"Friedberg ist nach wie vor ein attraktiver Standort": Ein Interview mit Renate Mayer und Manuel Weindl (Aktiv Ring Friedberg)
myheimat: Frau Mayer, nach zwei Jahren coronabedingter Pause konnten die Marktsonntage endlich wieder als Themenfeste gefeiert werden. Für diese Neukonzeption erhielt der Aktiv Ring Friedberg den 10. bayerischen Stadtmarketingpreis im Jahr 2020. Wie fällt Ihre Bilanz des Blumen-, Früchte-, Kürbis- und Plätzlefestes im Jahr 2022 aus?
Renate Mayer: Nach anfänglichen Wetterkapriolen zu Beginn des Jahres konnten die beiden Märkte mit ihren Themenfesten im Herbst alle Erwartungen der Einzelhändler vollständig erfüllen.
myheimat: Der Aktiv Ring Friedberg ruhte sich jedoch nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern schob quasi das nächste innovative Format gleich hinterher. Für das ins Leben gerufene interaktive QR-Code-Quiz quer durch Friedberg bekamen Sie wieder eine Nominierung für den Stadtmarketingpreis. Wie entstand diese pfiffige Idee?
Renate Mayer: Die Idee zum QR-Quiz hatte Cristina Jäckle, bekannt vom Friedberger Wunschbaum, der ebenso mit dem Aktiv-Ring gemeinsam stattfindet. Und so hatten wir beim Sortieren der Wunschbaum-Geschenke im Dezember 2019 reichlich Zeit, dieses QR-Quiz Wirklichkeit werden zu lassen. Bereits nach dem 1. Quiz waren wir überzeugt, dass diesem neuen Konzept weitere folgen würden. Durch die Teilnahme am Stadtmarketingpreis bekommt jedes Projekt, das den Nominierungsstatus (Stockerlplatz) erreicht, große Aufmerksamkeit in ganz Bayern. Anfragen aus diversen bayerischen Städten zum QR Quiz wurden bereits vom Aktiv-Ring abgearbeitet.
myheimat: Explodierende Energiekosten, Materialknappheit, unterbrochene Lieferketten, Ukrainekrieg – die Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft haben sich im Jahr 2022 insgesamt rapide verschlechtert. Sicher sind auch die Friedberger Geschäftsleute und Unternehmer*innen von den Auswirkungen vieler krisenhafter Entwicklungen massiv betroffen. Welche Rückmeldungen bekamen Sie während des Jahres aus der Friedberger Geschäftswelt hinsichtlich der genannten Punkte?
Renate Mayer: Die Friedberger Geschäftswelt zeichnet sich besonders durch ihre inhabergeführten Firmen aus, die mit hoher Flexibilität auf diese neuen Herausforderungen reagieren. Eine hohe und treue Stammkundschaft stützt ebenso den Friedberger Einzelhandel. Aber die stark gestiegenen Energiekosten sind eine extreme Belastung v.a. für die energieintensiven Betriebe wie Bäcker, Gastronomen und Lebensmittelhändler.
myheimat: Herr Weindl, die Geduld der Anwohner und Geschäftsleute in der Friedberger Bahnhofstraße wurde im zurückliegenden Jahr doch einigermaßen strapaziert. Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der Baumaßnahme und welche positiven Effekte erhoffen Sie sich von der aufwendigen Sanierung?
Manuel Weindl: Durch die extreme Bauzeitverzögerung, die im Übrigen nicht die Stadt Friedberg zu verantworten hatte, wurden v.a. die Geschäftsleute aufs Äußerste belastet. Für einige war es am Rande der Existenzgefährdung. Vor ihrem Durchhaltevermögen kann man nur den Hut ziehen. Für das Gesamtbild der Innenstadt ist die Neugestaltung aber auf alle Fälle eine Bereicherung. Den tapferen Gewerbetreibenden und Anwohnern kann man nur Dank aussprechen.
myheimat: "Das Bespielen der sozialen Marketingkanäle ist von großer Wichtigkeit. Der Aktiv Ring bietet dabei mit seinem Internetportal einkaufen-in-friedberg.de auch kleineren und weniger internetaffinen Händlern die Möglichkeit, mit wenig Aufwand digital sichtbar zu sein“, sagten Sie, Herr Weindl, in unserem letzten Jahrbuch-Interview. Wird dieses Angebot von der ins Auge gefassten Zielgruppe auch entsprechend an- und wahrgenommen?
Manuel Weindl: Die Klickzahlen haben sich positiv und für uns zufriedenstellend entwickelt. Das Portal ist aber nicht nur eine Plattform, auf der sich Händler präsentieren können, sondern auch die Landingpage für unseren CityScheck und andere Aktivitäten. Es ist immer wieder festzustellen, dass sich auch auswärtige Besucher einen ersten Überblick über die Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt verschaffen.
myheimat: Wie ist es aus Ihrer Sicht am Ende des Jahres 2022 um den innerstädtischen Einzelhandel in Friedberg bestellt?
Manuel Weindl: Die Innenstadtgeschäfte und Gastronomen sind durch ihre gesunde Struktur, Bodenständigkeit und ihre hohe Kundenbindung gut durch die Coronajahre gekommen, alle sind noch da und blicken trotz einiger Aufs und Abs unter dem Strich auf ein zufriedenstellendes Jahr 2022 zurück. Die Nachfrage nach Ladengeschäften ist immer noch höher als das Angebot an freien Flächen. Friedberg ist nach wie vor ein attraktiver Standort. Trotz allem blicken die meisten Händler wegen der hohen Inflation und Energiepreise sowie des Fachkräftemangels mit gemischten Gefühlen aufs neue Jahr.
myheimat: Die neuen CitySchecks Friedberg sind da. Warum ist dieses Gutscheinsystem so wichtig für den Friedberger Einzelhandel?
Renate Mayer: Man übertreibt nicht, wenn man sagt, dass der CityScheck Friedberg sich zu einer eigenen Friedberger Währung entwickelt hat. Durch seine liebevolle Gestaltung mit Friedberger Motiven wird er gerne als individuelles „Friedberger Geschenk“ wahrgenommen. Er ist so ein nicht zu unterschätzender Faktor v.a. in der Weihnachts- und Osterzeit geworden, um Kaufkraft in Friedberg zu halten, die sonst ins Internet oder nach Augsburg abwandern würde.
myheimat: Geben Sie uns doch zum Abschluss noch einen kleinen Ausblick auf das Jahr 2023. Was plant der Aktiv Ring Friedberg für nächstes Jahr?
Renate Mayer: Mit dem bayerischen Stadtmarketingpreis 2020 und dem Stockerlplatz 2022 setzen wir uns sicherlich nicht zur Ruhe – im Gegenteil. Marktsonntage sind die „Peaks“ des Jahres beim Friedberger Einzelhandel und dazu haben wir viele Neuerungen bereits in Planung. Auch zum Altstadtfest werden wir gemeinsam mit den Organisatoren des Festes eine Aktion planen, um die zahlreichen Besucher von unserer Stadt und ihren Händler zu begeistern. Die Neuauflage des CitySchecks wird über digitale Medien durchs ganze Jahr mit tollen Aktionen begleitet.