"Ich bleib' dann mal daheim" (Teil 90)
Tag des offenen Denkmals: „Zeitzeugnis der Geschichte – Spuren der Ungarnschlacht im Raum Todtenweis“ und Eröffnung des Geschichtspfades: „955 Schlacht auf dem Lechfeld –Station Todtenweis“
Der Tag des offenen Denkmals, eine bundesweite Veranstaltung, findet heuer am Sonntag, den 8. September unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ statt. Unter dem Thema „Zeitzeugnisse der Ungarnschlacht im Raum Todtenweis“ eröffnet Landrat Dr. Klaus Metzger um 14 Uhr in der neu renovierten Pfarrkirche St. Ulrich und Afra in Todtenweis den Tag. Daran schließt sich eine Kirchenführung an.
Um 15 Uhr wird am Ulrichsmarterl der Geschichtspfad der Regio Augsburg und der Gemeinde Todtenweis „955 Schlacht auf dem Lechfeld – Station Todtenweis“ mit Grußworten und Erläuterungen zum Leben des hl. Ulrich und zum Geschichtspfad eröffnet. Die geschichtliche Reise wird um 16 Uhr fortgeführt mit einem Spaziergang von der Wirtskapelle zur imposanten Ungarn-Wallanlage mit Informationen. Wanderfreunde können auch den neuen Geschichtspfad zum Ungarnwall hinaufgehen. Er wurde von der Regio Augsburg mit Tourismusdirektor Götz Beck und von der Gemeinde Todtenweis mit ihrem Bürgermeister Konrad Carl unter Federführung von Kreisarchivpfleger Franz Riß in Szene gesetzt. Die Veranstaltung endet mit einem Beisammensein am Gruin-Anwesen. Der Landkreis Aichach-Friedberg, die Gemeinde Todtenweis und die Regio Augsburg sehen die Veranstaltung auch als Beitrag zum Jubiläumsjahr des Bistums Augsburg zum 1100. Jahrestag der Bischofsweihe und 1050. Todestag des hl. Ulrich.
Die Schlacht auf dem Lechfeld
Die Schlacht auf dem Lechfeld im Jahre 955 war ein epochales Ereignis. Trotz mehrerer zeitgenössischer Darstellungen bleibt vieles rätselhaft. Relativ gesichert scheint nur zu sein, dass es keine einzelne Schlacht gegeben hat, sondern dass neben einer Hauptschlacht mehrere Teilkämpfe verschiedener Größenordnung stattfanden. Ein Zufallsfund 2011 brachte einen Hinweis auf das Geschehen. Der Heimatforscher Robert Gans fand auf dem Lechfeld bei Bach, Gemeinde Todtenweis, Teile eines prachtvollen ungarischen Pferdegeschirrs. Danach kann vermutet werden, dass in der Nähe ein Kampfgeschehen stattfand oder das verwundete Pferd bei den Fluchtversuchen der Ungarn zurückblieb. Es könnte dem Heerführer Bulcsu gehört haben.
Ungarnwall bei Todtenweis
Als vorsorgliche Abwehrmaßnahmen gegen die immer wieder einfallenden Ungarn waren nach der Burgenordnung König Heinrichs I. von 926 kleinere Befestigungswerke (munitiones) und größere Fliehburgen (firmitates) entstanden. Der Ungarnwall in Todtenweis dokumentiert eine derartige Schutzwallanlage. Ihr Zweck lag wohl einerseits darin, bei Annäherung der feindlichen Horden die Bevölkerung in der Fliehburg aufzunehmen, als auch darin, eine Besatzung in ihr zu stationieren, die Überfälle erschweren oder sogar verhindern, andererseits die abziehenden Horden bekämpfen, ihnen ihre Beute wieder abnehmen und die Gefangenen befreien sollte. Der Sinn zeigte sich vermutlich nach dem Sieg bei der Schlacht auf dem Lechfeld 955 sehr deutlich. Die fliehenden feindlichen Scharen wurden von der weiteren Flucht abgehalten und in einzelnen Gefechten gefangen oder aufgerieben.
Sage vom Ulrichsmarterl
Auch eine regionale Sage hat sich der Ungarnschlacht bemächtigt. Neben der Einmündung der Kapellenstraße in die Thierhauptener Straße in Sand steht in einer kleinen Anlage ein Marterl, auf dem in vier Bildern an den hl. Ulrich erinnert wird. Auf einem sieht man den Heiligen auf dem Pferd, wie er mit dem Ulrichskreuz den Segen erteilt. Die Sage dazu lautet: „Im Jahre 955 lagerten sich die Ungarn oberhalb Augsburg. Kaiser Otto mit seinem tapfern Heere bot ihnen die Schlacht an, der hl. Ulrich bete¬te um den Sieg und zog selbst mit in den heißen Kampf. Endlich mu߬ten die wilden Horden erliegen, die Mehrzahl wurde niedergehauen, ein großer Teil ertrank im Leche, und der letzte Rest wurde von den wüthenden bayerischen Bauern, die Alles durch sie verloren hatten, 3 Stunden unterhalb Augsburg erschlagen. Der Ort, wo dieß geschah, heißt die Todtenwiese, woselbst nun das Pfarrdorf Todtenwies. Zur Erinnerung an die Schlacht sei an der Stelle, wo der hl. Ulrich den Segen erteilt habe, eine Martersäule aufgerichtet worden.“
Pfarrkirche St. Ulrich und Afra in Todtenweis
Die Kirche St. Ulrich und Afra, deren Bau 1737 begonnen wurde, verweist an die Schlacht auf dem Lechfeld. Auf dem Chorfresko von Christoph Thomas Scheffler von 1737 übergibt Gott Vater an Bischof Ulrich, der darunter auf dem Hochaltarbild zu sehen ist, eine Lanzenspitze, die „heilige Lanze“. Seitlich dieses Hochaltarbildes mit der Glorie der hll. Ulrich und Afra stehen die Figuren der Bistumspatrone. Hauptfresko in der Pfarrkirche ist die Feuerprobe der hl. Kunigunde im Langhaus, ebenfalls von Christoph Thomas Scheffler. Aus der Vorgängerkirche, einer romanischen Chorturmkirche, stammt die kleine Holzfigur des hl. Ulrich, wohl 14. Jahrhundert.
Geschichtspfad „955-Schlacht auf dem Lechfeld“
Beginn des Geschichtspfads ist bei der Brücke über den Litzelbach neben dem Angerleitenweg und der Staatsstraße nach Thierhaupten. Er ist gut ausgeschildert und mit Hinweistafeln versehen.
Text: Gabriele und Dr. Hubert Raab
Fotos: Dr. Hubert Raab