„In der Spargelzeit gehört ein Spargelsalat zu jeder bayerischen Brotzeit“: Ein Interview mit Spargelkönigin Monika Schweiger
Noch bis Anfang August 2011 wird die Gachenbacherin Monika Schweiger als Schrobenhausener Spargelkönigin Monika I. amtieren. myheimat unterhielt sich mit der Regentin über die Bedeutung geschützter geographischer Angaben, die Repräsentationspflichten einer Spargelkönigin, das richtige Garverfahren für Spargel und die gesundheitsfördernden Wirkungen des Edelgemüses.
myheimat: Frau Schweiger, der Begriff „Schrobenhausener Spargel“ ist nun eine „geschützte geographische Angabe“ (g.g.A.) Welche Bedeutung hat dieses Prädikat für die Spargelanbauer in der Region?
Monika Schweiger: Zum einen bedeutet es, dass den Schrobenhausener Spargelbauern bei Anbau und Ernte nun noch höhere Qualitätskontrollen auferlegt werden. Auch Spargelsorten und Qualitätsnormen sind für das Schrobenhausener Spargelanbaugebiet exakt festgelegt worden. Unterstellt sich der Spargelerzeuger diesen Kontrollen und Vorgaben, so darf er das Zeichen der „geschützten geographischen Angabe“ führen und sein Produkt als Schrobenhausener Spargel anpreisen. Zum anderen bedeutet es aber auch, dass die Verbraucher nun auf den ersten Blick erkennen können, welcher Spargel aus dem Schrobenhausener Land kommt. Das Siegel gibt dem Käufer die Sicherheit, dass dieses Produkt auf höchste Weise geprüft wurde.
myheimat: Sie wurden beim Schrobenhausener Volksfest 2010 zur 36. Spargelkönigin gekürt. Welche Eigenschaften muss eine Regentin mitbringen?
Monika Schweiger: Unserem Verbandsvorsitzenden Josef Plöckl kommt es vor allem darauf an, dass man sich als Spargelkönigin gut mit dem Produkt auskennt. Dabei ist es jedoch nicht unbedingt nötig, dass man sich das Wissen auf dem eigenen elterlichen Hof erarbeitet hat. Ich zum Beispiel durfte schon sehr früh auf dem Hof meines Onkels Jakob Koppold das königliche Gemüse kennen- und lieben lernen. Aber natürlich muss man dieses Wissen auch jederzeit gut einsetzen können. Angst vor offiziellen Auftritten und Vorträgen wäre in diesem Amt sehr unangebracht. Am meisten Spaß macht mir aber immer das persönliche Gespräch mit interessierten Verbrauchern. Und häufig entstehen daraus nette Bekanntschaften, die man auch noch nach der Spargelköniginnenzeit in Erinnerung behält.
myheimat: Wie viele repräsentative Termine mussten Sie in Ihrer Eigenschaft als Spargelkönigin in einem Jahr wahrnehmen?
Monika Schweiger: Als Schrobenhausener Spargelkönigin ist man eine der wichtigsten und bekanntesten Produktköniginnen Bayerns. In einer Amtszeit stehen deshalb immer ca. 100 Auftritte auf dem Plan. Bei mir wird es sogar darüber hinausgehen. Die meisten Menschen denken, dass man nur während der Spargelzeit im Einsatz ist. Dabei gibt es reichlich andere Verpflichtungen, die während des ganzen Jahres stattfinden: Messen, (Kunst-)Ausstellungen, Volksfeste, Krönungen anderer Produktköniginnen, Besuche von Partnerstädten, Bälle, Versammlungen der landwirtschaftlichen Organisationen, Märkte und Feste, Verlosungen bei Gewinnspielen und viele andere Verpflichtungen.
myheimat: Welche Veranstaltung ist Ihnen am positivsten im Gedächtnis geblieben?
Monika Schweiger: Ich habe mich in meinem Jahr am meisten auf den Spargelmarkt in Schrobenhausen gefreut, da es für mich etwas ganz besonderes war, mein Produkt auf heimischen Boden zu repräsentieren. Da er im letzten Jahr leider wegen Regens entfallen musste, war ich schon Wochen davor ziemlich aufgeregt, ob alles so stattfinden kann wie geplant. Aber dank dem herrlichen Wetter war es ein wunderschöner Markt und Erlebnistag für die kleinen und großen Bürger von Schrobenhausen. Und auch manche Besucher aus der Ferne konnten wir für das Schrobenhausener Edelgemüse begeistern.
myheimat: Nach eigener Aussage essen Sie in der Spargelzeit fast jeden Tag Spargel. Welche leckeren Spargelgerichte schmecken Ihnen am besten?
Monika Schweiger: Wenn es schnell gehen muss, entscheide ich mich meistens für Schinkennudeln mit Spargel und Bärlauchpesto. Besteht ein bisschen mehr Zeit zum Kochen, mache ich gerne Spargel in Blätterteig. Dazu rollt man den gekochten, aber noch bissfesten Spargel zusammen mit Käse und Schinken in Blätterteig ein. Dieses Gericht ist auch kalt empfehlenswert.
myheimat: Bei den Zubereitungsmethoden gehen die Meinungen weit auseinander. Manche Spargel-Fans schwören auf „Anbraten in Butter und nur leicht Dünsten im eigenen Saft“, andere Hobby-Köche arbeiten dagegen mit einem vollen Topf kochenden Wassers und garen darin das Edelgemüse. Welche Variante bevorzugen Sie? Welche Methode bringt den Spargelgeschmack am besten zur Geltung?
Monika Schweiger: Die Arten der Zubereitung werden immer mehr. In meiner Amtszeit durfte ich schon viele leckere Varianten genießen, vor allem im Ausland unterscheidet sich die Zubereitung enorm. Trotzdem koche ich meinen Spargel immer noch so wie mir das Mama und Oma beigebracht haben: die losen Spargelstangen in einen Topf mit kochendem Wasser geben, dazu eine kleine Brise Salz und Zucker und ein bisschen Butter. Meiner Meinung nach entfaltet sich der Spargelgeschmack überall gleich gut, solange man ihn nicht totkocht oder überwürzt. Und Schrobenhausener Spargel hat schon im unverarbeiteten Zustand einen herrlichen Geschmack – unserem Boden sei Dank!
myheimat: Essen Sie Spargel auch gerne „kalt“, beispielsweise als Salat?
Monika Schweiger: Natürlich. Wenn ich koche, bereite ich immer die doppelte Menge zu: einmal den Spargel für mein Spargelgericht, z.B. Spargelröllchen, und aus dem Rest wird immer gleich Spargelsalat gemacht! Der gehört während der Spargelzeit zu jeder bayerischen Brotzeit.
myheimat: Von vielen Anhängern des Edelgemüses werden die gesundheitsfördernden Wirkungen des Spargels hervorgehoben. Warum ist der Verzehr von Spargel so gesund?
Monika Schweiger: Wenn es um die Gesundheit geht, gibt es viele Gründe, Spargel zu essen. Zum einen deckt bereits eine Portion (500 g) den täglichen Bedarf an Vitamin C und Folsäure. Weiterhin ist dieses Edelgemüse sehr ballaststoffhaltig, wodurch es automatisch für eine gesunde Verdauung sorgt. Noch dazu sorgt die Asparaginsäure in Verbindung mit verschiedenen ätherischen Ölen dafür, dass sämtliche Schadstoffe, die sich über Jahre im Körper angesammelt haben, ausgeschieden werden. Diese entwässernde Wirkung kann sich vor allem bei Bluthochdruckpatienten positiv bemerkbar machen. Und auch Diabetiker dürfen hier kräftig zugreifen! Was mich aber besonders überzeugt, ist der geringe Kaloriengehalt. 65 Kalorien pro Pfund! Da kann man nur noch einen guten Appetit wünschen!
myheimat: Wenn Sie sich an Ihre Kinder- und Jugendzeit zurück erinnern: Welche Rolle spielte der Spargel damals in Ihrem Leben?
Monika Schweiger: Wie schon erwähnt, bin ich das erste Mal auf dem Hof meines Onkels mit Spargel in Berührung gekommen. Da es vor zwanzig Jahren noch so üblich war und mein Onkel eh einen kleineren Spargelhof besitzt, war es damals eine Selbstverständlichkeit, dass die ganze Familie beim Spargelstechen hilft. So durfte auch ich jeden Tag mit auf das Spargelfeld, wenn meine Mama helfen musste. Damals hatte der Spargel wenig überzeugende Argumente für uns Kinder. Stundenlang waren wir auf dem Spargelfeld, durften die Abdeckungen von den Dämmen ziehen und zusehen, wie die Erwachsenen den Spargel stechen. Daheim war es dann unsere Aufgabe, die einzelnen Spargelstangen in die automatische Wasch- und Zuschneidemaschine einzulegen. Spaß hat das nicht gerade gemacht und geschmeckt hat er uns als Kindern auch noch nicht! Aber je älter wir geworden sind, desto mehr wurde uns klar, dass unsere Gegend etwas ganz Besonderes ist und diese Besonderheit bewahrt werden muss!
myheimat: Sie studieren Englisch und Geschichte für das Lehramt an Realschulen. In Schrobenhausen steht das Europäische Spargelmuseum. Inwieweit haben Sie sich schon mit der Kulturgeschichte des Spargels vertraut gemacht?
Monika Schweiger: Das Europäische Spargelmuseum kenne ich auch schon aus meiner Kindheit. In der Grundschule durfte ich dieses schon mehrere Male besuchen! Natürlich muss man auch über die Kulturgeschichte unseres heimischen Spargels Bescheid wissen. Schließlich war dies ein Kriterium zur Erlangung der „geschützten geographischen Angabe“. Hinter jedem einzigartigen Produkt muss ein Stück Geschichte stecken. Unsere Schrobenhausener Spargelgeschichte beginnt 1913 mit Christian Schadt, der erstmals in dieser Region großflächigen Spargelanbau betrieb. Nach und nach hielt das Edelgemüse auch an anderen Höfen Einzug und das Schrobenhausener Spargelanbaugebiet entstand. Mittlerweile zählen ca. 900 Hektar dazu. Auch die Gründung des Spargelerzeugerverbandes Südbayern e.V. ist ein Teil unserer Geschichte. Die Tradition der Königinnen nicht zu vergessen. Die Erlangung der „geschützten geographischen Angabe“ zeigt, dass auch noch heute jeden Tag Spargelgeschichte in Schrobenhausen geschrieben wird. Und ich als Königin und Spargelliebhaberin würde mich für unseren Verband und all die Spargelerzeuger im Schrobenhausener Anbaugebiet freuen, wenn wir dazu weiterhin die Unterstützung der Verbraucher auf unserer Seite hätten! Der Spargelanbau in Schrobenhausen ist ein Stück unserer Tradition! Regionalität und Saisonalität muss wieder eine größere Rolle beim Verbraucher spielen!
ein schöner bericht,danke.
lg.gerda