Erkrath - Fundort des Neandertalers: Frühe Neuzeit und 19. Jahrhundert
FRÜHE NEUZEIT
Dreihundert Jahre lang (von 1500 bis 1800) war Erkrath ein von der Landwirtschaft geprägtes Dorf. Sehr viel mehr weiß man über diese Zeit nicht.
Das Haus Unterbach wechselte ebenso den Besitzer wie das Haus Bavier und in den Kirchengemeinden änderte sich auch was.
Der 30jährige Krieg von 1618 bis 1648, ein Konflikt um die Hegemonie in Deutschland und gleichzeitig ein Religionskrieg, in dem die Gegensätze zwischen der katholischen Liga mit den kaiserlichen Truppen einerseits und der protestantischen Union innerhalb des heiligen römischen Reiches anderseits aufeinanderprallten, dürfte an Erkrath nicht spurlos vorübergegangen sein. Zwar ist über das Schicksal dieses Fleckens zu jener Zeit nichts bekannt, aber da Ratingen vollständig zerstört wurde, Gerresheim zweimal von Söldnertruppen heimgesucht wurde, und auch alle anderen Orte rund um Erkrath, zum Beispiel Hilden, Solingen, Mettmann, Wülfrath, Monheim, Benrath und Himmelgeist unter Überfällen, Morden und Plünderungen litten, ist kaum anzunehmen, dass Erkrath von diesem Krieg verschont wurde.
Aus Karten aus den Jahren 1600 bis 1750 ist ersichtlich, dass Erkrath (seinerzeitige Schreibweise Erkrad, Erckraidt, Erckrath und Erckrath) als Kirchdorf an der Düssel zwischen den Orten Gruiten (damals Grutten), Mettmann (Medman/Metmann), Gerresheim (Gerissheim) und Wuppertal-Schöller (Schuyler) galt.
1715 erschien die „Topographia Ducatus Montani“ von Erich Philipp, die erste Landesaufnahme und geografische Beschreibung des Herzogtums Berg, das eine Beschreibung mit der Ansicht einzelner Plätze und eine Serie handgefertigter Einzelblätter umfasst. In ihr sind Ortschaften, Klöster, Schlösser, Mühlen, Schleifkotten, Viehhöfe, Wälder, Brücken, Adelshäuser und wichtige Grenzlinien aufgeführt – also eine sehr genaue Übersicht über die jeweiligen Territorien.
In dieser Übersicht wird auch Erkrath mit den Sätzen „Von dem Ambt Metman: Es wird solches in das Ober und unterAmbt getheilet, das OberAmbdt hat 2 grose Kirchspiel, nemlich (1.) Metman und 2. Wülfrath: Das unterambt bestehet aus 4 Kirchspielen (1.) Gerresheim, 2. Erckrath, 3. Ellert, 4. Hubelrath. Die zwey erstgedachte Kirchspiel des OberAbts sind reformiert, die übrigen Catholisch. Das landt belangendt, ist solches über die maßen schön und gut, und wird dießes Ambt Vor eines Von den besten im ganzen Herzogthumb, gerechnet, weilen darinnen schöner frucht-wachs, Viehzucht, auch fischereyen zu finden“ erwähnt. Auch die Häuser Unterbach und Morp sind als „Adelichhaus“ oder „Freye“ verzeichnet.
19. JAHRHUNDERT
Die allseits bekannten Wittelsbacher hatten 1805 keine Lust mehr auf das Herzogtum Berg, zu dem auch Erkrath gehörte und traten dieses an Napoléon Bonaparte ab, der daraus 1806 zusammen mit seinem Schwager ein Großherzogtum machte. Lange hatte Monsieur Bonaparte allerdings von Erkrath und den anderen zu diesem Großherzogtum gehörenden Orten nichts, denn nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 wurde es, nachdem alle Gebiete bis zum Rhein befreit wurden, aufgelöst.
Auf dem Wiener Kongress wurde beschlossen, dass die meisten Landesteile ab sofort zu Preußen gehören würden. Fortan (ab 1815) gehörte Erkrath also zu Preußen, genauer zur Rheinprovinz. Infolge dieser neuen Verwaltungsgliederung wurde das seinerzeitige Dorf Erkrath mit seinen 522 Einwohnern Teil des Landkreises Düsseldorf.
1830 wurde Erkrath richtig berühmt. Eine schwefelhaltige Heilquelle machte den Ort nämlich zu einem Kurort und wurde deshalb – wenn auch ein bisschen übertrieben – „bergisches Nizza“ genannt. Seinerzeit galt Erkrath immerhin als Sommerfrische und Villenvorort von Düsseldorf und der damalige Verkehrs- und Verschönerungsverein lobte Erkrath als Ruhesitz für Rentner und Pensionäre. Ja, Erkrath galt sogar als die Lunge Düsseldorfs. Flugs baute man ein Kurhaus, das heute noch erhalten ist und in dem sich jetzt ein schönes Café befindet, und in dem dahinter liegenden Park (der heutige Bavier-Park) wurden Liegehallen, Badehäuschen und Badeteiche errichtet. Zielgruppe waren Gicht- und rheumakranke.
Dadurch und aufgrund der zunehmenden Industrialisierung erlebte das Dorf einen Wirtschaftsaufschwung. Die Maschinen-, Eisen und Stahlindustrie, Papierfabriken, der Bergbau und Webereinen boomten. Dieser Aufschwung wurde wesentlich durch den Bau der ersten westdeutschen Eisenbahn im Jahr 1838 ermöglicht, die sich rühmen konnte, mit einer Steigung von 33,3 Prozent mehr als 140 Jahre über die steilste Eisenbahnhauptstrecke Europas zu verfügen. Diese Strecke führte von Erkrath nach Hochdahl. Darauf gehe ich einem extra Artikel noch genauer ein.
Kurgäste und die zahlreichen Arbeiter hatten natürlich auch das Bedürfnis, ihren Familien, Freunden und Bekannten aus der schönen Kurstadt zu schreiben, folgerichtig gab es 1842 die erste Postanstalt.
Aber die Zeiten als Kurstadt sind schon lange vorbei. 1870 versiegte die Heilquelle und das war’s dann mit der Kurstadt.
Bis zum 31. Mai 1898 gehörte Erkrath zur Landesbürgermeisterei Gerresheim. Einen Tag später hatte die Stadt eine eigene Bürgermeisterei, zu der nun Erkrath, Unterbach, Hochdahl und Bruchhausen gehörten.