Bauschutt-Bauen mit der Natur (3) : so wird es gemacht!
Wohin mit dem Bauschutt ???
Haufenweise ist er bei der Renovierung meines alten Bauernhauses mit der Erweiterung der kleinen Wohnstuben, beim Öffnen der Wände für Türen und Fenster angefallen, ebenso im Maskenmuseum in Diedorf: Teure Entsorgungskosten drohen!
Der Hof soll befahrbar werden, bald kommt der große Bagger, der hinten im Garten ein tiefes Schwimmbad ausheben soll. Es regnet immer wieder, das weiche glitschige Erdreich ist mit schwerem Gerät wohl nicht befahrbar. Die Häufen an Bauschutt sind zudem im Weg.
Das Hofpflaster
keine Zeit für große ästhetische Überlegungen und aufwendige Verlege-arbeiten teurer Natursteine: dann einfach dick Beton über die Fahrflächen und trocknen lassen?..... Nein, natürlich nicht!
Große Bauschutt-brocken kommen auf die Seite oder werden noch kleiner geklopft, mittelgroße werden feucht gemacht.Alles Kleine kommt gemischt mit dem Rest an regulärem Betonkies und Maurersand nach und nach in den kleinen Betonmischer, Zement und Wasser dazu, ein paar Drehungen zusammen gemischt und dann mit dem Schubkarren mitten hinein in Schicht von circa 10cm in die geplante Einfahrt des Hofes. Karren für Karren mehrere Stunden täglich .
Die vorgewässerten mittelgroßen Bauschuttbrocken bis 10 cm Größe lege ich zuvor aus und gieße die Mischung aus der Trommel einfach darüber und stampfe sie mit den Füßen fest.
Die große Fläche soll nicht langweilig und trostlos werden: Ich habe aus der Rasenfläche des Gartens mit dem Spaten circa 8-10 cm breite, ebenso hohe und möglichst lange Streifen ausgestochen und als Umrandung für die Beton-bauschutt-brühe in unregelmässiger Formen wie bei den Fugen von großen Natursteinplatten hintereinander ausgelegt und etwas im Grund festgetreten.
Bevor die Bauschuttmischung trocknet, mische ich mir aus Verputzsand und weissem Zement eine feinere Brühe und verstreiche diese mit der Kelle grob und derb über der Plattenoberfläche. Die Oberfläche variiert dabei unregelmässigim Farbton von Weiss nach Grau, fast schon wie heller Marmor.
Wenn alles dann ein ein, zwei Tage getrocknet ist, löse ich mir ockerfarbiges Eisenchloridsalz in mittlerer Konzentration in einem Einmachglas oder einer flachen Malerschale. Aus dem Schlauch verteile ich ein bisschen Wassernebel über die Steinplatten. Mit einem großen Malerpinsel verspritze ich die Eisenchloridlösung über die leicht gefeuchteten Steine wie der Pastor beim Segnen. Auch ein paar Pinselfahrer Eisenchlorid schaffen Akzente wie geschichteter Stein.
Die eher konzentrierte gelborange Lösung verliert sich heller werdend auf den feuchteren Partien. Eisenchlorid dringt in die Platten tiefer ein und bildet mit dem Kalk im Zement wasserfestes Eisencarbonat . Es kristallisiert gelbrot in Landschaftsformen wie von Moosen und Büschen so wie auch wie im Solnhofer Plattenkalk.
Nun nach dreissig Jahren hat sich die Oberfläche der "Bauschutt"-natursteine natürlich durch unsere Autos langsam auch schon ziemlich abgeschliffen. Eisenchlorid kann man zur Not allerdings auch auf festem Stein immer wieder mal auftragen. Es gibt dem grauen langweiligen Grund eine warme Farbtönung wie in der Mittags- oder Abendsonne.
Die Mauern im Garten
Immer ist noch massig Bauschutt da. Vor allem die großen Brocken müssen noch weg. warum nicht einfach Stütz- und Grenzmauern bauen?
Das Gelände ist abschüssig uns so könnten mehrere plane Terrassen entstehen.
Immer wieder bleiben mir am Abend nach dem Verputzen wieder kleinere Mengen Mörtel über, Trocknen lassen, das gäbe ja neuen Bauschutt,
Für die Mauern habe ich mir aus der Alb einige echte Natursteine mitgebracht und ein paar besonders schöne mit Abdrücken von versteinerten Tieren. Wenn ich diese, gut vorher eingeölt, als Formen für Mörtel- oder Betonreste nehme, multiplizieren sich meine Schätze. Von jedem positiven Abdruck kann beim nächsten Mal wieder ein negativer Abdruck erzeugt werden, fast wie das Original und das geht immer so weiter.
Große Meeresschnecken und Muscheln oder Ähnliches kann ich ja auch in die Batzen an Lehm hineindrücken , die ich beim Ausheben im Garten von unten herausgeholt habe. Auch so kann ich weiche, fast flüssige Betonreste in Form bringen.
Auch mit Masken und anderen Dingen lassen sich Lehmabdrücke gewinnen und mit flüssigerem Beton füllen.
Jetzt sind genug künstliche Steine entstanden und ich kann zwischen zwei Schalungstafeln ein Mäuerchen hochmauern. Beton anstelle von Mörtel macht die Mauer später stabiler. Ich spare sehr mit Zement (1:7, max. 1:6 Zement im Verhältnis zu Bauschutt bzw. Betonkies) Ritzen und Durchbrüche in der Mauer werden Tieren und Pflanzen Versteck und Wurzelplatz geben. Übrig gebliebene auf Mauerstärke zugesägte Pappröhren von der Teppichverlegefirma oder dem Baumarkt sparen viel Steinmaterial und schaffen Durchblicke. Halbseitig oder beidseitig mit einem kleinen frei gelassenen Loch später zugemauert habe ich Wohnhöhlen für Höhlenbrüter oder Eidechsen. Außer mit rundem Querschnitt kann ich die kurzen Stücke auch durch Draufhupfen verformen.
Sind die Schaltafeln nach dem leichten Antrocknen nach einem Tag dann entfernt, kann ich überschüssiges Betonmaterial in den vorstehenden Fugen heraus kratzen , mit weissem Zementmörtel und Eisenchlorid dann auch wahre " Naturwunder" schaffen. Bevor das Mäuerchen ganz trocken ist rühre ich in einem Eimer Wasser mit Erde zu einem sehr flüssigen Brei und bewerfe wie beim Vorverputzen mit der Kelle oder Hand die gesamte Mauer. Die Erde wird sich in den Fugen und kleinen Unebenheiten halten und später Moosen und anderen Pflanzen Halt geben .
Schaut selber, wie unglaublich natürlich das wirkt!
Im Gegensatz zu einer Vollbetonmauer mit einem übertrieben hohen Zementanteil ( normal 1:5) gilt auch: Mit ein paar Hammerschlägen mit dem Fäustel lässt sich das ganze auch wieder Block für Block abreisen. Risse im Mauerwerk durch den Druck von Wurzeln, die bei Stützmauern vielleicht dahinter größer werden, sind nicht wirklich störend. Alles nur Natur, oder?
Jetzt warten wir nur noch auf die Fotos von all diesen Mühen,
damit wir uns auch am Ergebnis erfreuen können !!