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DDR 1989 – Aufstand gegen die kommunistischen Kader – Teil 2 (Zeitgeschichte)

In der DDR gärte es im Jahr 1989. Die normalen Bürger ließen sich nicht mehr alles gefallen. Die SED stand unter Druck. In meinem zweiten Bericht zeige ich auf, dass die Leser der kommunistischen Parteizeitung DAS VOLK (Erfurt) mit Leserbriefen die Scheinheiligkeit des SED-Systems angegriffen hatten.

Es gibt die Mär, dass im zaristischen Russland Potemkinsche Dörfer aufgebaut wurden (was von Forschern bestritten wird). Aber die DDR war im Aufbau Potemkinscher Dörfer meisterlich. Wenn offizieller Westbesuch stattfand (beispielsweise bei Kanzler Schmidt), dann wurden die normalen DDR-Bürger von der Straße entfernt. Überall wurden Parteikader aufgestellt und Stasi-Leute. Diese sollten die DDR-Wirklichkeit darstellen. Jedes Mal eine Posse.

Ein kleines Beispiel davon geben die Leserbriefe dreier Bürger in der SED-Parteizeitung DAS VOLK wieder. Sie berichten über ein am 28. Oktober 1989 in der Thüringenhalle Erfurt angesetztes Forum. Angeblich sollten die Bürger zu Wort kommen. Doch die Halle war vor dem angegebenen Einlass schon von gut organisierten und dorthin befohlenen Parteigenossen samt Stasi besetzt. Für normale Bürger war kein Platz mehr. Einen guten Eindruck dieser Potemkinschen Veranstaltung vermitteln die Leser in ihren Protestbriefen.

Zitat:

"Was sich am Sonnabend in und vor der Thüringenhalle abspielte, war einfach skandalös. In der Zeitung (DAS VOLK vom 22.10.1989) wurde offiziell für 9.00 Uhr eingeladen. Doch waren für die Bürger unserer Stadt die Tore längst verschlossen. Die Partei hatte ihre Genossen hinbestellt und so die Thringenhalle gefüllt. Tausende (und nicht wie fälschlicherweise behauptet 500 Bürger) aber waren ausgesperrt ... ..."

Dazu hatte die Redaktion sich erlaubt, in den Leserbrief hineinzuschreiben:

"Die Behauptung, die Thüringenhalle sei nur mit Genossen gefüllt gewesen, ist falsch. Die Redaktion."

(s. Foto: "Betrifft: Forum in der Thüringenhalle ...")

Dass die Partei noch lange nicht gewillt war, ihre Macht, gestützt durch Polizei und Stasi, abzugeben, wurde in mehreren Artikeln deutlich. Aber es gab Reaktionen. Zusätzlich zur Affäre mit dem Funktionär Nennstiel wurde bekannt, dass SED-Funktionäre „abberufen“ waren. Jeder konnte sich dabei die Gründe dafür denken.

Die Genossin Oberbürgermeisterin Seibert hatte die Quittung für das Aussperren der Bürger bei der Demonstration auf dem Domplatz bekommen. Sie war ausgepfiffen und mit Buhrufen bedacht worden - mit vollen Recht.

Der SED-Berichterstatter von DAS VOLK disqualifizierte  die Pfiffe in seinem Bericht von der Veranstaltung als unfair. Voll auf SED-Parteilinie getrimmt war für ihn klar: Die Partei hat immer Recht. Er wusste mit Sicherheit - wie alle Protestbürger auf dem Domplatz - weshalb die Bürger gegen Seibert gepfiffen hatten. Der Berichterstatter war aber nicht mehr als ein weiteres Rädchen im von der Stasi organisierten Unrechtstaat.

Hier zum Bericht 1:

https://www.myheimat.de/erfurt/politik/ddr-1989-de...

Hier weiter zum Bericht 3:

https://www.myheimat.de/erfurt/politik/ddr-1989-au...

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2 Kommentare

Manchmal frage ich mich, was waren das damals für Leute - Parteifunktionäre, linientreue Genossen, Stasi-Mitarbeiter, IM -, die sich klaglos von der SED hatten einspannen lassen?

Ein Beispiel - ich hoffe, es war die große Ausnahme:

Vielleicht hatte ich einige von ihnen später auf einer Reise nach Südamerika kennengelernt. Wir waren eine Kleingruppe von sieben Personen, darunter vier ehem. DDR-Bürger. Die DDR war für diese Familie immer noch Vorbild: "Heute" müssten ihre Kinder in der Schule die Buntstifte selbst bezahlen. Das war früher besser ("bei uns in der DDR" = umsonst).

Aber die Mutter hatte am Vormittag erzählt, dass sie "ihren Tee" nur in London kaufen würde, nicht zu Hause. Und übrigens waren sie in dem gleichen Jahr schon in Alaska und in Neuseeland gewesen. Auf der Südamerika-Tour hatten sie alle Extras, die zusätzlich Geld gekostet hatten, mitgemacht, u. a. eine eintätige Flugreise von Quito in die Amazonas-Ebene. Diese kostete pro Person etwa 1.000 Euro zusätzlich. Leider war dies für mich nicht leistbar. Sollte ich etwa neidisch sein?

Damals hatte ich daraus abgelesen, dass wohl viele der ehem. DDR-Bürger, die als SED-Kader ihre Privilegien hatten, sich auch in der neuen Umgebung bestens hatten einrichten können. Das Westgeld, das ihnen geschenkt wurde, hatte es möglich gemacht.

Undank ist der Welt Lohn. Diejenigen, die den Umbruch erkämpft hatten, sind wohl oft leer ausgegangen.

-- ja, ganz informativer Beitrag...

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