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Mithras - vom Untergang einer Sonne

Der Hohepriester zerschlug mit dem kupfernen Messer die auf dem Steintisch liegenden Fleischstücke in kleinere Portionen. Dem Feuer sollten sie übergeben werden und da hier im Norden Persiens die Bäume mittlerweile schon sehr rar über die Weiten der kahlen Berghänge verteilt waren, musste man freilich Holz sparen. Aus diesem Grunde und weil es Ihnen so für den Erhalt des Lebens sinnvoll erschien, bestatteten die Anhänger des Zoroaster gleich im Dorf hinter den Hügeln Ihre Toten, indem sie die Leichname zerstückelt den aasfressenden Himmelsgeschöpfen auf großen Plattformen zum Frass vorwarfen. Diese Ketzer!
Nicht so aber die Angehörigen der neuen Mithras-religion, die hier im 5. Jahrtausend vor dem Anbruch der neuen Zeitrechnung hier im östlichen Vorgebirge lebten.
Mithras, der Himmelsstier, dessen über den Hörnern getragene Sonnenscheibe man jeden Tag von Neuem über den Himmel wandern sah, legte sich jeden Abend im Westen zur Ruhe. Während sein Opferblut, welches er zur Erneuerung der Kräfte der Erde schon millionenfach immer wieder vergossen hatte, die Hänge der kahlen Berge tränkte, verkohlte sein Fleisch weit drüben am Horizont entzündet von der glühend heißen Scheibe, die er mit sich trug, bis dann nichts mehr blieb, außer den paar bleichen Knochen, die sich an den Spitzen der hohen Gebirgszinnen , gleißend weiß vorm Dunkel der Nacht abhoben. Morgen würde ein neuer jugendlicher Stier die Sonnenscheibe im Osten wieder aufnehmen und den Zyklus zum wiederholten Male vollenden. Mithras gab sein Leben im Feuer für die Erneuerung des Lebens . Wollten die Menschen , so wie er in die ewige Wiederauferstehung ein bezogen werden, konnten Sie nur durch eine vollständige Verbrennung des alten Körpers wieder vom Todesschlaf erwachen. Das schien gewiss. So legte der Bestatter denn die dünnen rohen Fleischstücke, die an den zerbrechlich wirkenden Knochen des Verstorbenen noch zu finden waren, auf den kleinen Scheiterhaufen aus trockenen Ästen und getrocknetem Gras, um dem Toten die Wiederauferstehung zu ermöglichen.
Welch überzeugende Kraft muß diese so logisch klingende Religion inne gehabt haben, daß Ihr Kult, der Stierkult, in so unterschiedlichen Formen aus dem fernen Persien über Mesopotamien, das Reich der Hethiter und Ägypter (Apis) und die Reiche der vorbiblischen Juden(goldene Kalb) und die Schwarzmeerkulturen in den Mittelmeer raum (Knossos, Megalthkulturen) gelangten. Oder war er dort ( Catal Hüyük etc.) evtl sogar schon gleichzeitig mit dem alten Persien verbreitet gewesen?
Die Religion hatte sich allerdings mächtig gewandelt. Aus einem Sonnenkult-Feuerkult war ein Stierkult geworden, dessen Taufen zunächst im Blut des Opferstiers schließlich aber im Wasser heiliger Quellen und Flüsse (z.B. Täufer Johannes im Jordan) vollzogen wurden. Aus einem weltweit verbreiteten Staatskult war ein Mysterienkult geworden, der obwohl weit verbreitet doch eher im Verborgenen abgehalten wurde. Die Kulträume verschwanden in der Erde, die als weibliche Göttin aus Urreligionen entlehnt mit den Elementen Wasser und fester Materie, bald zum ergänzenden Gegenpol zum Feuer-Luft-Mithras geworden war. Schließlich und endlich wird auch noch Apoll als Sol invictus zunächst quasi als Incarnation des sonnentragenden Mithrasstieres ein bezogen und später im Christentum dann als Symbol Christi umgedeutet. So weit sind wir aber nun wirklich noch nicht.
Besonders beliebt war der neue Mithraskult, dann bei den Römern, im Besonderen den Soldaten, die in der Auseinandersetzung mit Germanen und Barbaren im nördlichen Alpenvorland immer wieder getötet wurden. Nur wer als Soldat entweder völlig skrupellos ist oder durch eine Wiederauferstehungsreligion gefestigt wird, hat die Kraft sich in Schlachten zu stürzen , deren Ausgang fraglos oft auch den sicheren Tod gebracht hat. Gefährlich daran, war allerdings für die Bürger Roms und den Senat, daß Soldaten, die die Angst vor dem Tod verloren haben , auch keinerlei Angst vor Strafe haben. Wurden die als Kriegslohn versprochene Ländereien oder Geldprämien nicht aus bezahlt, was oft der Fall war, drohte ein Überfall des Heeres in Rom.
Hierarchische Ordnung war hierbei nicht nur ein Zeichen der guten Heerführung in Germanien, sondern die obersten Feldherren waren gleichzeitig auch die obersten Priester des Kultes.
Mit dieser Angst vor gewaltsamer Inbesitznahme Roms durch eigene Truppen war dann 300 n. Christi Geburt aber endlich Schluss. Wen wundert es , dass einem Konstantin ein die andere Backe auch noch hinhaltender Christ mit seiner vom Mithraskult und dem jüdischen Glauben abgeleiteten Glaubensrichtung allemal lieber war als eine marodierende Horde von ursprünglichen Mithras- Söldnern und fremdländischen Haudegen.
Machen wir den Zeitsprung in die Jetztzeit.
Bekannt ist, dass ja schon in Kreta Stiergeschicklichkeitsspiele abgehalten wurde. Bekannt ist auch der Bezug des Stierkultes bis zum spanischen und südfranzösischem Stierkampf.
Unbekannt dagegen die Tatsache unter vielen Touristen der Augsburger Region, dass wir eines der am besten renovierten alten römischen Mithräen( unterirdisches Heiligtum) im Friedhof von Königsbrunn besichtigen können. http://www.koenigsbrunn.de/index.php?id=0,88
Ein anderes wurde unweit von Schongau in eine frühe christliche Kirche integriert. Eine Zerstörung oder besser noch eine christliche Bebauung machte ja viele alte Heidenkultstätten unbrauchbar.( So auch in Diedorf das alte Quellenheiligtum, das zur Mariengrotte umgedeutet wurde) Auch der Tempel des Sol invictus in Lauingen gibt, wenngleich bis auf die Grundmauern zerstört noch einen lebhaften Überblick.

  • Der Mithrasstein aus Sterzing(farbl. rekonstruiert): Der späte Stierkult : Der starke alte Mithrasstier wird geopfert, sein Blut der Mutter Erde geschenkt. Ein junger Stier wird im nächsten Jahr gewählt und dann als Opferstier wiederum sein Leben lassen.
  • hochgeladen von Maskenmuseum Michael Stöhr
  • Bild 2 / 3

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