Balkan oder Balkonien gefällig? Federzeichnungen von Walter Stöhr
Heimat oder Fremde?
"Heimat und Fremde - eine Ausstellung im Haus der Kulturen Diedorf bei Augsburg ab 1. Mai 2017"!
Wer wie der Kunstlehrer Walter Stöhr vom Lehrerberuf (am Sankt-Anna-Gymnasium in Augsburg) in die Rente hinüber wechselt, hat so möchte man meinen, am Anfang sicher noch allzu viel ungewohnte Zeit, die einigermassen sinnvoll zu füllen wäre. Weit gefehlt! Nicht nur, dass er zusammen mit seiner Frau bis ins Alter von über Neunzig noch ein eigenes Häuschen mit großem Garten fast allein bewirtschaftete, nein er konnte vom Pädagogischen und der Kunst doch nicht ganz lassen und stellte sich bei VHS und lokalen Kulturvermittlern und Reiseunternehmen in Augsburg und Umgebung gerne zur Verfügung um seine interessierten Zuschauer durch die örtliche und die ferne Kunstgeschichte zu begleiten.Seine mit viel Diamaterial aber ganz ohne den modernen Schnickschnack von multimedialem Showeffekt gehaltenen Vorträge und Vorlesungen waren immer egal wo bis auf den letzten Platz belegt. Manche Reisebegleitung musste er mehrfach hintereinander abhalten, was ihm tatsächlich nie so gant behagte, weil er immer spontan und lebendig sein wollte. Er war ein brillanter Unterhalter und mitfühlender Reiseaktivator auch ganz ohne moderne Technik. So gab er allen Mitreisenden zum Nachvollziehen der kleinen und großen Reisen am Schluss noch ein handschriftlich gestaltetes mitlerweile schon fotokopiertes Blatt in die Hände, das aber mit vielen Skizzen den dargestellten Stoff im altbewährten Vervielfältigungsverfahren der Wachsmatritze mit reinen Linien nachempfunden war. Seine in bewährter Schulmeistermanie ausgeführten aufs Wesentlichste konzentrierten Merkblätter waren dabei aber auch ganz witzig und fanden begehrten Absatz. Um Vorträge und Reisen vorzubereiten war er dabei mit alter Leica-kamera, Belichtungsmesser und seinem Skizzenblock schon vorher immer gleich ein paarmal an Ort und Stelle gewesen. Während das Warten mit der Kamera auf genügend und richtige Beleuchtung heute unvorstellbar lange Zeit gebraucht hatte, musste er sich, oft mit qäckendem Sohneman im Arm und ungeduldiger Gattin im Auto vor den altehrwürdigen Gebäuden, beim Skizzieren einiger Details unheimlich sputen und so gelang es ihm als Eidetiker oft innerhalb von 10 Minuten eine aussagekräftige federzeichnung in den kleinen postkartengroßen Block zu bringen.
Seine über 50 Skizzenblöcke kommen jetzt 11 Jahre nach seinem Tod im Haus der Kulturen in Diedorf bei Augsburg mit einer Verissage am 1. Mai zur Ausstellung.
Vernissage um 11.00 Uhr mit vielen zusätzlichen Attraktionen und Künstlerfest.