myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

DDR 1989 – Aufstand gegen die kommunistischen Kader – Teil 4 (Zeitgeschichte)

Vor dreißig Jahren hatte es in der DDR eine Minderheit von wenigen Millionen Bürgern (von insgesamt etwa 17 Millionen Einwohnern) geschafft, eine Diktatur, einen von Verbrechern geführten Staat zu stürzen. Leider wird heute von unwissenden Politikern behauptet, „die DDR-Bürger“ (= es seien alle DDR-Bürger gewesen) hätten den Spuk des Kommunismus abgeschafft und die Wiedervereinigung herbeigeführt.

Es waren nicht ALLE Bürger der DDR, sondern eine Minderheit. Dies zeigen die Berichte, vor allem auch die Leserbriefe in der SED-Parteizeitung DAS VOLK, Erfurt, Ausgabe Eisenach und der SED-Parteizeitung "Der Motor", im VEB-Automobilwerk Eisenach.

Aus den Ausgaben von Anfang November 1989 heute einige Zitate aus der „Produktion“.
In den Leserbriefen kommt klar zum Ausdruck, weshalb die Wirtschaft der DDR kaputtgegangen ist, warum kein „West-Niveau“ erreicht werden konnte und letztlich der Staat bankrott war.

Zitate aus „Der Motor“, Organ der Parteileitung der SED im VEB-Automobilwerk Eisenach.

Report des Betriebsdirektors Dr. W. Liedtke:

Zu Anfang seines Schreibens die pflichtgemäße Darstellung, dass der Plan im Oktober 1989 wieder übererfüllt worden sei: „… per 31. Oktober 1989 übererfüllte IWP von 31 Millionen Mark und der 620 Pkw zusätzlich zum Plan …“ [Anm.: In der DDR wurde eigentlich immer der Plan übererfüllt, aber bei extrem vielen Artikel herrsche Mangel – für einen Wartburg betrug bis zuletzt die Wartezeit 13 Jahre]. Dann redete der Direktor Klartext:

Unter „Konsequenzen für Bummelanten“ schrieb Liedtke:

„In ungenügender Art und Weise erfolgt die Auseinandersetzung mit solchen Werktätigen, die unentschuldigt Tage bzw. Wochen der Arbeit fernbleiben. So sind z. B. im Monat September Werktätige aus unserem Betrieb in einer Größenordnung von 689 Tagen unentschuldigt der Arbeit ferngeblieben. Sieben Werktätige haben den ganzen Monat gefehlt. … Ich habe die Absicht, künftig die Namen von Bummelanten der Betriebszeitung „Der Motor“ zur Veröffentlichung zu übergeben. …“

Und unter „Arbeitszeit voll auslasten“ fügte er hinzu:

[Liedtke schreibt anfangs von Arbeitern, die es „mit der Auslastung der Arbeitszeit nicht so genau nehmen“, dann weiter:] „ … Beschämend ist es, dass diese Werktätigen dem Betriebswachpersonal frech und anmaßend gegenübertreten mit Äußerungen wie: „Sind wir denn hier im Knast?“ – „Arbeitet erst mal wie wir, ihr faulen Schweine!“ – „Wir haben unser Geld im Sack!“ – „Was wollt ihr von uns mit einem Durchgangsschein, unser Meister ist sowieso nicht da, und wenn wir wieder an den Arbeitsplatz zurückgehen, machen wir sowieso nichts mehr!“ – „Wir sitzen doch sowieso nur unsere Zeit ab!“

-------

In einem anderen Leserbrief schrieb ein Meister von VEB Robotron Erfurt:

„… Wo aber werden uns die Bremsklötze angelegt? Da fehlt es an Kontinuität bei den Zulieferungen. Mal fehlen die Schrittmotoren für unsere Schreibmaschinen, mal müssen wir ein Fahrzeug in den Thüringer Wald schicken, um ein paar Kisten Schrauben zu holen. Das darf nicht sein. … Das Ärgste war eine Lieferung mit Kassetten für Typenradscheiben: von 1.500 Stück waren ganz 300 brauchbar. … Auch technologische Mängel in der Produktion werfen uns zurück. Da gibt es moderne Technik, und gleich nebenan werden die Schrauben mit der Hand reingedreht wie zu Urgroßvaters Zeiten. …“

--------------------- 

Zurück zu Teil 3:

https://www.myheimat.de/erfurt/politik/ddr-1989-au...

  • Betriebsdirektor VEB-Robotron Erfurt in DAS VOLK
  • hochgeladen von Karl-Heinz Gimbel
  • Bild 2 / 3
  • SED-Betriebszeitung VEB-Automobilwerk Eisenach
  • hochgeladen von Karl-Heinz Gimbel
  • Bild 3 / 3

Weitere Beiträge zu den Themen

EisenachDDRVEB Automobilwerk EisenachErfurtAnno dazumalVermischtes -überregional-Der MotorDDR GeschichteStraßenbahn - einst und jetztNah & Fern1989

31 Kommentare

Per Zufall landete ich bei diesem widersprüchlichen Beitrag.
Auf die Reaktionen zu Tinas Kommentar bin ich mehr als gespannt.

@ Martina (Tina) Reichelt aus Bad Kösen | 16.11.2019 | 21:42

Dein Kommentar kann ich als Ossi voll nachvollziehen!
Er ist für mich authentisch und nicht "eingefärbt"!

Nur zur Klarstellung in die Diskussionsrunde, keiner will die DDR wieder zurückhaben, aber was "Realität war muss letztlich auch Realität bleiben".
Nur so ist eine faire Aufarbeitung zum Thema DDR möglich!

"Nur zur Klarstellung in die Diskussionsrunde, keiner will die DDR wieder zurückhaben, aber was "Realität war muss letztlich auch Realität bleiben".
Nur so ist eine faire Aufarbeitung zum Thema DDR möglich!"

So ist es, Joachim. Ich könnte viele Dinge berichten, die mich damals "aufgeregt" haben, die mir zuwider waren oder ganz platt gesagt, die "mich angekotzt" haben. Andererseits gab es auch Dinge, die mir ein schönes Leben ermöglicht haben.

So wird es, vermute ich, den meisten Menschen ergangen sein.

Wenn dann - egal in welchen Beiträgen - User hier öffentlich ihr (nicht vorhandenes) "Wissen" zum Besten geben, obwohl sie weder damals noch heute jemals einen Zipfel vom "Osten der Republik" gesehen haben, dann ist bei mir Schluss mit lustig.

Umkehrschluss: Ich war vor 1989 noch nie im Westen (logisch). Allerdings waren seit meiner frühesten Kindheit Westverwandte mindestens zweimal jährlich zu Besuch bei uns. Diese Verwandten kamen vor der Weihnachtszeit und um die Pfingstzeit herum zu uns. Das waren die Zeiten, in denen (vor Weihnachten) das erste und (vor Pfingsten) das letzte Mal geschlachtet wurde. Auf dem Nachhauseweg hatten diese Verwandten den halben Kofferraum voller Geschlachtetes.

Soll ich jetzt deshalb - und nur aus dieser Erfahrung heraus - alle "Wessis" über einen Kamm scheren? Nein, das tu ich nicht, denn damit würde ich Millionen von Menschen beleidigen.

Das, was ich von damals kenne, war eine Erfahrung mit Verwandten.

Ich habe nach dem Fall der Mauer - und zwar nicht gleich am 09.11., sondern später - wirklich ganz liebe Menschen kennenlernen dürfen - und zwar zum ersten Mal, als wir dann tatsächlich "nach drüben" gefahren sind. Und ja, wir haben "Begrüßungsgeld" bekommen, aber wir haben keinerlei Anzeigen - weder gleich noch später - in westdeutschen Zeitungen geschaltet, in denen wir auch nur irgendetwas umsonst haben wollten.

Die Leute, die wir nach unserem ersten "Grenzübertritt" damals (in einem McDonald) kennengelernt haben, waren Rentner, die in Sachsenhausen gewohnt haben. Wir hatten mit ihnen über viele Jahre hinweg einen sehr guten Kontakt und sie waren auch hier bei uns zu Besuch.

Ich hätte noch viel zu erzählen, aber das soll es erstmal gewesen sein.

Beteiligen Sie sich!

Hier können Sie nur eine begrenzte Anzahl an Kommentaren sehen. Auf unserer Webseite sehen Sie alle Kommentare und Ihnen stehen alle Funktionen zur Verfügung.

Zur Webseite

Themen der Woche

livePopRockmusik