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Der Schweriner Püsserkrug

Bald werden die Baumaschinen anrücken und der Schweriner Püsserkrug wird endgültig in Vergessenheit geraten. 

Der Püsserkrug war eines der ältesten Restaurants der heutigen Landeshauptstadt Schwerin und ein beliebtes Ausflugsziel. "Erbut Anno 1651, affbrennt 1907, wedder upbugt 1908" stand einst über dem Eingang des Hauses. Über 300 Jahre hat der Püsserkrug Geschichte geschrieben. Viele Restaurants und Kneipen existierten in Schwerin, der Püsserkrug hat sie alle überlebt. Über den Namen des Kruges gibt es viele Mutmaßungen, keine davon wurde jemals bestätigt. Die eindeutigste Erklärung findet sich in der Lage des Hauses neben dem Abfluss des Ostorfer Sees zum Faulen See, der als Püsselbeke bezeichnet wird.

Der Püsserkrug war ein gut gehendes Lokal am Treffpunkt der ehemaligen Straßen nach Hagenow, Ludwigslust oder Parchim. Die Bauern machten hier noch einmal Rast, nachdem sie ihre Waren auf den Schweriner Märkten verkauft hatten. Dabei soll es mitunter hoch her gegangen sein.

Schreckliches passierte 1831. Die tückische Infektionskrankheit Cholera grassierte im Lande. Am Püsserkrug zogen Wachen der Schützenzunft und der gerade erst gebildeten Bürgerwehr auf, um alle verdächtigen Reisenden einer mehrtägigen Quarantäne zu unterziehen. Die Stadt konnte damit erfolgreich von einer Seuche freigehalten werden.

Der Püsserkrug entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten immer mehr zu einem beliebten Ausflugslokal der Schweriner. Im Sommer bot der Biergarten unter den alten Bäumen schattige Plätze, im Winter konnten sich die Wanderer und Schlittschuhläufer vom Faulen oder Ostorfer See kommend bei einem Grog oder Glühwein aufwärmen.

1907 zerstörte ein Großfeuer den Püsserkrug (siehe Ansichtskarte). In der Festschrift zum 275-jährigen Jubiläum des Hauses erschien 1926 ein bewegendes Gedicht von Ernst Hamann in plattdeutscher Sprache:

Ok Du, oll Püsser!
Ach, mit dat Olle ward uprümt rasch!
Ok Du, oll Püsser, in Schott un Asch!
Min leiw oll Bräuding, nu liggst Du dor,
Un ick stah trurig an Dine Bohr.
Dor in de Gaststuw, wo dat noch swelt,
Heww ick mi mennig Glas Bier rinspelt.
Du sprökst heil prächtig von olle Tied,
Von de Franzosen, von Kiew un Striet.
Son hoges Oeller, dat sall man gelln,
Dor kann ein orig n’ Strämel vertelln.
Nu swiggst Du, Bräuding, nu liggst Du dor
Un ick stah trurig an Dine Bohr.

Der Wiederaufbau 1908 erfolgte unter Beachtung von Ratschlägen des Heimatbundes, wobei man die Ausmaße des alten Gebäudes im Grundriss beibehielt. Der vom Brand verschonte Saal wurde danach immer weiter ausgebaut und verändert. 1925 richtete man eine gemütliche Altdeutsche Bierstube ein. Mitte der 20er Jahre hatte der Püsserkrug ein eigenes Orchester, einen Saal und sogar Tennisplätze. Richard Schürmann hatte die Gastwirtschaft vom Vater und Großvater übernommen. Im Jubiläumsjahr 1926 war die Familie Schürmann schon 100 Jahre lang im Besitz des Kruges. Emmi Schürmann übereignete als Letzte 1949 Haus und Grundstück der Stadt. Zwischenzeitlich diente das Haus von 1943 an für zwei Jahre als "Ostarbeiterlager". Zwangsverschleppte Arbeitskräfte aus Polen und der Sowjetunion mussten die Rüstungsindustrie unterstützen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Püsserkrug als Gaststätte nicht mehr betrieben, zeitweilig waren ein Kindergarten bzw. eine KONSUM-Verkaufsstelle untergebracht, die noch bis in die 70er Jahre existierte. Jahre später war durch den Verfall keine Nutzung mehr möglich. 1981 erfolgte der Abriss.
Quelle: https://www.ansichtskartenversand.com/ak/100-Ansic...

Der auf den Bilder zu sehende Gebäudekomplex soll nach Informationen der Stadt Schwerin abgerissen werden.  

Weitere Infos zur Geschichte des Püsserkruges finden Sie hier:
Schweriner Püsserkrug

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