Das "Divano" wird zum neuen Ort der Begegnung in der Mitte der Stadt
Einen Ort der Begegnung in der Mitte der Stadt Friedberg zu schaffen, hat sich die Pfarrei St. Jakob zur Aufgabe gemacht. Hier sollen sich Menschen über alle Generationen, kulturelle, religiöse und soziale Unterschiede hinweg treffen können. Dafür wird das Pfarrzentrum dieses Jahr noch umgebaut, um einen Begegnungsort einzurichten, der auf ein Getränk einlädt, Hilfe bietet, kulturelle wie spirituelle Angebote ermöglicht. Idee und Konzept von „Divano – Kaffee, Kunst & Spirit“, wie der Ort heißen soll, stellte die Pfarrei nun erstmals der Öffentlichkeit vor.
Sankt Jakob, die Stadtpfarrkirche, der Kirchplatz, die Bücherei und das Pfarrzentrum werden einen neuen Ort der Begegnung erhalten. Die Idee dazu entstand schon 2015, als die Verantwortlichen sich Gedanken über die Zukunftsgestaltung der Pfarrei machten, um den geänderten kirchlichen und gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Offene und einladende Räume für alle Menschen – unabhängig von Herkunft, Religion, Kultur oder Hintergrund – zu schaffen, war und ist das Ziel, das sich die überaus aktive Pfarrei gesetzt hat. Das Projekt erwies sich als komplex und erforderte langwierige Entscheidungsprozesse rund um Finanzen, gesetzliche Vorgaben, rechtliche Rahmenbedingungen und mehr. Knapp vier Jahre später konnten zahlreiche Hürden gemeistert werden und der Ort der Begegnung wird unter dem Namen „Divano – Kaffee, Kunst & Spirit“ realisiert.
Passender Präsentationsrahmen
Das Konzept wurden nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Den passenden Rahmen dafür bot das traditionsreiche Pallottifest in Friedberg mit dem Dankabend für Ehrenamtliche, Freunde und Förderer der Pfarrei. Im Anschluss an den Festgottesdienst, beeindruckend gestaltet vom Schweizer Pallottinerpater Andy Givel, brachte Pfarrgemeinderatsvorsitzende Gabriele Muhr den Gästen die Idee vom Ort der Begegnung näher. „Wir wollen einen Ort schaffen, an dem sich in der Mitte der Stadt Friedberg Menschen über alle Generationen hinweg auf die verschiedenste Art und Weise barrierefrei begegnen können.“ Barrierefreiheit bedeutet in diesem Zusammenhang, jedem – im Hinblick auf räumliche, kulturelle, religiöse und finanzielle Voraussetzungen – den Besuch zu ermöglichen.
Feierlich präsentierten Stadtpfarrer P. Steffen Brühl, PGR-Vorsitzende Gabriele Muhr gemeinsam mit dem leitenden Ingenieur des Projekts, Sevket Dalyanoglu, und Grafiker Ludger Elfgen den Namen und das Logo des neuen Treffpunkts: Divano. Angelehnt an das zentrale Gestaltungselement des Raumes, ein Diwan, vermittelt der Name vieles, wofür der Begegnungsort steht: Gemütlichkeit, wie im italienischen Wort divano für Sofa, oder göttlich, wie in divino. Auch der interkulturelle Anspruch wird damit vermittelt, denn im Nahen Osten ist der Diwan ein ebenso beliebtes Möbelstück wie in Bayern.
Konzept mit drei Säulen
„Das Konzept von Divano ruht auf den drei Säulen Kultur, Soziales und Spiritualität“, erläutert Stadtpfarrer P. Steffen Brühl. „Mit unserem Raumangebot schaffen wir die Möglichkeit für kulturelle Veranstaltungen, wie Lesungen, Ausstellungen oder Konzerte. Im sozialen Bereich geben und vermitteln wir konkrete Hilfe. Und schließlich soll das Divano auch die Möglichkeit bieten, spirituell auftanken zu können, wo sich die Gemeinde trifft, Bibel- oder Gebetskreise stattfinden und vieles mehr.“
Unterschiedlichste Menschen sollen sich hier treffen und verweilen können. „Wir denken hier beispielsweise an Familien, Büchereinutzer, Menschen mit Unterstützungsbedarf oder Pilger“, so Gabriele Muhr. Ganz bewusst wendet sich das neue Angebot aber auch an Passanten, ob Gemeindemitglied oder nicht, die hier auf ein Getränk, zum Gespräch oder einfach da zu sein eingeladen sind.
Umbau des Pfarrzentrums in zwei Phasen
Die praktische Umsetzung erfolgt mit dem Umbau des Pfarrzentrums auf einer Fläche von 135 m² in zwei Phasen. Im ersten Schritt werden ein gemütlicher Aufenthaltsbereich und eine Kaffee-Theke geschaffen, die künftige variable Raumkonzepte ermöglichen. Die Kosten für diesen Umbau in Höhe von 200.000 Euro trägt die Diözese, die darüber hinaus auch einen Personalkostenzuschuss in Höhe von rund 48.000 Euro jährlich leistet. Nach einer zweijährigen Erprobungsphase soll dann die nächste Phase realisiert werden, die die Bücherei anbindet, eine Übernachtungsmöglichkeit für Pilger und Bedürftige sowie die Gestaltung der Außenanlagen beinhaltet. Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf rund 730.000 Euro.
Das Divano findet großen Anklang
Die Präsentation des Divano fand großen Anklang bei den Gästen des Abends. Auch die Vertreter der Politik zeigten sich begeistert. Landtagsabgeordneter Peter Tomaschko war „schwer beeindruckt“. Er sehe großes Potenzial, indem sich die Pfarrei öffne, um auf geänderte Strukturen zu reagieren. „Mit diesem attraktiven Ort kann es gelingen, zum Beispiel auch neu Zugezogene oder die junge Generation anzusprechen. Ich freue mich jetzt schon darauf.“ Landtagsabgeordnete Christina Haubrich überlegte spontan, in welcher Form sie Unterstützung für das Projekt leisten könne. „Das Divano als Anlaufstelle für Menschen aller Religionen, für Flüchtlinge oder soziale Projekte ist eine super Idee - so stelle ich mir Kirche vor“, erklärte sie begeistert. Manfred Losinger, der an diesem Abend den Landrat vertrat, verspricht sich vom Divano, „dass die Menschen hier die Chance haben, wieder mehr miteinander zu reden.“ Er sei überzeugt, dass auch der Landkreis Mittel und Wege finden werde, das Projekt zu unterstützen. Für Bürgermeister Roland Eichmann war das Projekt nicht neu, da die Stadt schon frühzeitig eingebunden wurde. Die Bücherei gehört zur Hälfte der Pfarrei, zur anderen der Stadt Friedberg. Ihre Attraktivität zu steigern liegt auch in Eichmanns Interesse. Das Divano beurteilt er als „Gewinnerthema für alle Beteiligten“. Der Bürgermeister lobte die gute Verbindung zwischen der Stadt und der Pfarrei, aus der sich viel Kraft entfalte. „Das Divano ist ein tolles Projekt, es wird als Leuchtturm ausstrahlen in die Stadt und in die Region“, ist Bürgermeister Roland Eichmann überzeugt. Was die finanzielle Unterstützung von Seiten der Stadt betrifft, sei man gerade in Verhandlungen bezüglich der Bezuschussung eventueller Defizite im laufenden Betrieb.
Überaus groß war auch das Interesse der Ehrenamtlichen, Freunde und Förderer der Pfarrei. Die Projektwand, die über den aktuellen Stand informiert und künftig in der Kirche platziert wird, war an dem Abend durchgehend gut frequentiert. Das ehrenamtliche Engagement ist in der Stadtpfarrei generell sehr hoch, so hofft Pater Steffen Brühl, dass auch im Divano etwa 30 bis 40 Freiwillige ihren Dienst einbringen, um den Betrieb gemeinsam mit den Hauptamtlichen zu gewährleisten. Sie sind ebenso willkommen wie Spender, die zur Finanzierung von Umbau und Betrieb des Divanos beitragen.