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Interview mit Diedorfs Bürgermeister Peter Högg
Als der Deich brach, war Land unter in Anhausen

  • Überflutung der B300 am Anhauser Bach.
  • Foto: Michael Högg
  • hochgeladen von Florian Handl

Durch den Bruch des Dammes bei den Burgwalder Weihern, während der Flutkatastrophe 2024, wurde Diedorf zu einem Hotspot für die Einsätze der Rettungskräfte und der deutschlandweiten medialen Berichterstattung. Wir sprachen ein paar Tage nach dem Rückgang der Pegelstände mit Diedorfs 1. Bürgermeister Peter Högg über die Ereignisse.

myheimat: Sehr geehrter Herr Bürgermeister Peter Högg, hinter Ihnen liegen ein paar anstrengende Tage. Hatten Sie schon Gelegenheit zum Durchschnaufen?
Bürgermeister Peter Högg: In keinster Weise. Seit dem der Katastrophenalarm ausgerufen wurde war Schlaf immer nur stundenweise möglich.

myheimat: Wann haben Sie erfahren, dass da etwas auf Diedorf zukommt und was waren die ersten Maßnahmen?
Bürgermeister Högg: Am Freitagabend wurden wir vom Landrat Martin Sailer informiert das mit Hochwasser zu rechnen ist. Daraufhin habe ich Kontakt mit dem Kommandanten der Feuerwehr aufgenommen und diesen über die Lage informiert. In der Folge wurde eine regelmäßige Kontrolle der Pegelstände sowie eine Überwachung der kritischen Stellen initiiert.

myheimat: Wann wurden die Maßnahmen verschärft?
Bürgermeister Högg: In der Nacht stiegen die Pegel an der Schmutter und am Anhauser Bach langsam aber beständig an. Deswegen wurden alle Feuerwehreinsatzkräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Am Samstagvormittag ging es dann richtig los. Besonders am Anhauser Bach wurde die Lage immer kritischer. Zuerst wurden deswegen die Anwohner in der Bachstraße, die unmittelbar neben dem Anhauser Bach liegt, aufgefordert ihre Häuser zu verlassen. Später wurde aus der Aufforderung eine Anweisung zum Verlassen der Häuser. Die Evakuierung wurde eingeleitet. Das war noch vor dem Bruch des Dammes bei Burgwalden.

myheimat: Und dann ist Damm beim Tannetweiher bei Burgwalden gebrochen...
Bürgermeister Högg: Samstagmittag ist der Deich bei den Burgwalder Weihern, genauer am Tannetweiher, gebrochen. In der Folge ergossen sich die Flutmassen in das Anhauser Tal. Die B300 wurde mindestens einen 3/4 Meter hoch überflutet und musste für den Verkehr gesperrt werden. Weitere Bürgerinnen und Bürger im Diedorfer Ortsteil Anhausen zwischen Adelgundisstraße, Bachstraße, Mühlenstraße und Leitershofer Straße sowie in Diedorf zwischen Nebelhornstraße und Müllerweg mussten evakuiert werden.

myheimat: Nachdem Deichbruch blickte ganz Deutschland auf Diedorf.
Bürgermeister Högg: Von den ganzen Fernseh- und Radioteams habe ich relativ wenig gemerkt. Wir waren zu beschäftigt die Einsätze zu koordinieren. Zwischendrin waren dann auch Ministerpräsident Markus Söder und Landrat Martin Sailer vor Ort und haben sich erkundigt was gebraucht wird.

Wasserwirtschaftsamt überprüft Ursachen für Deichbruch

myheimat: Wie konnte es überhaupt zu dem Dammbruch bei den Burgwalder Weihern kommen?
Bürgermeister Högg: Das Wasserwirtschaftsamt wird ein Gutachten erstellen zu den Ursachen und klären, ob die Dammbauwerke marode waren oder ob die aufgeweichte Erde im Zusammenspiel mit den Wassermassen verantwortlich sind.

myheimat: Durch Diedorf fließt auch die Schmutter, die weiter flussabwärts in Nordendorf für schwere Überschwemmungen gesorgt hat. Gab es auch an diesem Fluss Überschwemmungen?
Bürgermeister Högg: Die Schmutter hat in Diedorf viel Raum und ein breites Tal. So konnten sich das Wasser breit verteilen. Unterhalb von Diedorf, wo sich der Anhauser Bach in die Schmutter ergoss, kam es zu Rückstauungen und dadurch zu Überflutungen im Bereich des Unterdorfes, der Schmutterstraße und entlang der Bahnlinie. Hier gab es zwar vollgelaufene Keller, aber es waren keine Evakuierungen nötig.

myheimat: Gibt es angesichts der Katastrophe auch positives zu Vermelden?
Bürgermeister Högg: Vor allem anderen positiv ist, dass wir keine Toten zu beklagen haben. Anders als bei früheren Hochwassern in Diedorf. Die nach den Hochwasserkatastrophen der letzten Jahrzehnte errichteten Dammbauwerke am Engelshofer Bach und am Lettenbach haben sich bewährt. Beide Rückhaltebecken sind vollgelaufen und halfen so die Wassermassen aus den bewohnten Bereichen fernzuhalten. Am Lettenbach wird derzeit ein weiteres Dammbauwerk errichtet. Bereits das in Bau befindliche Dannwerk hat mitgeholfen das Wasser zurückzuhalten. Ohne den Deichbruch in Burgwalden, wären wir noch viel besser durchgekommen.

Sehr gut funktioniert hat auch der Katastrophenschutz. Die Informationen zur aktuellen Lage aus dem Landratsamt haben uns sehr geholfen damit wir agieren und nicht nur reagieren konnten.

Absolut großartig waren die Einsatzbereitschaft der privaten Helfer aus der Bürgerschaft, der ehrenamtlichen und der Einsatzkräfte. Die freiwilligen Helfer der Feuerwehren aus den Diedorfer Ortsteilen wurden verstärkt von den Kameraden und Kameradinnen aus Ustersbach, Deuringen und Kutzenhausen. Wir hatten sogar eine THW Truppe aus Traunstein hier. Ohne diesen tollen gesellschaftlichen Zusammenhalt wäre es nicht gegangen. Danke, im Namen aller Diedorferinnen und Diedorfer für Ihr Engagement.

Das Interview führte Florian Handl

  • Überflutung der B300 am Anhauser Bach.
  • Foto: Michael Högg
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  • Dammbauwerk Engelshofer Bach
  • Foto: Anna Röder
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  • Dammbauwerk Engelshofer Bach
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  • Dammbauwerk Engelshofer Bach
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