Feuerwehr – Einsatz im Bundle Paket !?
Eines Morgens wachte ich auf und bemerkte eine starke Rauchentwicklung.
„Es brennt, “ war mein erster Gedanke. Ich rief sofort die Feuerwehr unter der neuen Servicerufnummer 123 an. Von dort meldete sich eine sympathische Computerstimme:
„Dieser Anruf kostet Sie nur 49 Cent pro Minute aus dem Festnetz. Aus dem Mobilfunknetz deutlich mehr. „
„Was können wir für Sie tun? Sollen wir Ihre Katze vom Baum retten? So drücken sie bitte die Eins.“
„Wünschen Sie die Ausräucherung eines Wespennestes? So drücken Sie bitte die Zwei.“
Mittlerweile hatte sich das Feuer durch die Holzmaserung der Tür gefressen und griff auf die Tapete über.
„Möchten Sie, dass wir Ölspuren aus Ihrer Garage entfernen? So drücken Sie bitte die Drei.“
Gerade fiel der Lampenschirm brennend auf den Teppich, der sofort lichterloh in Brand geriet.
Derweil erklingt die Computerstimme unerbittlich: „Wenn Sie ………. drücken ………. Acht.“
Nun erreichten die Flammen die Gardinen und den darunter liegenden Fernseher.
Computerstimme: „Sie können auch …….. dann ……….drücken ……… Achtundvierzig.“
Nachdem wir eine halbe Stunde später an der dreiundneunzig angelangt waren, konnte ich mich zu einem Service Mitarbeiter durchstellen lassen.
„Service Hotline der Feuerwehr. Was kann ich für Sie tun?“
„Bei mir brennt es!“
„Parterre? Obergeschoss? Ein- oder mehrere Zimmer?“
„Ist das jetzt wichtig?“
„Wir müssen wissen, mit wie viel Personen und mit welcher Ausrüstung wir zu Ihnen kommen sollen.“
Mittlerweile implodierte der Fernseher und entzündete die Polstersitzgruppe.
„Wenn Sie im Obergeschoss wohnen, müssen wir die Drehleiter mitnehmen. Die ist aufpreispflichtig.“
„Am besten nehmen Sie unser komplettes "Hausbrand All Inclusive Angebot". Das wird immer gern genommen. Da schnüre ich Ihnen mal ein Bundle – Paket.“
„Darin sind Drehleiter, ein Sprungtuch und Gratisaufkleber bereits enthalten. Hierbei entfallen auch die Anfahrtskosten.“
„Wird das nicht zu teuer?“
„ Vielleicht sollte ich bei einem anderen Anbieter erst die Preise vergleichen.“
„Das können Sie gerne tun, aber bedenken Sie: Qualität hat ihren Preis. Wir benutzen kalkfreies Löschwasser mit Pflegezusätzen. Sie müssen schließlich auch an Ihre Möbel und Teppiche denken.“
„Darüber hinaus versuchen wir mit viel Kundennähe, Flexibilität und persönlicher Betreuung vor Ort unseren anspruchsvollen Kunden gerecht zu werden.“
Zwischenzeitlich zersprangen die Fenstergläser vor Hitze und die Rauchentwicklung wurde immer unerträglicher.
„Geht es nicht etwas günstiger?“
„Aktuell haben wir Aktionswochen zum Keller leerpumpen. Sie zahlen lediglich den halben Preis.“
„Sollte sich momentan kein Wasser im Keller befinden, bekommen Sie noch zehn Prozent Rabatt obendrauf.“
„Das ist ja geradezu ein Schnäppchen, dabei spare ich eine ganze Menge.
Wissen Sie was?
Streichen Sie den Brandeinsatz. Ich bestelle hiermit einmal Keller leerpumpen. Das nächste Unwetter kommt bestimmt.“
Und dann wachte ich auf aus diesem Alptraum. Oder war das etwa ein Blick in die Zukunft?
Vielleicht hätte ich doch nicht den Artikel aus der WLZ vom 20.07.2011 lesen sollen.
Dort war zu lesen:
- Was kostet Einsatz der Feuerwehr?
- Freiwillig aber nicht Gratis!
- 68 kostenpflichtige Einsätze fuhr die Feuerwehr 2010 und stellte sie in Rechnung.
- Es wurde die Frage aufgeworfen, wie viel kostet ein Einsatz und wer bezahlt?
P.S.
Natürlich ist meine Geschichte völlig überzogen. Es war ja auch ein Alptraum.
Bei Bränden und Notfällen übernimmt in der Regel nach wie vor die Stadt/Gemeinde die Kosten.
Beim Keller leerpumpen gibt es allerdings regionale Unterschiede.
Da sollte man vielleicht doch die "Service – Hotline" in Anspruch nehmen.
Eventuell gibt es gerade wieder Aktionswochen ;-)
Hallo Christiane,
Danke für Deinen Kommentar.
Einiges in der Geschichte ist fast schon zu realistisch.
Um z.B. den Hausarzt – Bereitschaftsdienst am Wochenende in Anspruch zu nehmen, muss man ein Callcenter in Duisburg anrufen (14 Cent/Min.).
Die vermitteln dann zur nächsten Notfallpraxis.
Vollgelaufene Keller werden regional wirklich unterschiedlich behandelt. Da haben wir schon selber Erfahrungen gesammelt, und nun eine eigene Tauchpumpe und viele Eimer für den nächsten Notfall bereitgestellt.
Viele Grüße noch.