„Fayencen und Uhren zeichnen dieses Museum aus“
myheimat: Frau Arnold, seit 1. Februar 2007 sind Sie die neue Leiterin des Museums im Wittelsbacher Schloss. Wo liegen Ihre Tätigkeitsschwerpunkte in den ersten Wochen und Monaten?
Dr. Arnold: Zunächst einmal möchte ich mich sehr gerne überall vorstellen und mir einen Überblick verschaffen über das Museum, die Sammlung und das Wittelsbacher Schloss.
myheimat: „Dominierend in der Situierung, etwas antiquiert in der bisherigen Nutzung, mit vielfältigen und teilweise unrealistischen Wünschen für die Zukunft behaftet, etwas sanierungsbedürftig und trotzdem für alle Besucher ein unvergessliches Erlebnis“, charakterisierte SPD-Chef Roland Fuchs das Wittelsbacher Schloss. Für die Friedberger ist es das identitätsstiftende Bauwerk schlechthin. Inwieweit haben Sie bereits in den ersten Wochen gespürt, dass Sie einen ganz „besonderen“ Arbeitsplatz haben?
Dr. Arnold: Das Friedberger Schloss ist zweifelsohne ein herausragendes Bauwerk und ein wundervoller Arbeitsplatz. Ich würde mir wünschen, dass es zu einem kulturellen Zentrum der Region wird.
myheimat: Die von der Bezirksheimatpflege konzipierte Ausstellung, die Sie am 27. Februar eröffneten, trägt den Titel „Leben mit Denkmälern“. Im Zusammenhang mit dem Denkmal „Wittelsbacher Schloss Friedberg“ sprach Architekt und Denkmalpfleger Hans Clamroth davon, dass eine „Mischung aus Bewahren und Modernisieren“ das Gebot der Stunde sei. Teilen Sie seine Einschätzung?
Dr. Arnold: Wir sind meines Erachtens dazu verpflichtet, unsere Denkmäler zu bewahren. Sie sind ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Kultur, und gerade in Bayern hat man auf die Erhaltung der Denkmäler ja bereits im 19. Jahrhundert sehr viel Wert gelegt, da man sie auch als Träger der Geschichte erkannt hat. Freilich wird man, um ein Denkmal auch lebendig zu erhalten und es weiterhin nutzen zu können, immer wieder bauliche Kompromisse und Lösungen finden müssen. Als bedauernswert erachte ich allerdings die unsensiblen Einschnitte in die Bausubstanz, die das Schloss in den 60er und 70er Jahren erleiden musste.
myheimat: Den neuen Rahmenlehrplänen zufolge soll das Museum verstärkt als außerschulischer Lernort fungieren. Mit welchen Angeboten wollen Sie die Schüler begeistern? Gibt es spezielle thematische Führungen für Schulklassen?
Dr. Arnold: Unser Kustos, Herr Hans Beil, informiert sich stetig über die Lehrpläne und bietet dementsprechend individuell zugeschnittene und sehr spannende Führungen für Schulklassen an - zum Beispiel zur Vor- und Frühgeschichte, zur Steinzeit, zu den Kelten, zur Stadtgeschichte oder etwa zum Thema Zunft und Handwerk.
myheimat: Gibt es museumspädagogische Angebote in der Art einer Geschichtswerkstatt? Themen wie Alltagsleben, Kindheit, Familienleben im 19. Jahrhundert wären doch für ein Heimatmuseum interessant, oder?
Dr. Arnold: Ein Besuch im Museum im Wittelsbacher Schloss soll die Möglichkeit eröffnen, das für die Friedberger Geschichte so Spezifische und Einmalige kennen zu lernen. Darauf möchte ich bei der Neukonzeption achten und darüber hinaus die Uhren und die Fayencen-Abteilung weiter stärken.
myheimat: In diesem Jahr steht in Friedberg noch eine große Geburtstagsfeier an. Das Wittelsbacher Schloss feiert sein 750. Wiegenfest. Ist dazu eine größere Ausstellung geplant?
Dr. Arnold: Es ist ein großes Festwochenende am 22. und 23. September geplant. Das Museum beteiligt sich daran mit einer Ausstellung. Mehr will ich dazu noch nicht verraten.
myheimat: Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln - So werden im Allgemeinen die Aufgaben eines Museums beschrieben. In welchem Bereich wollen Sie Akzente setzen?
Dr. Arnold: Alle vier Bereiche sollten in einem Museum im Idealfall gleichermaßen berücksichtigt werden. Im Rahmen der anstehenden Neukonzeption wird allerdings der Vermittlung und Präsentation ein größerer Stellenwert zukommen.
myheimat: Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl sprach in Bezug auf die Fayencen von „einzigartigen Beständen“. Mit diesem Kapital wollen Sie auch in Zukunft wuchern, oder?
Dr. Arnold: In jedem Fall. Die Fayencen und Uhren zeichnen die Besonderheit dieses Museums aus.
myheimat: Inwieweit werden Sie die neuen Medien nutzen, um das Museum öffentlichkeitswirksamer darzustellen?
Dr. Arnold: Nun, das Museum ist ja bereits im Internet präsent. Im Unterschied zu anderen Medien muss das Internet allerdings aktiv genutzt werden. Plakatwerbung hingegen wird sozusagen passiv wahrgenommen und ist, wie ich bei einer Umfrage zu einer Ausstellung selbst festgestellt habe, noch wirkungsvoller. An sich sollte man möglichst alle Medien gleichermaßen nutzen - insofern es das Budget erlaubt.
myheimat: Dr. Arnold, vielen Dank für dieses Gespräch.