"Ich bleib' dann mal daheim" (Teil 79)
Friedberger Stadtteile kennenlernen: Bachern
Am 1. Mai 1978 wurde die Gemeinde Bachern in Folge der Gebiets- und Gemeindereform in Bayern zum Stadtteil von Friedberg. „Zu den Leuten am Bach“ kann der Name des Dorfes Bachern am Oberlauf des Eisenbaches gedeutet werden. Die Gemeindeflur war schon in vorchristlicher Zeit besiedelt, wie die vorgeschichtlichen Hügelgräber im und beim Erlauholz, die hallstattzeitlichen Hügelgräber und die spätkeltische Viereckschanze im Heilachwald sowie römische Scherbenfunde beim Friedhof und Burgstall bezeugen. Eine Urkunde von 763 mit dem Ort Pahhara kann als Erstnennung gedeutet werden, ist aber nicht gesichert. Unzweifelhaft aber ist die Existenz des damals bereits ansehnlichen Ortes um die Jahrtausendwende, da der Augsburger Bischof Bruno um 1006 das Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra in Augsburg mit 10 Huben und einem Fronhof in Bachern ausstattete. 1131 übernahmen die Wittelsbacher Pfalzgrafen die Klostervogtei über die Besitzungen des Klosters St. Ulrich und Afra östlich des Lechs, darunter auch die von Bachern. Mit Gotfridus de Pacharn ist 1135 erstmals ein Angehöriger des Ortsadels genannt. Er saß damals wohl bereits auf der Burg über dem Eisenbachtal. Ab 1280 gehörte Bachern mit 14 Huben zum Kastenamt Aichach.
Teilung Bacherns im
ausgehenden Mittelalter
Mit der Neuschaffung des Landgerichts Friedberg um 1415 wurde Bachern geteilt. Der rechts des Eisenbaches liegende Ortsteil gehörte zum Teilherzogtum Bayern-München, der links liegende Teil zum Ingolstädter Teilherzogtum unter Ludwig dem Gebarteten. 1464 wird Bachern Hofmark mit wechselnden Besitzern bis zur Säkularisation. 1972 wurde Bachern zuerst Ottmaring und 1978 Friedberg eingegliedert.
Wir beginnen unseren Rundgang durch das Dorf am Parkplatz zur Pfarrkirche St. Georg. Der 1831 errichtete spätklassizistische und fast wie ein Tempel wirkende Bau beherbergt im Innern drei bedeutende Altargemälde, die bei der Restaurierung des Augsburger Doms 1852 bis 1863 nach Bachern kamen. Der Hochaltar von 1694 von Johann Georg Knappich (1637–1704) zeigt die Geburt Christi sowie den Heiligen Geist mit zwei Putti. Den linken Seitenaltar, der das Martyrium der hl. Apollonia darstellt, hat 1657 Jonas Umbach (1624–1693) gemalt, den rechten Seitenaltar mit der Legende des hl. Simpert 1658 Johann Christoph Storer. Sehenswert ist auch das Taufbecken von 1734, das als ein Hauptwerk von Johann Caspar Öberl gilt, dessen Vater aus Bachern gebürtig war.
Charakteristische Talhangasymmetrie
Wir gehen weiter, um vom südlichen Ortsausgang ab zum Burgstall von Bachern hinaufzusteigen. Er liegt auf einem ins Tal vorragenden, vom Hinterland künstlich abgetrennten Bergkegel. Hier zeigt sich deutlich die das Eisenbachtal von Ried bis zur Habermühl bei Eurasburg vorherrschende „Talhangasymmetrie“. Sie entstand während und nach der letzten Eiszeit durch Sonneneinstrahlung und Hangrutsche. Die Ostseite des Tals wird von steilen Bergflanken gebildet, während die Westseite mit fruchtbaren Feldern flach ins Tal abfällt. Auf dem Bacherner Bergvorsprung stand einst eine Turmhügelburg des Ortsadels, die Dienstmannen der Wittelsbacher waren und sich nach dem Ort "de Bachern" nannten. Mehrere Namen sind überliefert. Die östlich davon gelegene Vorburg, auf der die Wirtschaftsgebäude standen, ist kaum noch auszumachen. Nach Gefäßscherben, die in die Ottonische Zeit des 10. Jahrhunderts datiert werden, könnte die Burgstelle bereits im 10. Jahrhundert besiedelt gewesen sein. Der Ort wird erstmals 1433 als "Burgstall", also abgegangene Burgstelle bezeichnet. Über den Untergang der Burg samt ihren hartherzigen Bewohnern berichtet die Sage (s. dazu Schlösser, Burgen und Burgställe im Wittelsbacher Land). Über das wirkliche Ende des Ortsadels aber weiß man nichts. Text: Gabriele und Dr. Hubert Raab, Fotos: Dr. Hubert Raab
👍 Fotos 3 und 5.