwaltskanzlei mit Errichtung eines Zwischenbaus im Innenhof
Die zweigeschossige Kelleranlage wurde zusammen mit dem ursprünglich eingeschossigen, traufständigen Gebäude nachweislich in den Jahren 1657/1658 errichtet. Das Holz für den ursprünglichen Dachstuhl ist, laut dendrochronologischer Untersuchung im Winter 1657/1658 geschlagen worden. Bei der ursprünglichen Dachkonstruktion handelt es sich um ein Kehlbalkendach mit liegender Stuhlkonstruktion und mittlerem stehendem Stuhl. Zudem war auf beiden Dachseiten nach Osten und Westen wohl ein dreiachsiges Zwerchhaus mit Satteldach errichtet.
Ebenfalls durch die dendrochronologische Untersuchung bestätigt, wurde das Gebäude in den Jahren 1716/1717 zuerst auf der Straßenseite nach Westen, unter Aufgabe des vorhandenen Zwerchhauses um ein Stockwerk aufgestockt und in den 1735/1736 der rückwertige Teil nach Osten, ebenfalls unter Aufgabe des vorhandenen Zwerchhauses aufgestockt. 1736 erhielt das Gebäude somit seine bis heute erhaltene Dachform.
Im 19. Jahrhundert kam es an den Grundrissen im Erdgeschoss und 1.Obergeschoss immer wieder zu Veränderungen und Umbauten. Dies lässt sich in erster Linie daran ablesen, dass zum Beispiel im Erdgeschoss keine der vorhandenen Innenwände mehr mit den Außenwänden verzahnt ist, und die vorhandenen Innenwände und somit die Größe und Anzahl der Räume immer wieder verändert wurden. Zudem wurden die Fenster zur Straßenseite im Laufe der Jahre den veränderten Grundrissen, aber vielleicht auch der damaligen „Mode“ angepasst und zum Teil deutlich verkleinert.
Aus dem 1907 stammendem Bauplan geht hervor, dass damals der Anbau des Abortturms im Innenhof, mit Sickergrube und Wasser- und Entwässerungsleitungen durch die Durchfahrt errichtet wurde. Zudem wurden zum damaligen Zeitpunkt neue russische Kamine in das Gebäude eingebaut. In den Planunterlagen ist ebenfalls die straßenseitige Stuckfassade nach Westen vorhanden, die auch durch historische Bilder aus der Zeit nachgewiesen werden konnte. Zudem wurde eine neue Treppenanlage eingebaut und verschiedene Räume verändert. Der außergewöhnliche Dachstuhl, bedingt durch die Aufstockungsmaßnahmen im 18. Jahrhundert, war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Erst durch den Erwerb des Gebäudes durch die heutigen Besitzer Christina Götz und Alexander Graw im Jahr 2017 wurde das Gebäude wieder näher untersucht und nach Prüfung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zum Denkmal erhoben.
Umbau und Sanierungskonzept
Das Hauptgebäude und das Nebengebäude im Innenhof (ehemalige Waschküche und Holzlager) wurden durch einen Zwischenbau miteinander verbunden. Der neu errichtete Zwischenbau dient als Foyer der Anwaltskanzlei Götz und Partner. Das Foyer wird von der Bauernbräustraße über die Durchfahrt in den Innenhof betreten.
Der Zwischenbau grenzt einen neu entstandenen kleinen Innenhof als Ruhezone zum Eingangsbereich ab. Die historische Stuckfassade des Hauptgebäudes aus dem 19. Jahrhundert wurde rekonstruiert. Das historische Hoftor wurde aufwendig restauriert. Das Dach und die Fassade des neu entstandenen Zwischenbaus werden mit einem vorbewitterten Kupferblech verkleidet. Die im Gebäude vorgefunden historischen Zimmertüren wurden restauriert wieder eingebaut. Der historische Dachstuhl wurde aufwendig saniert. Die historischen Dielenböden im 1. Obergeschoss wurden ausgebaut, restauriert und wieder eingebaut. Für die übrigen Böden des denkmalgeschützten Gebäudes werden Fliesen aus Juramarmor und Dielenböden aus massiver Eiche verwendet. Die historischen Putzoberflächen im 1. Obergeschoss konnten teilweise gerettet und mit in die neuen Putz-#%oberflächen integriert werden. Text: Johann Georg Hölzl, Architekt