Unkraut - von wegen!
Wildkräuter verfeinern die Küche
Auf zum Kräuterwochenende nach Vorderhornbach
Nicht jeder hat frische Kräuter im Garten oder in Töpfen auf dem Fensterbankl. Natürlich kann man sie kaufen, frisch oder getrocknet. Kenner allerdings wissen um den natürlichen Schatz von Kräutern, die die Natur am Wegrain und in Wiesen bereithält. Ja, mit ihnen lässt sich sogar ein feines Mittagessen gestalten. So jedenfalls erfuhren es die 18 Alpenvereinsmitglieder, die eigens zum Kräuterwochenende nach Vorderhornbach gereist waren.
Nur wenige Schritte hinter dem Alpenvereinshaus, das der Friedberger Alpenverein sein Eigen nennen darf, beginnen die herrlich blühenden Wiesen. Dorthin entführten die beiden einheimischen Kräuterhexen Daniela und Michaela die neugierigen Friedberger. Es wanderten für das Mittagessen nicht nur Kräuter in den Henkelkorb der beiden Kräuterhexen, sondern sie stellten die Kräuter und andere Pflanzen in schönen Geschichten verpackt einzeln vor.
Hollunder
Nach zwei bis drei schönen Tagen sollte man ihn erst ernten. Holunderblütendolden, eingetunkt in dicken Pfannkuchenteig und im Fett (wie Krapfen) ausgebacken, und mit Puderzucker überstäubt, sind eine Köstlichkeit. Hollunderblüten getrocknet und zu Tee zubereitet, wirken fiebersenkend. Sehr fein ist der Holunderblütensirup.
Spitzwegerich
Warum nicht mit den Kindern einen eigenen Hustensaft herstellen? Es ist kinderleicht. Man sammelt die Blätter, schneidet sie daheim in Stücke, gibt davon eine ein Zentimeter dicke Schicht in ein Schraubglas, gibt darauf braunen Zucker, ebenfalls 1 cm hoch, darauf wieder eine ein Zentimeter Schicht Spitzwegerich und fährt so fort. Die letzte Schicht ist Zucker. Ulkig ist der Vorschlag, ein 30 cm tiefes Loch zu graben, das Glas da hinein zu versenken und zu vergraben. Nach 3 Wochen wird ausgebuddelt. In der gleichmäßig temperierten dunklen Umgebung kann der Spitzwegerich viel Saft spenden. Einfach abseihen, fertig ist der Hustensaft. Sollte jedoch der Zucker noch zu kantig sein, dann alles im Wasserbad erhitzen und den Saft dann erst abseihen.
Auch bei Bienen- oder Mückenstich hilft umgehend der Spitzwegerich, aber auch der Breitwegerich. Einfach ein Blatt mit den Fingern „zernudeln“, oder besser noch im Mund mit Spucke wälzen, und dann auf die gestochene Stelle geben. Hilft sofort. Wirkt antibakteriell und entzündungshemmend.
Schafgarbe
Eindeutige Erkennungszeichen sind ihre feinzackigen Blätter, so schön wie die „Augenbraue der Venus“. Frisch gepflückt oder auch getrocknet auf die blutende Wunde draufgestupft, stoppt sie schnell die Blutung,
Sauerampfer
Gilt als Notdurstlöscher, wenn man die Blätter im Mund eine Zeit lang zerkaut. Anscheinend wird der Speichelfluss derart angeregt, dass das Durstgefühl sich vermindert.
Girsch
Für die Gartenbesitzer ist der Girsch das Unkraut schlechthin. Kenner jedoch schätzen sein feines Aroma. Man erhält ein gutes aromatisiertes Trinkwasser, wenn man darin tags zuvor fünf bis sieben Blätter einlegt. Kurz in Fett oder Butter geschwenkt gilt der Girsch zudem als feine Speisewürze, besonders gut kombinierbar mit Schinken und Thymian.
Frauenmantel
Nicht umsonst trägt er diesen Namen, hilft er den Frauen in den Wechseljahren oder bei schmerzenden Unterleibsleiden. Frische Blätter einfach mit heißem Wasser aufgießen und 10 bis 12 Minuten ziehen lassen, getrocknete dagegen nur 2 bis 5 Minuten.
Da die Frauenmantelblüten sehr lange haltbar sind, eignen sie sich besonders für Blütenkränzchen.
Löwenzahn
Wer hätte gedacht, dass man aus der Wurzel einen (koffeinfreien) Löwenzahnkaffee aufgießen kann. Für das Kaffeepulver einfach Wurzeln trocken und pulverisieren. Die Blätter, von Stängeln befreit, eignen sich für Salate. Sie wirken reinigend und entschlackend.
Rotklee
Einen kleinen süßen Snack beim Spaziergang erhält man, in dem man die Blüten des Rotklees auszuzelt.
Hornklee
Die frischen gelben Blüten (und nur die Blüten verwenden) sorgen für Farbtupfer im Salat.
Zubereitung des Mittagessens
Alle diese Kräuter wanderten in die Körbe der beiden Kräuterhexen. Randvoll waren schließlich die zwei Körbe der Kräuterhexen mit den gemeinsam gepflückten Kräutern. Im Alpenvereinshaus „Haus Tirol“ wurden sie nun schön geordnet in Häufen auf den Tisch platziert, und los ging es mit der Arbeit für ein gesundes Mittagessen.
Für Frischkäsebällchen wurden gezupft bzw. klein gehackt:
1. Frauenmantel (klein gehackt)
2. Samen von Sauerampfer
3. Girsch (zerkleinert)
4. Rotkleeblüten (ausgezupft)
5. Hornklee (zerkleinert)
6. Holunderblüten (gezupft als einzelne Blüten)
Aus dem von den Kräuterhexen mitgebrachten Frischkäse wurden nun kleine Bällchen geformt und diese in den Kräutern gewendet.
Für den Salat wurden Blätter von folgenden Kräutern mundgerecht geschnitten:
1. Schafgarbe
2. Löwenzahn
3. Spitzwegerich
4. Girsch
5. Sauerampfer
6. Frauenmantel
Damit der Salat für ungewöhnte Wiltkräutergenießer nicht zu „hantig“ schmeckte, gaben die Kräuterhexen einen Kopf Eisbergsalat, grob geschnitten, hinzu.
Salatsoßen - selbst gemacht
Frische Salatsoßen, die einige Tage im Kühlschrank haltbar sind, hatten die beiden Kräuterhexen im Thermomix bzw. mit dem Mixstab schon daheim zubereitet. Hier nun ihr Rezept:
Marinade für Salat
1. Girsch
2. 100 ml Estragonessig (oder weißen Balsamikoessig)
3. 150-200 ml Öl
4. Kräutersalz oder Steinsalz oder Meersalz
5. Senf
oder
Erdbeerdressing für Salat
1. 50 g Erdbeeren
2. 1 großen Löffel Erdbeermarmelade
3. 3 bis 4 Basilikumblätter
4. 100 ml Essig
5. 150-200 ml Öl
6. Salz
Bunte Salate mit zweierlei Dressing, frisches Schwarzbrot, Frischkäsebällchen in Kräutern gewendet, das war ein interessantes Mittagessen. Und es schmeckte wunderbar!