Ein Perserteppich für Friedberg?
Sieben verschiedene Steine aus Granit hatte Architektin Petra Schober im April 2007 zu einer Sitzung des Bauausschusses mitgebracht. „Diese Musterpflasterung könnte man als ‚guten Perserteppich’ der Pflaster bezeichnen. Es ist kein Einheitsgrau, aber auch kein Flickenteppich“, so Schober. Die Wahl des Materials sei von entscheidender Bedeutung. Das gewählte Material müsse zum Charakter der Stadt und zu den Fassaden der Gebäude passen. Eine weitere Anforderung: Das Material müsse „dauerhaft ansprechend“ und für Ludwigstraße und Marienplatz „gleichermaßen geeignet“ sein. Das „gesägte Material“ biete unschätzbare Vorteile, die „Abroll-Geräusche“ seien „akustisch kaum wahrnehmbar“, so ein Mitarbeiter der Bauverwaltung. Alle Friedberger Bürger hatten dann ab Mai 2007 die Gelegenheit, einen Fuß auf die Musterpflasterfläche vor dem Altstadtcafé Weißgerber zu setzen. Stadträtin Annemarie Schulte-Hechfort (CSU) zeigte sich enttäuscht und bezeichnete die Probepflasterung als „Katastrophe“. Ihre ernüchternde Diagnose: Die Fugen seien zu breit. Mit Damenschuhwerk habe man erhebliche Probleme auf diesem Untergrund. Die Neugestaltung der Ludwigstraße sei eine „unendliche Geschichte“, so SPD-Fraktionschef Roland Fuchs. Seit 25 Jahren beschäftige sich der Stadtrat mit diesem Thema. Nun sei der Zeitpunkt des Handelns gekommen. Auch Manfred Losinger demonstrierte Entschlossenheit: „Die Innenstadt soll das Wohnzimmer von Friedberg werden. Eine derartige Schönheitsoperation muss allerdings sorgfältig vorbereitet werden, damit keine bleibenden Schäden entstehen.“ Ein neues Verkehrskonzept müsse entwickelt und die anfallenden Kosten aufgelistet werden. Außerdem sei bei der Wahl des Pflasterbelages darauf zu achten, dass sich Fußgänger problemlos darauf fortbewegen könnten. Die Belange von Mobilitätsbehinderten, Sehbehinderten und älteren Menschen müssten angemessen berücksichtigt werden. Klare Vorstellungen hat der CSU-Fraktionsvorsitzende in Bezug auf den Zeitplan. Er sprach sich für eine Realisierung der Baumaßnahme „in einem Zug“ aus. Die Pläne der Münchner Architektin Petra Schober und die Sitzungsvorlage der Stadtverwaltung stoßen jedoch nicht überall auf Zustimmung. In Teilen der Friedberger Geschäftswelt regte sich Protest. 27 Ladenbesitzer schrieben einen „Brandbrief“ an Bürgermeister Dr. Peter Bergmair. Ihre Kritik bezieht sich auf die Informationspolitik der Stadtverwaltung, die Art der Pflasterung sowie die geplante 7-monatige Straßensperrung. „Dramatische Umsatzeinbußen“ und „fatale Folgen“ für das Geschäftsleben werden befürchtet. Bürgermeister Dr. Peter Bergmair zeigte sich über den Zeitpunkt des Schreibens überrascht und verwundert. Um eventuelle Umsatzeinbußen abzufangen, ist ein Marketingkonzept geplant. Dafür werden im Haushalt 2008 zusätzliche Mittel eingestellt. Im Fahrbahnbereich soll die Pflasterung im Verlegemuster des römischen Verbandes erfolgen. Nachbesserungen sind im Bereich des Gehwegs notwendig. Der Stadtrat sprach sich für größere Formate und geringere Fugenanteile aus.
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