Schuß kann ein Treffer sein
Von allen potenziellen CSU-Kandidaten verfügte Schuß über das größte Maß an Leutseligkeit, Verbindlichkeit und Volksnähe. Als „Herr der Zahlen“ machte sich der 42-jährige Finanzreferent einen Namen. Fachkompetenz, analytisches Denkvermögen und eine akribische Arbeitsweise zeichnen den CSU-Bürgermeisterkandidaten aus. Dass Wolfgang Schuß kein Parteibuch besitzt, muss kein Nachteil sein. Auf kommunaler Ebene spielt Parteipolitik nur eine untergeordnete Rolle. Momentan eint die Friedberger CSU der Wunsch, den Chefsessel im Amtszimmer am Marienplatz 5 zu erobern. Erst später könnten sich die Parteilosigkeit und eine damit verbundene fehlende „Hausmacht“ negativ bemerkbar machen. Augenblicklich ist davon wenig zu spüren: 96,1 Prozent der Delegiertenstimmen sind ein unerwartet deutlicher Vertrauensbeweis. Als stärkste Stadtratsfraktion erhebt die CSU den Anspruch, den Chef der Stadtverwaltung zu stellen. Damit könnten die Christsozialen mit einem Schlag ihre eigenartige politische „Zwitterstellung“ beenden, unter der die Stadtratsfraktion in zunehmendem Maße litt. Als größte Fraktion bestimmte die CSU zwar maßgeblich die Kommunalpolitik. In der Öffentlichkeit wurde dies aber kaum wahrgenommen. Positive Entwicklungen wie Schuldenabbau, steigende Gewerbesteuereinnahmen oder gelungene Sanierungsmaßnahmen brachte man eher mit dem Namen des Ersten Bürgermeisters in Verbindung. Es bleibt für den CSU-Kandidaten nur ein Problem: Wie kann Wolfgang Schuß im Wahlkampf die Politik des Rathauschefs glaubwürdig attackieren? Eine Politik, die er als Finanzreferent in wesentlichen Zügen loyal mitgetragen hat. Die Antrittsrede des Kandidaten lieferte erste Indizien für seine Strategie. Wolfgang Schuß will nicht alles anders, aber vieles besser machen. Gerhard Schröder lässt grüßen. Ob Schuß damit ins Schwarze trifft, bleibt abzuwarten.