Musikverein berichtet von der Jagd auf „Moby Dick“
Wiedermal hat Dirigent Franz Bader, getreu nach dem Motto „Anspruchsvolles und Leichtes“, die Zuhörer am 8.Mai in der Bobinger Singoldhalle mit musikalischen Delikatessen überrascht.
Besonders groß waren die Erwartungen zu diesem fünfsätzigen Werk von W. Francis McBeth zu den Texten aus Herman Melvilles Roman „Moby Dick“ beim Galakonzert des Musikverein Bobingen. Es handelt sich um eine Originalkomposition für Blasorchester in fünf Sätzen, welche die Hauptfiguren des Romans beschreiben: Ishmael – Queequeg – Father Mapple – Ahab – The White Whale.
Wer den Filmklassiker mit Gregory Peck als Kapitän Ahab und Orson Welles in der Rolle des Predigers Mapple kennt, fühlte sich nach den von Karl Wegele zu jedem Satz vorgetragenen passenden Worte in das Geschehen geradezu eingebunden. Das Läuten der Kirchenglocken im 3. Satz und Chor der Kirchengemeinde, eine angenehme überraschende Gesangseinlage aus dem Blasorchester, und der Kontrast zum gewaltigen Crescendo im 5. Satz waren Umsetzung von geschriebenen Wort zu musikalischer Klangfülle.
Diese Klangfülle eines sinfonischen Blasorchesters öffnete die Herzen des Publikums mit „Morgenstimmung“, dem ersten Satz der „Peer Gynt-Suite“ von Edvard Grieg.
Zuvor erinnerte Hildegard Rottenegger in ihrer charmanten und informativen Moderation wie und wo diese Musik in Spielfilmen und sogar in der Werbung eingesetzt wurde.
Grieg beschreibt in diesem Satz, wie die Sonne durch die Wolken bricht. Franz Bader hat mit seinem Dirigat in diesem Arrangement für Blasorchester auch in den folgenden Sätzen, „Aases Tod“, „Anitras Tanz“ und „In der Halle des Bergkönigs“ den norwegischen Romantiker Edvard Grieg eindeutig erkennen lassen.
Dass ein Fagott in einem Blasorchester ein oft unterschätztes Instrument ist, konnte Dan Mossing, ein Austauschschüler aus den USA, mit dem Fagottkonzert F-Dur op. 75 von Carl Maria Weber eindeutig widerlegen.
Wunderbar gelöst gelang es Franz Bader, Solist und Orchester einander zu ergänzen. „Einer für alle und alle für einen“ hieß es im sinfonischen Blasorchester. Im letzten Teil, dem Rondo-Allegro, konnte Dan Mossing den ausgelassenen und heiteren Charakter des Satzes zeigen. Das Fagott darf sich hier von seiner komischen Seite zeigen, mit großen Tonsprüngen und den typischen "plappernden" Staccati. Auch in diesem Schlussrondo tauchen immer wieder ganz unerwartet wunderbare Melodien auf, kleine Themen, die schnell wieder verschwinden, alles eilt in rastlosem Drängen dem Ende zu. Nach diesem Soloauftritt Begeisterungsstürme beim Publikum.
Gleich zwei von dem Holländer Johan de Meij vertonte Literaturklassiker an diesem Abend waren einzigartig in ihrer Komposition und Interpretation durch das sinfonische Blasorchester. Obwohl Stücke wie „Der Herr der Ringe“ und „The Wind in the Willows“ auf eine natürliche Art und Weise aus dem Orchester zu entstehen schienen, ist der Schwierigkeitsgrad doch um einiges höher als es dem Zuhörer erscheint. Alles dreht sich bei de Meij um eine gute Balance zwischen den verschiedenen Instrumentengruppen, um rhythmische Präzision, um musikalische Leichtigkeit und um das Aufspannen großer musikalischer Bögen. Ganz und gar keine leichte Aufgabe, schon gar nicht für ein Amateur-Orchester! Um so erfreulicher war auch das Urteil zweier ehemaliger Mitglieder des Symphonieorchesters Augsburg, die dem Musikverein ein hohes Niveau zu diesem Programm bestätigten: „Der Franz Bader will hoch hinaus und die Jugend folgt ihm. Hervorragend!“, meinten Detlev Kubaczyk und Reiner Höfer. Letzterer war selbst Fagottist und kam eigentlich nur wegen Dan Mossing zum Konzert.
Mit dem Märchen „The Wind in the Willows“ setzte Komponist Johan de Meij die rührende Geschichte des Kinderbuch-Autors Kenneth Grahame in ein Werk in vier Sätzen für sinfonisches Blasorchester um. Ein Märchen von den Abenteuern der vier Freunde Ratty, Mole, Badger und Toad wurde auch märchenhaft vom Musikverein interpretiert. Heiterkeit im Publikum rief das Quaken von Mr.Toad (die Kröte) hervor, hier hervorragend von David Hoffmann und dem Posaunenregister imitiert.
Bereits mit 23 Jahren komponierte Maxime Aulio „Die drei Musketiere“ nach dem Roman von Alexander Dumas. Dieser jugendliche Elan ist in allen drei Sätzen spürbar, hervorragend umgesetzt vom bereits mehrfach ausgezeichneten Tuba-Quartett des Musikvereins. Wurde die Basstuba früher nur als Begleitinstrument gebraucht und seine Anwendung als Solo-Instrument weitgehend nur belächelt, so zeigten Harald Appelt, Stefan Berger, Florian Haas und Marco Korkisch hier die Ausdrucksfähigkeit der technischen Virtuosität der Tuba als Soloinstrument. Unerlässlich danach eine vom Publikum geforderte Zugabe: „El Capitan“ von John Philip Sousa.
Das gesamte Orchester unter Franz Bader hat an diesem Abend wieder gezeigt, dass sinfonische Blasmusik auf hohem Niveau in Bobingen beheimatet ist. Mit dem Marsch „Washington Post” von J. P. Sousa bedankte man sich bei seinem treuen Publikum.