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Ulrich Zwingli: Wie der Bauernsohn zum Reformator wurde – Ein beeindruckender Vortrag von Dr. Ulrike Strerath-Bolz

Er gehörte neben Martin Luther und Johannes Calvin zu den bedeutenden Reformatoren. Und trotzdem wissen die meisten nur recht wenig über den Schweizer Ulrich Zwingli (1484 - 1531), dessen Ziel es war, die evangelische Freiheit umzusetzen.
Eine Möglichkeit diesen „Unnahbaren“ etwas besser kennenzulernen, bot Ulrike Strerath-Bolz mit einem Vortrag in der Kirche „Der Gute Hirte“ in Friedberg, zu dem der Frauenkreis der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde eingeladen hatte. Die promovierte Skandinavistin und Anglistin hat im Frühjahr eine Biografie über den Schweizer Reformator unter dem Titel „Ulrich Zwingli: Wie der Bauernsohn zum Reformator wurde“ (Wichern Verlag) veröffentlicht. Nach ihrem Buch über Elly Heuss-Knapp, die Gründerin des Müttergenesungswerkes, hat die Friedbergerin damit erneut ein beeindruckendes literarisches Portrait einer bedeutenden Person gezeichnet.

Eine Chance, Zwingli ins Gesicht zu sehen

Und auch ihr Vortrag überzeugt das Publikum. Sympathisch und kurzweilig vermittelt Ulrike Strerath-Bolz dem Publikum eine Vorstellung von Ulrich Zwingli, seinem Leben und Wirken, und bietet so eine „Chance, Zwingli ein wenig ins Gesicht und womöglich hinter die Stirn zu sehen.“ Um den Schweizer zu begreifen, spricht sie dabei auch über seine Stadt, sein Land und Europa in der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert. Sie beschreibt Weggefährten und Widersacher, und auch die Rolle der weltlichen Obrigkeit, die für Zwingli „Mittel zum Zweck und nicht Bedrohung der Freiheit“ bedeutete. Ulrike Strerath-Bolz erzählt, liest kurze Ausschnitte aus dem Buch und zeigt nebenbei auch einige Bilder. So entsteht auch für das Publikum ein umfassendes Bild vom Schweizer Bauernsohn, der als Priester in Zürich innerhalb von nur 12 Jahren die Reformation durchsetzte. Er krempelte die Kirche um, rief eine neue Predigtkultur ins Leben, bewirkte die Abschaffung von Söldnerwesen, Zölibat, Heiligenverehrung und auch der Fastenvorschriften. Das Publikum staunt, als Ulrike Strerath-Bolz beschreibt, wie ein schlichtes Bratwurstessen zu einem Meilenstein der Kirchengeschichte geworden war. Ulrich Zwingli sorgte dafür, dass 1525 eine neue Gottesdienstordnung und Abendmahlsliturgie sowie auch eine neue Almosenordnung eingeführt wurden. In kürzester Zeit wurde zudem eine Schweizer Bibelübersetzung realisiert.

„Tut um Gott’s Willen etwas Tapferes“

Doch nicht nur von Erfolgen, sondern auch von schweren Auseinandersetzungen erfährt das Publikum, so etwa mit den Täufern oder auch mit Luther im Abendmahlsstreit, der die reformierte und lutherische Kirche über viele hundert Jahre entzweien sollte – genauer: bis vor nur vierzig Jahren. Und die Widersprüche nehmen kein Ende. Der friedliebende Ulrich Zwingli wurde schließlich 1531 im Krieg Katholiken und Evangelischen getötet. „Tut um Gott‘s Willen etwas Tapferes“ ist ein von Zwingli überliefertes Zitat. Er selbst hat diese Forderung mit Sicherheit erfüllt.
Seinen Wunsch nach einer religiös und kulturell geeinten Schweiz konnte er nicht umsetzen. Und doch: Was die evangelischen Kirchen der Gegenwart auch diesem Reformator zu verdanken haben, zeigt die Referentin am Ende deutlich auf: Politisches Christentum, Vielfalt von Kirchen und ein freiheitliches Menschenbild. Schließlich legten die Reformatoren und damit auch Ulrich Zwingli den Grundstein für das Gemeindeprinzip, in dem das eigenverantwortliche Mitwirken der Gemeindeglieder fest verankert ist.
Der Vortrag der Biografin, kommt sehr gut an, das zeigt auch die anschließende Diskussion, bei der viele Fragen beantwortet werden. „Fachlich fundiert, verständlich und sympathisch vermittelt“, so lautet der Tenor bei den evangelischen wie auch katholischen Besuchern. Man darf gespannt sein auf die Fortsetzung der Buchreihe und das nächste Portrait, das Ulrike Strerath-Bolz vorlegen wird.

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