Ein erstaunliches Haus: „Das Neustädtische Palais“
Das Bild einer Stadt wird geprägt durch viele Gebäude, die durch die Epochen der Geschichte geformt wurden. Ein solches Haus ist beispielsweise das Neustädtische Palais in der Puschkinstraße der Schelfstadt.
Hofbaumeister Johann Joachim Busch ließ das Gebäude von 1779 bis 1782 als Wohnsitz der Herzoginnen in Form einer dreiflügligen Anlage errichten. Während der Bauarbeiten am Schloss in den Jahren von 1845 bis 1857 residierte Großherzog Friedrich Franz II. im Palais. Aus Repräsentationsgründen ließ Georg Adolf Demmler 1849 den südlichen Flügel anbauen, in dem sich der Goldene Saal befindet. Schon 1878/79 wurden durch Hermann Willebrand wieder umfassende Veränderungen am Gebäude vorgenommen, es erhielt nach dem Vorbild der französischen Renaissancearchitektur seine heutige Fassade. Danach war es notwendig, das Palais nochmals zu erweitern und als Witwensitz ("Marienpalais") der Großherzogin Marie (1850 bis 1922) einzurichten.
Nach der Abdankung des Großherzogs 1918 ging das Gebäude 1920 in das Landeseigentum über und war dann Sitz von Landesbehörden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Palais 1947 von der sowjetischen Kommandantur als Maxim-Gorki-Haus eröffnet und später dann in Haus der Kultur der Sowjetunion sowie danach in Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft (kurz DSF) umbenannt. Jahrzehntelang war besonders der Saal im Neustädtischen Palais eines der Zentren des gesellschaftlichen und des geselligen Lebens, hier fanden kulturelle Veranstaltungen statt, hier gab es Konzerte, Kleinkunstvorstellungen.
Nach 1990 nutzten die Stadtvertreter den Goldenen Saal für ihre Sitzungen. Bis 1998 war das Palais Sitz der Stadtverordnetenversammlung und des Stadtpräsidenten. Danach stand es leer, bis von 2003 bis 2008 eine komplexe Instandsetzung und Modernisierung des Gebäudes erfolgte, der Goldene Saal wurde denkmalgerecht saniert.
Seit 2006 ist das Justizministerium Hausherr des Neustädtischen Palais, somit ist das Haus nicht öffentlich zugänglich. Durch eine besondere architektonische Lösung ist der Goldene Saal über einen separaten Eingang und einen Lift unabhängig vom Ministerium für Besucher erreichbar. Genutzt wird der Goldene Saal für Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Empfänge.