Bayerische Landesteilungen im Mittelalter
Creme Bavaroise
Heimatkundlicher Stammtisch mit Dr. Katharina Weigand
Der große deutsche Schriftsteller Gustav Freytag hat einmal davon gesprochen, dass zu den unvergänglichen Freuden des irdischen Daseins neben Trinken auch das Essen gehöre. Dass in diesem Zusammenhang schwere wissenschaftliche Kost durch ein feines Dessert eine auflockernde Note bekommt, durften die vielen Teilnehmer am Heimatkundlichen Stammtisch des Heimatvereins Friedberg zu ihrer großen Freude erfahren. Das Thema lautete „Königin Isabeau de Bavière, Herzog Ludwig der Gebartete von Bayern-Ingolstadt und das Goldene Rößl. Französisch-bayerische Beziehungen an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert“. In ihrem brillanten und ausgefeilten Vortrag führte die Historikerin Dr. Katharina Weigand zunächst in die Anfänge bayerisch-wittelsbachischer Geschichte ab dem Jahr 1180 ein, um dann auf die unsäglichen Landesteilungen Bayerns im Mittelalter einzugehen.
Bayerns unsägliche Landesteilungen
Begonnen hatte es mit der ersten Landesteilung von 1255. Nach dem Tod des wittelsbachischen Herzogs Otto II. im Jahr 1253 erbten seine beiden Söhne Ludwig II. und Heinrich ein bereits beachtlich gewachsenes Herzogtum Bayern. Zunächst regierten die beiden Brüder gemeinschaftlich, doch 1255 kam es zur ersten bayerischen Landesteilung. Herzog Ludwig II., der Friedbergs Stadtgründer werden sollte, erhielt Oberbayern mit München als seine Residenz, und sein jüngerer Bruder Heinrich Niederbayern mit der bisherigen Landeshauptstadt Landshut.
Jedem Besucher hatte die Referentin den Stammbaum der Wittelsbacher ausgehändigt, so dass man die weitere Entwicklung nachverfolgen konnte. Kaiser Ludwig der Bayer, Sohn unseres Friedberger Stadtgründers Herzog Ludwig II., hatte aus zwei Ehen 16 Kinder, darunter sechs Söhne. Letztere wollten das väterliche Erbe nicht als Ganzes erhalten und so kam es 1349 zur Aufteilung, die in den folgenden Jahren weiter fortschritt. Die folgenschwerste Landesteilung geschah im Jahr 1392. Es entstanden die drei Teilherzogtümer Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut und Bayern-München.
Das Teilherzogtum Bayern-Ingolstadt
Durch Los kam das Teilherzogtum Bayern-Ingolstadt, zu dem auch Friedberg gehörte, an Herzog Stephan. Er und schließlich sein Sohn Ludwig VII. der Gebartete (1368 bis 1447), wollten diese unglückliche Teilung rückgängig machen. Sie sahen sich übervorteilt, da schließlich Bayern-Ingolstadt, im Gegensatz zu den beiden anderen Teilherzogtümern, ein zerrissenes Land war. Gebietsteile, die durch Münchner oder Landshuter Gebiet vom Kernland Ingolstadt getrennt waren, lagen im Chiemgau und im Gebirge (Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel) sowie kleinere Sprengel im Nordgau. Es ruhte kein Frieden auf dieser Teilung. Über Jahrzehnte hinweg kam es zu Scharmützeln und kriegerischen Handlungen, bei denen Ludwig VII. bereits als junger Mann kräftig mitmischte.
Ludwig VII. am französischen Königshof
Auch dann, als er immer wieder für längere Zeit am französischen Königshof weilte, wo seine Schwester Elisabeth (genannt Isabeau de Bavière) im Jahr 1385, gerade einmal 15 Jahre alt, mit dem jugendlichen französischen Königs Karl VI. verheiratet wurde. Weigand schilderte ausführlich Ludwigs Leben am Hof und seine zwischenzeitlichen Besuche in seinem zukünftigen Herzogtum Bayern-Ingolstadt. Nach höfischer französischer Art ließ er sich einen Bart wachsen, der ihm den Namen Ludwig VII. der Gebartete (oder Ludwig im Barte) einbrachte. Bereits bei seinem ersten Aufenthalt in Frankreich ab 1391 wurde er Zeuge beim Ausbruch der Geisteskrankheit von König Karl VI. Da dieser nicht mehr regierungsfähig war, wurde Ludwig seiner Schwester Isabeau eine große Stütze. Er wirkte im Kronrat mit und erhielt eine beachtliche jährliche Pension von 12.000 Franc, die in der Höhe den finanziellen Zuwendungen an die nahen Verwandten des Königs entsprach. Da die Zahlungen vereinbarungsgemäß in Geld erfolgen sollten und dies nicht immer möglich war, nahm Ludwig Kunstgegenstände als Pfand. Viel Geld und alle seine Pfänder übersandte er nach Bayern.
Das Goldene Rößl kommt nach Bayern
So kam auch das „Goldene Rößl“ nach Ingolstadt. Dieses meisterhafte 62 cm hohen Altärchen aus dem Jahr 1405 war ein Geschenk von Isabeau an König Karl VI. Mit dieser Gabe erhoffte sich die Königin Heilung für ihren Mann. In diesem Meisterwerk der Pariser Goldschmiede- und Emailkunst kniet der König vor der Muttergottes Maria, die den Jesusknaben im Arm hält. Besonderes Augenmerk lenkte Weigand nun auf die andere Person, die mit dem König auf einer Stufe kniet. Auffallend ist der Schnurrbart. So liegt die Vermutung nahe, dass es sich um Ludwig VII. oder Ludwig im Barte von Bayern-Ingolstadt, also den Bruder von Isabeau, handeln könnte. Er trägt einen Bart nach französischer Mode. Es muss ja bei Ludwig im Barte kein Rauschebart sein, mutmaßt Weigand.
1415, zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters Stephan, kehrte Ludwig endgültig in sein Herzogtum heim. Seine zweite Frau überließ er in Frankreich ihrem Schicksal. Aber sein Söhnchen aus erster Ehe, Ludwig VIII. der Bucklige, wanderte mit nach Bayern.
Um die Teilung Bayerns rückgängig zu machen und München zu gewinnen, kam es zu heftigen Kriegen mit seinen Verwandten in München und Niederbayern mit deren Verbündeten.
Ludwig im Barte Friedbergs zweiter Stadtgründer
Schon vor der endgültigen Heimkehr nach Bayern ließ er seine Städte und Märkte befestigen. Besonders die durch die häufigen Kriege zu einem Markt herabgesunkene Grenzstadt Friedberg versah Ludwig im Jahre 1409 mit einer Stadtmauer und Graben und Freiheiten. Deshalb gilt Ludwig im Barte als Friedbergs zweiter Stadtgründer, nach dem die Ludwigstraße in Friedberg benannt ist. Finanzieren konnte er die Befestigungen mit den Geldern aus Frankreich, einschließlich der stattlichen Mitgift aus zwei Ehen.
Verheerend wirkte sich aus, dass Ludwig im Barte seinen unehelichen Sohn Wieland von Freyberg bevorzugte. Schließlich erhob sich der erzürnte Sohn Ludwig gegen Vater Ludwig. Nach dem Tod von Sohn Ludwig im Jahr 1447 geriet Vater Ludwig im Barte in die Hände seines verhassten Gegners, des niederbayrischen Herzogs. Dieser verschaffte ihn nach Burghausen, wo er als Gefangener auf der Burg den Rest seines Lebens verbrachte. Die herzogliche Linie Bayern-Ingolstadt war damit ausgestorben. Dieses Teilherzogtum, und damit auch Friedberg, wurde für ein halbes Jahrhundert nach Niederbayern einverleibt.
Weiteres Schicksal des Goldenen Rößls
Auch das Goldene Rößl ging 1447 in den Besitz der Landshuter. Im Landshuter Erbfolgekrieg benötigte der niederbayerische Herzog Geld. Dieses bekam er vom Stift in Altötting. Im Gegenzug lieferte er dafür das Goldene Rößl. 1801 benötigte Bayern Geld für die napoleonischen Kriege. Das Goldene Rößl sollte eingeschmolzen werden, es entging aber diesem Schicksal. 1821 kehrte es nach Altötting zurück. Genau 100 Jahre später im Jahr 1921 versuchten Diebe es zu stehlen und beschädigten es. Der Raub misslang.
Ein feiner Nachschlag - die Bayerische Creme oder Creme Bavaroise
Als Weigand zum Schluss ihres Vortrags auf die Bayerische Creme oder Creme Bavaroise zu sprechen kam, wurde jedem Zuhörer klar, warum er Teller und Löffel mitbringen sollte. Angeblich brachte die schöne Isabeau de Bavière diese köstliche Creme nach Frankreich. Zubereitet hat sie eigens für diesen Abend Reinhold Faller.
Ausgebildet wurde er als Koch in der Küche des Restaurant Bertele, in den sechziger Jahren eine Topadresse in Augsburg, vom damals einzigen Küchenmeister in Schwaben. Erweitern konnte er seine Kochkünste in Lausanne und Paris (Hotel Skrip). Seine Laufbahn in der Hotellerie führte ihn später an die Spitze von 5-Sterne Häusern in Deutschland, England und der VAE (Vereinigte Arabischen Emiraten).
Und hier ist das Rezept für Creme Bavaroise oder Bayerische Creme
Zutaten
Vollmilch 500 ml
Vanilleschote 1 St.
Gelatine 8 Blatt
Feinzucker 120 gr (oder Puderzucker)
Eigelb 8
Schlagsahne 500 ml
Benötigt werden
Heißwasserbad, Kaltwasserbad (am besten mit Eiswürfel)
Schüssel oder mehrere Schälchen im Kühlschrank kaltstellen
Zubereitung
Milch zum Kochen bringen
Vanilleschote längs halbieren, auskratzen und beides in die Milch geben. Mitaufkochen.
Schlagsahne steif schlagen
Gelatine in kaltes Wasser einweichen.
Eigelb und Zucker vermischen und mit Schneebesen so lange schaumig schlagen bis Masse weiß und cremig und der Zucker vollständig aufgelöst ist.
Die gekochte Milch mit Schote langsam in die Eigelbmasse einrühren. Anschließend über Heißwasserbad aufschlagen, bis zur Rose abziehen (bis die dicklich-cremige Konsistenz erreicht ist). Vanilleschote entfernen. Ausgedrückte Blattgelatine hinzugeben und unter ständigem Rühren auflösen.
Masse im Kaltwasserbad abkühlen, dabei rühren. Sobald die Masse die Temperatur der geschlagenen Sahne erreicht hat, etwas Sahne in die Masse einrühren (angleichen) und anschließend die gesamte Sahne vorsichtig unterheben damit die Crème schön locker wird.
Das Ganze dann in die vorgekühlte Schüssel, Schälchen etc. einfüllen und für ca. 5 Stunden kaltstellen.
Man kann die ganze Crème auch schon am Vortag zubereiten.
Dazu eine Fruchtsoße aus pürierten Himbeeren reichen
Himbeeren frisch oder gefroren 400 gr
Unbehandelte Zitrone, davon Saft ½ Stück
Zucker 3 Eßlöffel
Nachzulesen ist der missglückte Raub im Friedberger Gemeindeboten vom Mittwoch, 12. Oktober 1921, S. 2: https://www.heimatverein-friedberg.de/api/BibItems/GetFile/5024