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„Tief bewegt hat mich die Eröffnung der Ludwigstraße“

Dr. Peter Bergmair leitet seit Mai 2002 die politischen Geschicke der altbairischen Herzogstadt Friedberg. Bei der Kommunalwahl am 2. März 2008 errang der Amtsinhaber 58,9 % der Stimmen. Damit darf das Stadtoberhaupt weitere 6 Jahre den Chefsessel im Amtszimmer am Marienplatz 5 behalten. myheimat sprach mit dem Rathauschef über den überraschend deutlichen Wahlsieg, die Wiedereröffnung der Ludwigstraße, erfreulich hohe Gewerbesteuereinnahmen und die Wahl Barack Obamas zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten.

myheimat: Herr Dr. Bergmair, ein ereignisreiches Jahr liegt hinter Ihnen. Bei der Kommunalwahl am 2. März 2008 errangen Sie mit 58,9 % der Stimmen im ersten Wahlgang einen überraschend deutlichen Sieg. Wie erlebten Sie den Wahlabend?
Dr. Bergmair: Den Abend habe ich zweigeteilt in Erinnerung. Am Anfang die Aufregung über den deutlichen Vorsprung. Und dann später als überraschendes Ergebnis die großartige Stadtratsmehrheit für mein Bündnis SPD/Parteifreie Bürger Friedberg.

myheimat: Hat Sie der deutliche Sieg selbst ein wenig überrascht?
Dr. Bergmair: Ja, in der Tat hätte ich auf diesen Riesenerfolg nicht zu hoffen gewagt.

myheimat: Ihr Gegenkandidat im Wahlkampf hieß bekanntlich Wolfgang Schuß. In seiner Funktion als Finanzreferent ist er weiterhin ein leitender Beamter Ihrer Stadtverwaltung. Sind die Narben des Wahlkampfes schon verheilt? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Erstem Bürgermeister und Finanzreferent?
Dr. Bergmair: Mit der Kommunalwahl ist ein Schlussstrich gezogen worden unter einen Zeitabschnitt, der politisch und menschlich schwierig war. Jetzt steht die gemeinsame Arbeit aller städtischen Beschäftigten und Gremien für das Gesamtwohl wieder im Mittelpunkt. Außer Zweifel steht, dass ich in Zukunft gewisse Entwicklungen mit sehr großer Aufmerksamkeit beobachten werde.

myheimat: Lassen wir den Wahlkampf hinter uns und wenden uns den kommunalpolitischen Brennpunkten des Jahres 2008 zu. Die Neugestaltung der Ludwigstraße sorgte für reichlich Gesprächsstoff. Sind Sie mit dem Verlauf der Sanierungsmaßnahme zufrieden? Welche Effekte erhoffen Sie sich von der Baumaßnahme?
Dr. Bergmair: Viele Bürger freuen sich mit mir über die gelungene Gestaltung der Ludwigstraße. Der Charme unserer Altstadt wird damit noch gesteigert. Darüber hinaus erhoffe ich mir Vorteile für Kunden und Einzelhandel, ein faires und sicheres Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer und einen höheren Freizeitwert für alle, die sich dort aufhalten.

myheimat: In Friedberg wurde in den letzten Jahren viel saniert: zuerst der Friedberger Berg und die Zwingermauer, dann die Ludwigstraße. Hat der Einzelhandel jetzt nicht einmal eine Verschnaufpause verdient?
Dr. Bergmair: Der Einzelhandel in der Kernstadt hat so wie die anderen Anwohner durch die von Ihnen erwähnten und weiteren Bauprojekte – ich erinnere an den Neubau des Steirer Bergs und der Bahnbrücke – einige Lasten zu tragen gehabt. Dies bringe ich im Stadtrat immer wieder in Erinnerung. Ich halte die Forderung nach einer „Verschnaufpause“ deshalb für legitim. Vielleicht tritt sie durch eine zu befürchtende Verknappung städtischer Handlungsspielräume ja eh ein.

myheimat: Ein weiteres „Verkehrsthema“ machte erfreuliche Fortschritte. Die AIC 25 neu, ein 21,5 Millionen Euro teures Projekt, ist vollendet. Als Autobahnzubringer kommt der Straße eine wichtige Funktion zu. Stichwort: Autobahnanschluss bei Derching. Welche Bedeutung haben diese beiden Projekte für Friedberg und Augsburg?
Dr. Bergmair: Für unsere beiden Nachbarstädte bringen sie viele Erleichterungen und stellen letztlich auch ein Symbol dar für das erfolgreiche Zusammenwirken in der gemeinsamen Region. Aus Friedberger Sicht eröffnen sich wichtige neue Chancen, unseren Wirtschaftsstandort weiter dynamisch zu entwickeln und gleichzeitig Wohngebiete und Stadtteile von störendem Verkehr zu entlasten.

myheimat: Landrat Christian Knauer weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Landkreis „so viel Geld wie noch nie“ in Friedberg investiert habe. Freuen Sie sich über diese Entwicklung?
Dr. Bergmair: Das ist erfreulich. Gleichermaßen erfreulich aus Sicht des Landkreises dürfte aber auch sein, dass die Stadt Friedberg allein in den letzten zehn Jahren, also seit 1999, fast 100 Millionen Euro an Kreisumlage an den Landkreis überwiesen hat.

myheimat: Eng verknüpft mit einer guten Verkehrsinfrastruktur sind die Themen „Ansiedlung von Unternehmen“ und „Arbeitsplätze“. Im Business-Park sind mehr als 600 Arbeitsplätze entstanden. Wie sind Sie mit der Entwicklung im Bauabschnitt II zufrieden? Welche herausragenden Ansiedlungen gab es 2008 zu vermelden?
Dr. Bergmair: Nach den von Ihnen genannten Erfolgen der letzten Jahre ging es heuer darum, neue Möglichkeiten für Ansiedlungen zu schaffen. Dies ist sowohl mit der Erschließung des Businessparks II wie auch im neuen Gebiet Derching-West gut gelungen. Im neuen Jahr kann unser Augenmerk wieder mehr auf der Vermarktung der neuen Flächen liegen. Wir spüren weiterhin starkes Interesse.

myheimat: Die Gewerbesteuereinnahmen stellen eine wichtige Einnahmequelle für die Kommunen dar. Mit welchen Zahlen rechnen Sie für das Geschäftsjahr 2008?
Dr. Bergmair: Wir gehen davon aus, dass wir über 13,5 Millionen, also deutlich mehr als im städtischen Haushalt veranschlagt, einnehmen werden. Das ist eine große Summe, der allerdings ein Berg von einerseits dringend notwendigen und andererseits gewünschten Projekten gegenüber steht. Diese werden durch den Stadtrat nicht einfach zu finanzieren sein.

myheimat: Steht im Vermögenshaushalt genügend Geld bereit, um wichtige Investitionen im Jahr 2009 vorzunehmen? Wo wollen Sie Schwerpunkte setzen?
Dr. Bergmair: Im „gefühlten“ Vermögenshaushalt steht eigentlich nie genügend Geld bereit, um die Dinge, die man sich vorstellen kann, zu verwirklichen. Die tatsächlich vorhandenen Mittel, die noch nicht feststehen, und die Kapazität unserer Verwaltung setzen da Grenzen. Ich sehe drei Schwerpunkte für unsere Arbeit 2009: Wir sollten mit der Sanierung und dem Umbau des Friedberger Schlosses zumindest beginnen. In einem breit angelegten öffentlichen Planungs- und Mitwirkungsprozess werden wir die große Erweiterung für den Stadtteil Friedberg-Süd auf den Weg bringen. Und schließlich steht die Fortentwicklung unseres Wirtschaftsstandortes mit hervorragend gelegenen Flächen auf der Liste ganz weit oben.

myheimat: Welche Vision haben Sie für das Gebiet der Friedberger Au?
Dr. Bergmair: Eine Vision kann nur aus dem vorliegenden Bürgerauftrag entwickelt werden, in diesem Areal der Natur mehr Raum zu geben und den Freizeit- und Erholungswert zu verbessern. Das beauftragte Landschaftsbüro hat uns dazu ja eine Art „Baukasten“ erarbeitet. Was davon verwirklicht wird, hängt von den Festsetzungen des künftigen Bebauungsplans, der Mitwirkung der Eigentümer und den Möglichkeiten der Stadt ab.

myheimat: Nach all den politischen Gesprächsgegenständen noch ein private Frage zum Abschluss. Welches Erlebnis hat Sie persönlich im Jahr 2008 am meisten beeindruckt? Als alter Amerikaliebhaber könnte dies die Wahl Barack Obamas zum US-Präsidenten gewesen sein, oder?
Dr. Bergmair: Klar, dass ich bei der Wahl des neuen amerikanischen Präsidenten mitgefiebert habe! Aber tief bewegt hat mich etwas anderes, nämlich die Neugestaltung und Eröffnung der Ludwigstraße. Der Kampf um dieses Vorhaben war so lang und mühselig. Und ich hätte mir als kleiner Bub, als ich auf dieser Straße täglich zur Schule gegangen bin, nicht träumen lassen, dass dereinst mein Name mit dem Erreichten in Zusammenhang stehen würde.

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