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Die Friedberger Barockbildhauerfamilie Öberl
Vortrag von Dr. Adelheid Riolini-Unger im Schloss in Friedberg

  • Frau Dr. Adelheid Riolini-Unger während ihres Vortrags über die Öberfamilie im Großen Saal des Wittelsbacher Schlosses in Friedberg.
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Krönender Abschluss einer langjährigen Recherche- und  Forschungsarbeit

Der große Festsaal im Friedberger Schloss hätte als Ort für den Vortrag von Frau Dr. Adelheid Riolini-Unger über die Friedberger Bildhauerfamilie Öberl nicht besser gewählt werden können. Hier befand sich einst das Depot des Museums mit fast 4000 Objekten, die ihr als damaliger Museumsleiterin anvertraut waren. Besonders waren Riolini-Unger die Werke der Bildhauerfamilie Öberl ans Herz gewachsen, deren Sammlung durch weitere Zukäufe bereichert werden konnte. Viele Jahre erforschte sie Werdegang und Schaffenskraft dieser besonderen Friedberger Bildhauerfamilie. Ihre Erkenntnisse vermittelte sie den vielen Zuhörern, gespickt mit lustigen Andekdoten.

Mit falschen Zuordnungen wird aufgeräumt

So war es nicht immer möglich, in sakralen Räumen Objekte herunterzuholen, um diese zu untersuchen. Kurzentschlossen organisierte sie zusammen mit dem Fotografen Norbert Lietz eine entsprechend lange Auszugsleiter, um beispielsweise an Engel, die oben am Altarende oft in sechs Meter Höhe angebracht waren, zu gelangen.
Mit der Handykamera versuchte der Fotograf, die rückwärtig eingekerbten typischen Öberl-Signaturen zu finden. Das war eine erfolgreiche Methode. Riolini-Unger räumte auf mit bisherigen, aber falschen Zuordnungen. Das betrifft u.a. die fünf Figuren (Elisabeth, Zacharias, Anna, Joachim, Christus) in der Loreto-Kapelle im Friedberger Stadtteil Stätzling. Von Öberl stammen sie nicht, wie man bisher fest angenommen hatte.

Stammvater Simon Eberle aus Bachern

Ausführlich stellte sie die einzelnen Bildhauer der Familie vor. Was Friedberg betrifft, so hatten sie hier ihre Spuren insbesondere in den Kirchen St. Jakob, St. Stephan, Herrgottsruh, Maria Alber und auch im Schloss hinterlassen.
Als Stammvater der Bildhauerfamilie gilt der Schreiner Simon Eberle aus Bachern. Die Vorfahren, so vermutet sie, dürften aus dem Schwäbischen stammen. Später, als Simon Eberle mit seinen 14 Kindern in Friedberg lebte, wechselte sein Name allmählich zu Öberl.

Kein leichtes Leben für Vater und Sohn Bartholomäus

Der 1660 noch in Bachern geborene Bartholomäus Öberl ist das erste als Bildhauer feststellbare Mitglied der Familie. Nach Aufenthalten in Aichach, Augsburg und Wien, wo er Militärdienst leistete, gelang ihm der Erwerb des Bürgerrechts in Friedberg. In Augsburg war ihm, obwohl er eine Augsburgerin geheiratet hatte, das Bürgerrecht verweigert worden, mit der Begründung, man hätte schon genügend Meister dort, die nicht alle immer Arbeit hätten. In Friedberg wohnte er „Unterm Berg 21“. Die dort angebrachte Inschriftentafel besagt, dass während des Erbfolgekrieges im Jahr 1703 sein Haus von kaiserlichen Truppen abgebrannt worden war. Sehr bald dürfte er es wieder aufgebaut haben.
Sein Leben und das seines Vaters dürften schwer gewesen sein. Friedberg war im Dreißigjährigen Krieg völlig zerstört worden, und selbst 1680 galt die Stadt immer noch als arm. Der Spanische Erbfolgekrieg stellt eine erneute Zäsur dar. Langsam, sehr langsam gelang es der Stadt, sich aufzuschwingen, vor allem durch das Aufblühen der Friedberger Uhrmacherkunst.
Erhaltene Arbeiten von Bartholomäus Öberl finden sich in Eurasburg und insbesondere in Friedberg im Museum sowie vor Ort in den Kirchen Maria Alber und in St. Stephan.

Drei von dreizehn Kindern ergreifen den Beruf des Bildhauers

Drei von 13 Kindern des Bildhauers Bartholomäus wurden ebenfalls Bildhauer. Sohn Georg Anton Öberl gelangte über Wien bis nach Kuttenberg in Tschechien, wo er als angesehener Bürger 53-jährig im Jahr 1746 verstarb.
Der 1700 geborene Johann Kaspar Öberl war neben seinem Vater Bartholomäus der bedeutendste und produktivste Bildhauer der Familie. Er heiratete mit 28 Jahren eine Friedbergerin und wurde Bürger der Stadt Friedberg.

Johann Kaspar Öberl konnte derb werden

Ansonsten ist aus seinem persönlichen Leben wenig bekannt, außer dass er manchmal derb aufbegehrte. Ratsmitglieder bezeichnete er einmal als Narren, ein andermal fluchte er in der Ratssitzung und provozierte die Verordneten. Er landete im Bürgerlichen Gefängnis, ein anderes Mal im ungemütlichen Kälber-Keller im Rathaus, sogar mit der Androhung, im Zuchthaus zu landen, wenn er sich weiterhin so benehmen würde. Der Palmeselchristus, der sich heute im Herzoglichen Georgianum in München befindet, dürfte eine Auftragsarbeit des Klosters Scheyern an ihn gewesen sein.
Seine Werke an Pieta, Heiligenfiguren, Engeln, Madonnen fanden weite Verbreitung über den Landkreis Aichach-Friedberg hinaus.
Herausragend sind seine Nachbildungen des mittelalterlichen Ruhherrles aus der Wallfahrtskirche Herrgottsruh. Christus sitzt, seiner Kleider beraubt, nur mit einem Lendentuch bekleidet, auf dem unteren Teil des Kreuzbalkens in Erwartung seiner Kreuzigung. Bekannt sind die Nachahmungen der Figuren von wenigen Zentimetern bis zu 63 cm Größe. Solche lokalen Nachbildungen an Wallfahrtsorten wurden als Andenken gerne von den Wallfahrern gekauft. So eben auch in Herrgottsruh. Man versprach sich durch das Gnadenbild Segenskraft wie vom Original.

Riolini-Unger schiebt zurecht, was zusammen gehört

Bei ihren Recherchen fand Riolini-Unger in einer Kirche das Kreuz neben dem Öberlschen Ruhherrle an die Wand gelehnt. Riolini-Unger packte kurzentschlossen das Kreuz und mit Hilfe ihres Mannes brachten sie beide es fertig, dass Christus auf dem Kreuz zu sitzen kam. Als später Riolini-Unger die Mesnerin fragte, ob ihr etwas auffallen würde, verneinte diese. Dabei beließ man es.
Stolz präsentierte sie ein Foto des Heiligen Leopold, ebenfalls ein Werk Kaspar Öberls. Schon sehr früh, nämlich im Jahr 1897, hatte es Kustos Hans Trinkl für das Friedberger Museum erworben.

Heiliger in alter Schönheit

Als Museumsleiterin ließ Riolini-Unger den Heiligen, der weiß angemalt war, restaurieren. Drei Schichten wurden abgetragen und immer noch war die Statue weiß. Hartnäckig bestand sie als Museumsleiterin darauf, weitere Schichten abzunehmen. Und dann kamen sie zum Vorschein, die schönen, leuchtend blauen und goldenen Originalfarben.
Der jüngste Sohn Joseph Karl Öberl hinterließ zahlreiche Schnitzwerke, bevor auch er nach Böhmen auswanderte, in dasselbe Kuttenberg, wo es auch schon seinen Bruder hingezogen hatte.


Das erste Mal eine wissenschaftlich fundierte Gesamtschau durch Riolini-Unger

Der Vortrag vermittelte ein besonderes Stück Stadtgeschichte. Mit ihrem großartigen, reich bebilderten Buch „Die Bildhauerfamilie Öberl in Friedberg“ gibt es zum ersten Mal eine wissenschaftlich fundierte Gesamtschau über die Arbeiten und das Leben der vier Barockbildhauer der Friedberger Familie Öberl. Die Autorin hat in akribischer Arbeit nicht nur alle bisher bekannten Arbeiten, die sich vorwiegend östlich es Lechs finden, aufgelistet, sondern auch bisher unbekannte Öberl-Werke entdeckt und beschrieben.

Das Buch ist erschienen in Likias-Verlag:
Adelheid Riolini-Unger, Die Bildhauerfamilie Öberl in Friedberg, Schriften des Heimatvereins Friedberg 7, herausgegeben vom Heimatverein Friedberg, 2022.
ISBN 978-3-949257-07-0

  • Frau Dr. Adelheid Riolini-Unger während ihres Vortrags über die Öberfamilie im Großen Saal des Wittelsbacher Schlosses in Friedberg.
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  • Das Haus der Familie Öberl, Unterm Berg 21.
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  • Inschrifttafel am Haus der Familie Öberl
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  • Kruzifix und Schmerzhafte Muttergottes an der Nordseite von St. Stephan, Friedberg
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  • Rückseite Signatur an einem Engel im Kirchenraum in luftiger Höhe
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  • Das Ruhherrle in Herrgottsruh wurde oft nachgeschnitzt
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  • Viele Zuhörer hatten sich eingefunden zum Vortrag von Dr. Riolini-Unger über die Bildhauerfamilie Öberl am 11. Mai 2023 im Großen Saal im Schloss in Friedberg.
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