KAISERHOF
Kennen Sie Ludwig Jakob zur Linden, genannt „Luis“? Nein? Macht nichts, vom dem hatte ich bis zur Recherche zu diesem Beitrag auch noch nie etwas gehört. Dieser Ludwig Jakob zur Linden spielt für Erkrath allerdings eine nicht ganz unbedeutende Rolle, denn er kaufte im Jahre 1866 einen Bauernhof, der sich in äußerst günstiger Lage befand, nämlich gegenüber des Erkrather Bahnhofs.
Der Bauernhof überlebte diese Transaktion nicht, denn Herr zur Linden baute auf dem Grundstück einen Gaststättenbetrieb für erholungssuchende Düsseldorfer. Ob heute die Düsseldorfer auch noch nach Erkrath kommen, um sich zu erholen, wage ich zu bezweifeln, früher war das wohl so. Der seinerzeitige Laden schien nicht schlecht zu laufen, denn die Errichtung des eben erwähnten Gaststättenbetriebes war der Startschuss zur Begründung einer lokalen Weindynastie. Die Familie zur Linden führte später auch den Erkrather Weidenhof und baute die am Bahnhof gelegene Gaststätte zu einem gigantischen Ausflugszentrum mit großem Biergarten und einem Tanzsaal für 1200 Personen aus.
Besonders die kaiserlichen Husaren feierten hier gerne und wahrscheinlich auch sehr ausschweifend. Es dauerte dann auch nicht lange, und das Restaurant, der Biergarten und der Tanzsaal hießen folgerichtig „Kaiserhof“. Gefeiert wird doch heute nicht mehr, aber der Name „Kaiserhof“ ist geblieben.
Einen Kaiser gibt es ja nun schon länger nicht mehr, aber die Gebäude wurden deswegen nicht abgerissen, sondern auf andere Weise genutzt. Nach dem zweiten Weltkrieg war der Kaiserhof das Quartier der britischen Militärkommandatur, später zog die Stadtverwaltung Erkrath ein und im Laufe der Zeit wurde auch ein öffentliches Kino eingerichtet – das ist allerdings seit einigen Jahren geschlossen.
Die Stadt wurde größer, es gab immer mehr Einwohner, die verwaltet werden mussten, und so entschied man sich Ende der 1970er-Jahre für eine Erweiterung des Gebäudes. Die Bausubstanz war allerdings irgendwann ziemlich hinüber, so dass ein Neubau erwogen wurde, der vor fünfundzwanzig Jahren, genauer am 8. Mai 1987, eröffnet worden ist.
Von Anfang an war geplant, dort nicht nur die Stadtverwaltung unterzubringen, sondern den Kaiserhof auch als Bildungseinrichtung zu nutzen, was mittlerweile ja auch durch die Stadtbücherei und die Volkshochschule garantiert ist. Wie sagte Goethe schon so richtig? „Wo käm die schönste Bildung her, wenn sie nicht vom Bürger wär“. Wie so oft, hat Goethe auch hier Recht.
Als letzte Neuerung wurde im Kaiserhof in den Räumen eines seit zehn Jahren leestehenden Brauereiausschanks nach achtmonatiger Bauzeit im September 2012 ein rund 200 qm großes Jugendcafé eröffnet.
Recherchequelle: rp-online.de
Bild: © Horst-Peter Horn