Ein Schloss für Friedberg
Bei einem Termin mit dem bayerischen Finanzstaatssekretär Franz Meyer konnten Dr. Peter Bergmair sowie drei Vertreter der Stadtratsfraktionen die Verhandlungen zu einem Ergebnis führen, das „beide Seiten zufrieden stelle“: Die Stadt Friedberg erwirbt käuflich das Schloss vom Freistaat Bayern.
Über die Höhe des tatsächlichen Kaufpreises kann nur spekuliert werden, da alle Beteiligten beharrlich schweigen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Summe zwischen 120.000 und 140.000 Euro liegt. Fraktionsübergreifend wurde der „hohe emotionale Wert“ des Gebäudes gewürdigt. Kommunalreferent Wolfgang Basch betonte, dass es durch eine geschickte Verhandlungsführung gelungen sei, den Kaufpreis „deutlich zu reduzieren“. Auch in Bezug auf die personelle Ausstattung kam man einen entscheidenden Schritt weiter. Zur Umsetzung des bereits beschlossenen Schlossund Museumskonzepts wurde eine Vollstelle in Entgeltgruppe 13 (bisher BAT II) ausgeschrieben. Als Probezeit wurde 1 Jahr vereinbart. Ein Nutzungskonzept mit den Schwerpunkten „gewerbliche Vermietung des Ostflügels“, „Museum im Ersten Obergeschoss“, „kulturelle und gewerbliche Veranstaltungen im Erdgeschoss, im Schlosshof und im künftigen Sondernutzungsraum“ wurde bereits vom Stadtrat beschlossen. Die Frage nach den Zuschüssen zu den Umbau- und Sanierungsmaßnahmen ist noch nicht abschließend geklärt. Als mögliche Geldquellen werden ein Entschädigungsfonds des Kultusministeriums, Sponsorenbzw. Spendengelder und ein Nachfolgeprogramm des EU-Förderprogramms Leader+ in Betracht gezogen. Ein vom Bayerischen Finanzministerium in Auftrag gegebenes Gutachten hat einen Sanierungsbedarf in Höhe von 2,6 Millionen Euro festgestellt. Der promovierte Historiker Dr. Walter Stelzle erläuterte in einer Stadtratssitzung die Konzepte, die die Firma „Das KommunikationsKontor“ im Auftrag der Stadt Friedberg für die zukünftige Nutzung des Friedberger Schlosses ausgearbeitet hat.
Diesen Plänen zufolge soll das Depot im ersten Stock des Nordflügels zu einem Sondernutzungsbereich mit einem multifunktionalen Veranstaltungsraum, der bis zu 350 Besuchern fassen kann, umgestaltet werden. Der neue Raum könne „hervorragend“ für Sonderausstellungen, Theater- und Musikveranstaltungen bzw. Konzerte genutzt werden, so Stelzle. Mit Verve plädierte er für diese große Lösung, da sie die Chance biete, das einzigartige historische Ambiente des Wittelsbacher Schlosses als „Alleinstellungsmerkmal“ ins „Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit“ zu rücken. Natürlich müsse der geplante Sondernutzungsraum durch entsprechende bauliche Maßnahmen wie die Einrichtung eines behindertengerechten Aufzuges, einer neuen Toilettenanlage und die Errichtung eines verglasten Treppenhauses, das von der Remise zum neuen Veranstaltungssaal führen soll, erst erschlossen werden. Insgesamt zeigte sich Stelzle aber zuversichtlich, dass sich die Investitionen für die Stadt Friedberg lohnen würden. „Lassen Sie uns dieses Schloss als kulturellen Mittelpunkt Friedbergs begreifen“, forderte Stelzle. Bürgermeister Dr. Peter Bergmair sprach von einer „Woge des Enthusiasmus“, die den Stadtrat erfasst habe und „nach vorne trage“. „Es ist eine einmalige historische Chance, das Wittelsbacher Schloss ganz für uns allein nutzen zu können“, so das Stadtoberhaupt.
Text und Bilder: Joachim Meyer