Friedberger Leben: Siegfried Hartl - Maler, Fotograf und Häuserbauer
Begnadeter Landschafts- und Szenenmaler, begeisterter Fotograf und Selfmade-Häuserbauer. Wir treffen den Friedberger Siegfried Hartl und tauchen ein in eine Welt von Kunst, Natürlichkeit und einer großen Liebe zu unserer Heimatstadt.
Ein Spaziergang durch die enge Friedberger Achstraße, unterhalb der Stadtmauer vor den Toren unserer Stadt gelegen, führt uns vorbei an der Bennomühle durch ein alt eingesessenes Gebiet am Fuß von Friedberg. Ganz unvermutet fällt der Blick in einen Garagenvorplatz. Gemälde im Stil der „Münchener Schule“ von blühenden Landschaften in den Farben des Sommers und des Herbstes sind hier an den Wänden zu sehen. Zu erkennen sind Ansichten der Friedberger Stadtmauer aus eben der Perspektive an der man sich selbst gerade befindet. Man möchte hinein wandern in die Herbstlandschaft im Siebentischwald oder man ist begeistert von der Ausdruckskraft der nahezu fotografischen Ansicht von Friedberg, welche die Stadt aus der Sicht an den Ufern des Afrasees zeigt.
Der 82 jährige Siegfried Hartl entführt uns während des Rundgangs durch sein Anwesen in eine Welt der Ästhetik und der Kunst der stilvollen Komposition von bestehender Umgebung und verbindender Gestaltung. Aus dem ehemaligen Zwei-Zimmer-Behlfsheim ist heute ein gemütliches, ebenerdiges Häuschen entstanden. „Alles was man sieht, habe ich alleine mit meinen eigenen Händen gebaut und angelegt“, erzählt uns Hartl. Wir spazieren durch einen durchdacht gestalteten Garten , der in seiner Hanglage den Blick hinauf zur Stadtmauer erschließt. Prächtige Nishikigoi – kurz Koi, das sind japanische Zuchtkarpfen schwimmen gemütlich im selbst angelegten kleinen Teich. In seinem Haus, in dem Siegfried Hartl mit seiner 98 jährigen Ehefrau Erika lebt, ist jeder Raum gefüllt mit seinen Gemälden.
Zur Malerei hat es den Friedberger schon während seiner Lehrzeit zum Betriebsschlosser hingezogen, erzählt er uns. „Begonnen hat alles mit Miniaturmalerei.“ Federvieh und Tiere waren damals sehr gefragt und Hartl konnte viele dieser Bilder verkaufen. Stets ohne den Zwang eines fremden Auftrags entstanden alle seine Werke. Erst später sei er zum Malen von großformatigen Bildern gekommen. Viele seiner Werke hat Siegfried Hartl aus dem Gedächtnis gemalt. Große Ausstellungen seiner Gemälde im Foyer des Augsburger Zeughauses zählen zu den Glanzpunkten seiner künstlerischen Schaffenskraft. Seine Liebe zur Fotografie war im Lauf der Zeit oft eine hervorragende Gedankenstütze beim Malen seiner Gemälde.
„Ganz nebenbei“ erzählt uns Hartl, dass er 1963 deutscher Meister im Kajaksport und Mannschaftsmeister im Wildwasserkajak war. „Man kann auch mit kräftigen Händen die schönsten Bilder schaffen“, schmunzelt Hartl. Dazwischen hat er immer wieder mit eigenen Händen Häuser gebaut, diese verkauft und mit dem Verkaufserlös wieder mit dem Bau eines weiteren Hauses begonnen. Das Bauhandwerk habe er sich im Lauf der Zeit selbst beigebracht und während der Bauzeiten habe ihm seine Mutter habe stets tatkräftig zur Seite getanden, schildert uns Siegfried Hartl.
Staunend und mit großem Respekt verabschieden wir uns von einer Friedberger Persönlichkeit. Wieder einmal war es uns gestattet, einen Einblick in ein ein erfülltes Lebensumfeld genießen zu dürfen. Das Schildern um das Leben und das Erlebte Siegfried Hartls, da sind wir uns ganz sicher, würde Bücher füllen. Viele Sätze in unserer Unterhaltung begann Siegfried Hartl mit den Worten „Aber das ist dann eine andere Geschichte …“. Dieser Friedberger hat bestimmt noch viele spannende Dinge zu erzählen. Wir sind uns ganz sicher, dass unser Besuch bei ihm nicht der Letzte gewesen ist. Alleine deshalb schon, „weil ich in zwei Jahren den 100. Geburtstag meiner Frau Erika gebührend feiern will“, lacht Siegfried Hartl verschmitzt.