Freibeuter der Meere ankern in Schwerin
Die gefeierte Shanty-Pop-Gruppe SANTIANO macht heute, am 4. Dezember 2018, Station in der Sport- und Kongresshalle
„Seemann, weit bist du gefahren", „Junge, komm bald wieder“. Es gab eine Zeit, da wurde der Deutsche Schlager von romantischen Seemannsliedern dominiert. Freddy Quinn verkaufte als "singender Seemann" seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts über 60 Millionen Schallplatten. Seine Interpretation von „La Paloma“ wurde im Jahr 2003 von den Deutschen sogar zum „Jahrhundert-Hit der Deutschen“ gewählt. Eine nostalgische Wahl, denn Lieder von der Sehnsucht nach der Ferne und dem weiten, wilden Meer waren da längst aus den deutschen Hitparaden verschwunden. Erst unser Jahrzehnt brachte eine Rückbesinnung. Mit Helene Fischer brachte eine frische, ungekrönte Königin den Schlager zurück in die Spitze der Pop-Charts. Und eine Gruppe aus Schleswig-Holstein sorgte dafür, dass auch der Shanty-Gesang von Zehntausenden wiederentdeckt wurde. SANTIANO heißt diese Band, die einen echten Coup landete. Denn in der schnelllebigen Unterhaltungsbranche hatte mit dem überraschenden Comeback der Seemannslieder keiner der hochdotierten Experten ernsthaft gerechnet.
"Aber manchmal geschehen einfach noch Zeichen und Wunder,", sagt Timsen Hinrichsen. Er gehört zu den singenden Seemännern von SANTIANO und staunt noch immer über die Riesen-Erfolgswelle, die seine Band da entfacht hat: "Zum Glück sind wir alle schon etwas älter, erfahrener und gesetzter. Wären wir erst zwanzig, hätte uns der Erfolg glatt überrollt. Auf der Bühne stehe ich seit meinem 14. Lebensjahr. Den ersten öffentlichen Auftritt hatte ich 1979 mit der Band Rockcandy in Rendsburg in der Musikkneipe Der Maulwurf. In der Band spielte auch mein ältester Bruder Jens. Meine erste eigene Band gründete ich dann als Gitarrist und Sänger im Alter von 15 Jahren." Auch Timsen Hinrichsens heutige Kollegen haben früh mit der Live-Musik angefangen. SANTIANO wurde in Schleswig-Holstein von erfahrenen Musikern und Produzenten gegründet, mixte traditionelle Volkslieder, Schlager, Irish Folk und Seemannslieder zu einer schmackhaften und stimmungsträchtigen Melange. Ihr Bandname stammt vom gleichnamigen Shanty "Santiano", einem Lied, das der französische Sänger Hugues Aufray von den Highwaymen übernahm und im Jahr 1961 zu einem Hit in seinem Heimatland machte. Der in Flensburg ansässige, unabhängige Musik-Produzent Hartmut Krech hatte den richtigen Riecher, schmiedete eine Kooperation mit den medialen Riesen Universal Music und ProSiebenSat.1 Media, die das von ihm produzierte Debüt-Album "Bis ans Ende der Welt" medial unterstützten. SANTIANO erreichten im Jahr 2012 überraschend Platz 1 der deutschen Albumcharts. Noch glaubte niemand, dass der Erfolg anhalten sollte. Aber auch das Nachfolge-Album „Mit den Gezeiten“ ging wieder auf Nummer eins in den Charts. "Die Lyrics der SANTIANO-Lieder sind einprägend und laden zum Mitsingen und Mitschunkeln ein!", schwärmte eine große Boulevard-Zeitung. Die "Männer mit den Seemannsbärten" aus dem Flensburger Raum gingen von da an durch die Decke. 2013 war ihr Jahr. SANTIANO gewannen den Musikpreis ECHO in der Kategorie "Volkstümlicher Schlager", verwiesen den Favoriten Andreas Gabalier auf die Plätze. Ein Engagement als Vorband bei Helene Fischers "Sommer-Event" sorgte für einen weiteren Popularitätsschub beim breiten Schlager-Publikum. Timsen Hinrichsen, der auf seiner eigenen Webseite mehrere Band-Projekte vereint, hat mittlerweile nur noch Zeit für SANTIANO. Die Zeiten, als er mit seinem Bruder Lui als plattdeutsches Duo "Am leevsten live Leeder vun de See" auf Stadtfesten in Lübeck, Schwerin oder Bützow zum besten gab, sind vorbei.
Ob die singenden Seemänner von SANTIANO nun beim Heavy-Metal-Festival in Wacken auftreten oder am Vorentscheid zum Eurovision Song Contest teilnehmen - mediale Aufmerksamkeit ist ihnen immer sicher. "Wir sind alle lange genug dabei und freuen uns immer wieder riesig, vor so einer großen Zuschauermenge zu spielen. Lautstarker Applaus, der Ruf nach Zugaben, was kann es Schöneres für einen Musiker geben?" fragt sich Timsen Hinrichsen. Er und seine Kollegen genießen ihre Popularität und ackern gewaltig, dass das so bleibt. "Unser Ziel war es, das Seemannslied durch die Vermischung mit Irish Folk, plattdeutschen Volksliedern, Schlager, Pop und Rock ins 21. Jahrhundert zu katapultieren,“, erklärt Timsen Hinrichsen. Bisher sind keinerlei Ermüdungserscheinungen zu bemerken. Das werden die Fans in MV auch erleben, wenn die Band am 4. Dezember 2018 Station in der Schweriner Sport- und Kongresshalle macht. Dann heißt es wieder: AHOI SANTIANO!