Reinhold Korper: Hilfe für Menschen in Not - 50 Jahre aktives Ehrenamt im Technischen Hilfswerk
Seit 20. September 1970 ist Reinhold Korper aus Friedberg aktiver Helfer im Katastrophenschutz des Technischen Hilfswerks. Zu diesem 50 jährigen Jubiläum haben wir ein Gespräch mit ihm geführt.
Franz Scherer:
Herzlichen Glückwunsch zu diesem runden Jubiläum und ein aufrichtiges Dankeschön für ihr Engagement im Dienst an Menschen, die sich in einer Notsituation befinden. Sicher ist dies auch ein Moment, in dem man auf Geschehenes zurückblickt. Wie kamen sie vor 50 Jahren eigentlich auf die Idee, sich im Katastrophenschutz zu engagieren?
Reinhold Korper:
Hier sind einige Faktoren zusammen gekommen. Ich hatte bereits in früher Jugend immer die Einstellung zu helfen, wenn Not am Mann war. Dazu kam aber auch, dass mein Großvater im zweiten Weltkrieg in der sogenannten Technischen Nothilfe aktiven Dienst geleistet hat. Seine Erzählungen haben mich bestimmt schon als Kind motiviert. Als ich dann gemustert wurde war mir klar, dass ich nicht unbedingt „Dienst an der Waffe“ leisten wollte. Nebenbei bemerkt, ich habe zu Waffen jeglicher Art bis heute keinerlei Bezug. Ich wollte helfen, nicht zerstören! Als mir dann per Musterungsbescheid mitgeteilt wurde, dass die Bundeswehr mich nicht berücksichtigt wollte ich dennoch einen Beitrag für die Allgemeinheit leisten.
Franz Scherer:
Es gibt viele Hilfsorganisationen. Wieso gerade das THW?
Reinhold Korper:
Ja, es hätte auch eine andere Organisation sein können. Ein damaliger Freund in meiner Geburtsstadt Bad Homburg machte mich auf das THW aufmerksam. Ich nahm daraufhin Kontakt auf und war von Anfang an überzeugt, hier für meine Ambitionen eine Heimat zu finden. So bin ich denn am 20. September 1970 in das THW-OV Bad Homburg eingetreten!
Franz Scherer:
Was hat denn den Ausschlag dazu gegeben?
Reinhold Korper:
Die Ausstattung damals war ja im Vergleich zu heute eher dürftig. Aber genau dies machte es aus. Ich war davon fasziniert, dass man mit einfachsten Mitteln, wie z.B. Hölzer und Leinen, effektive Hilfe leisten kann. In zerstörten Gebieten gibt es nun einmal keine intakte Infrastruktur, auch Zufahrten und Wege sind versperrt. Hier zählt der Helfer mit seinen Kenntnissen und dem Material, das er tragen bzw. transportieren kann.
Franz Scherer:
Soweit die Basis. Wie hat sich in all dieser Zeit ihr Werdegang gestaltet?
Reinhold Korper:
Ich denke, dass aufgrund meines Engagements und meiner Fähigkeiten die Führung in Bad Homburg der Meinung war, mir höhere Verantwortung übertragen zu können. So wurde ich bereits 1972 zum Truppführer und 1974 zum Gruppenführer einer taktischen Gruppe berufen.
Franz Scherer:
Sie kamen dann aus beruflichen Gründen in den Einzugsbereich von Friedberg. Hat sich ihr Werdegang dort im THW fortgesetzt?
Reinhold Korper:
Zunächst nein! Anfangs war es schwierig für mich. Ich musste, sozusagen mit der Schaufel in der Hand, wieder von vorne beginnen! Ich war ja gewohnt, Anweisungen zu geben. Nun musste ich wieder solche befolgen. Aber auch im Ortsverband Friedberg konnte ich mich über die Leitung der Grundausbildung bis hin zum Zugführer bewähren.
Franz Scherer:
Ihre Zeit als Zugführer in Friedberg war eine sehr erfolgreiche …
Reinhold Korper:
Ach, das soll man nicht individuell auf eine Person bewerten! Ja, ich hatte sicherlich einen nennenswerten Anteil. Der Erfolg dieser Zeit gebührt aber allen im THW Friedberg. Erwähnen will ich auch die stete Unterstützung des damaligen Ortsbeauftragten Peter Gerle. Dies alles ist ein Erfolg der Gemeinschaft, von der ich ein Teil sein durfte!
Franz Scherer:
Ende des Jahres 2001 haben sie dann das Zugführeramt aufgegeben. Wie ging es daraufhin weiter?
Reinhold Korper:
Es war eine weitreichende Zäsur! Mit mir haben auch der Ortsbeauftragte und große Teile der Führungsmannschaft ihr Amt niedergelegt. Wir waren uns einig, dass mit dem Blick in die Zukunft eine Erneuerung in diesem Kreis sinnvoll wäre.
Ich habe anschließend meine Aktivitäten im THW verlagert. Für zwei Jahre war ich noch als Fachberater tätig und habe mich dann einer anderen Leidenschaft gewidmet: Ich habe vermehrt als „Koch“ hauptsächlich zu den Mittwochdiensten für das leibliche Wohl gesorgt!
Natürlich war ich immer bei Engpässen als Reserve verfügbar und habe Unterstützung geleistet. Aber auch im Hintergrund gibt es immer wieder Anforderungen, in denen ich unterstützend tätig sein kann. Ich sage es ja nicht gerne, aber ich werde in diesem Jahr auch 70 Jahre alt und das schränkt meine Aktivitäten doch leider auch ein.
Franz Scherer:
Wenn sie jetzt zurückblicken, wie ist ihr Resumee?
Reinhold Korper:
Es waren 50 absolut bereichernde Jahre. Ich habe prächtige Menschen und Kameraden, nicht nur beim THW, sondern auch in den anderen Hilfsorganisationen kennen gelernt. Dieses „Wir wollen helfen“ ist ja allen gemeinsam. Ich genieße nach wie vor diese Kameradschaft, die sich über alle Altersklassen im Ortsverband erstreckt.
Franz Scherer:
Haben sie Wünsche für Ihre Zukunft?
Reinhold Korper:
Ich wünsche mir, solange es mir vergönnt ist, dass dieses Einvernehmen noch lange Zeit Teil meines Lebens ist. Weiterhin würde ich mir wünschen, dass sich vermehrt, in unseren oftmals egoistischen Zeiten Menschen finden, die sich für die Allgemeinheit einsetzen und diesen Geist fortführen.
Franz Scherer:
Nun einmal ganz unabhängig vom THW. Man kennt sie ja auch in Friedberg aus ganz anderen Bereichen, anderen Aktivitäten in Vereinen.
Reinhold Korper:
Ja, das THW ist nicht meine einzige Leidenschaft. Ich bin auch Mitglied im Verein Deutscher Schäferhunde, Helferverein THW, Verein der historischen Stadtwache e.V. sowie im Vorstand der Freien Wähler Friedberg e.V. und im Vorstand des Faschingsvereins ORCC-Friedberg.
Franz Scherer:
Was motiviert Sie zu diesem Engagement?
Reinhold Korper:
Dies ist mein Dankeschön an die wunderbare Stadt Friedberg, die mir zur lieben Heimat geworden ist.
Wobei ich natürlich auch bekennen muss, dass gerade die Aktivitäten bei der Stadtwache, sei es Prolog und Epilog, sei es die Moderation bei „Verhaftungen“, aber auch die Aktivitäten beim Faschingsverein in der Bütt oder Männerballett mir unglaublich viel Freude macht. Und wenn ich damit auch anderen eine Freude machen kann, ist das für mich ein Glücksgefühl!
Franz Scherer:
Vielen Dank für das Gespräch.
Ich wünsche ihnen alles Gute.